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Schwäbische Zeitung: Die EU ist mehr als Papierkram - Kommentar

Geschrieben am 12-10-2012

Leutkirch (ots) - Was, die EU bekommt den Friedensnobelpreis?
Dieses bürokratische Monstrum? Das unsere Bauern mit
Landwirtschaftsnormen nervt! Das dem Einzelhandel die Krümmung der
Salatgurke vorschreiben will! Und das Hausbesitzer in abgelegenen
Gebieten mit teuren Regeln für die Abwasserentsorgung um den Schlaf
bringt! Aber die EU ist mehr als das.

Man mag über die Entscheidung des Osloer Komitees den Kopf
schütteln. So wie vor drei Jahren, als die gebildeten aber
zurückhaltenden Mitglieder tatsächlich meinten, Barack Obama den
Friedensnobelpreis zusprechen zu müssen. Damals führte er als
US-Präsident noch zwei Kriege, im Irak und in Afghanistan. Auch wirkt
es immer ein wenig verlegen, wenn eine Institution, oder noch
schlimmer: eine Behörde den Preis zugesprochen bekommt, so wie Ärzte
ohne Grenzen oder die Internationale Atomenergiebehörde, Preisträger
1999 und 2005.

Und dann stellen wir uns mal den EU-Präsidenten José Manuel
Barroso bei der Verleihung des Preises vor. Da waren Michail
Gorbatschow oder Nelson Mandela vielleicht doch die
leidenschaftlicheren Geehrten.

Aber trotz all dieser Vorbehalte gegen die Entscheidung aus Oslo,
zeigt das Komitee viel mehr Weitblick, als wir ihm nach einigen
fragwürdigen Entscheidungen der vergangenen Jahre bereit sind
zuzugestehen. Die Verleihung des Friedensnobelpreises 2012 regt
zumindest zum Nachdenken und Reden über Europa und die europäische
Idee an. Die Norweger haben eben dieses Mal nicht für
Freiheitskämpfer in Bolivien und russische Menschenrechtler votiert,
sondern für eine europäische Institution, die unser aller Alltag
betrifft. Niemand von uns muss das Monstrum in Brüssel lieben. Aber
die Idee dahinter verdient unsere Wertschätzung. Es ist die Vision
vom friedlichen Miteinander solcher Nationen, die sich im letzten
Jahrhundert bekämpft haben. Soll Herr Barroso sich den Preis abholen
und sich damit schmücken. Die Ehrung gilt dem Traum, den wir seit
über 60 Jahren leben - ganz bewusst oder auch ohne davon zu wissen.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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