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Westdeutsche Zeitung: Ärzte sollen beraten, nicht verkaufen = von Lothar Leuschen

Geschrieben am 15-10-2012

Düsseldorf (ots) - Deutschland leistet sich eines der teuersten
Gesundheitssysteme der Welt. Das ist gut so. Denn fast nirgendwo
sonst werden Patienten so umfassend versorgt, ist das Ärzte-Netz
trotz des Mangels auf dem Land so engmaschig, sind Mediziner so gut
ausgebildet und Krankenhäuser so gut ausgerüstet. Wer je im Ausland
krank geworden ist, weiß das Gesundheitswesen in Deutschland umso
höher zu schätzen.

Und doch ist manches faul im System. Es dreht sich zunehmend und
zu sehr ums Geld. Dafür sind die Verteilungskämpfe zwischen
Krankenkassen und Ärzteschaft in den vergangenen Wochen beredte
Zeugen. So kann der sicher falsche Eindruck entstehen, dass der
Mensch, also der Patient in manchen Arztpraxen aus dem Blickfeld
geraten ist.

Die Individuellen Gesundheitsleistungen (Igel) befördern diesen
Eindruck. Dabei ist im Grunde nichts dagegen zu sagen, dass
Zusatzleistungen von Krankenkassen nicht erstattet werden, wenn ihr
Nutzen nicht erwiesen ist. Die Messung des Augendrucks beispielsweise
führt eben nicht sicher zur frühzeitigen Diagnose von Grünem Star.
Auch beim Zahnarzt ist offenbar nicht alles notwendig, was möglich
ist.

Aber als Antwort auf allgegenwärtige Schicksale von Prominenten
und weniger Prominenten, die viel zu jung viel zu krank werden,
neigen viele Deutsche nun einmal dazu, sich mit Hilfe von Igel zu
beruhigen. Dafür bezahlen sie. Und der Arzt kassiert. Das ist in
Ordnung.

Schwierig wird es, wenn Ärzte ihren Patienten unnütze
Untersuchungen aufdrängen. So scheint es einer Umfrage der
Verbraucherzentralen zufolge in einigen Fällen zu sein. Das ist
misslich, weil Ärzte Vertrauen verspielen, ohne das eine erfolgreiche
Therapie kaum möglich ist. Damit schädigen sie nicht nur ihren
eigenen Ruf, sondern auch den der gesamten Ärzteschaft.

Ärzte sollen beraten, nicht verkaufen. Sie sollen informieren und
therapieren. Und sie sollen gemäß ihrer Ausbildung und der
Verantwortung, die sie tagtäglich tragen, gut bezahlt werden. Das
aber ist nicht die Aufgabe ihrer Patienten. Für das Einkommen der
Ärzteschaft, die noch nicht ausschließlich auf Privatpatienten setzt,
sind gesetzliche Krankenkassen und die kassenärztlichen Vereinigungen
zuständig. Die Igel-Umfrage zeigt, dass zu viele Ärzte das vergessen
haben.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de


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