(Registrieren)

WAZ: Merkel hat es leichter - Leitartikel von Ulrich Reitz

Geschrieben am 02-10-2012

Essen (ots) - Weshalb Peer Steinbrück es schwerer hat als Angela
Merkel und Gerhard Schröder? Der SPD-Mann wäre nie auch nur
Kanzlerkandidat geworden, hätte ein Parteitag seine Agenda vorher
absegnen müssen. Merkel muss nicht mal fragen, sie kann ihre CDU
quasi im Alleingang auf links drehen. Das wäre so, als würde
Steinbrück von der SPD erfolgreich den Wiedereinstieg in die
Atomkraft verlangen können. Weshalb das so ist? Die CDU hat zwar ein
Parteiprogramm, ist aber keine Programmpartei, sondern ein
Kanzlerwahlverein. Kanzler, also Macht und Erfolg vor Programm,
lautet bei den Christdemokraten die Reihenfolge. Das findet die SPD
furchtbar, so lange sie nicht regieren muss. Helmut Schmidt wie
Gerhard Schröder sehnten sich in ihrer jeweiligen Kanzlerschaft
phasenweise nach einer parteifreien Regentschaft. Schmidt strebte nie
den Parteivorsitz an, was vielleicht ein Fehler war. Schröder wollte
Parteitage durch ein Bündnis für Arbeit quasi überflüssig machen, was
misslang. Merkel muss die CDU nicht fürchten. Noch nie hat ein
CDU-Chef in so kurzer Zeit diese Partei derart verändert:
Atom-Ausstieg, Förderung erneuerbarer Energien, Mindestlohn,
Finanz-Transaktionssteuer, Frauenquote, und so weiter. Die
Gesellschaft, die politische Mitte, ist nach links gedriftet, die
CDU, rigoros geführt von Merkel, klaglos mit ihr. Schmidt hätte gegen
die SPD nie seine Wirtschafts-, Sozial- und Finanzpolitik ändern
können, um den sozialliberalen Bruch abzuwenden. Über die Entfremdung
zwischen Schröder und seiner Partei konnte sogar eine neue Partei
entstehen. Ändert Steinbrück seine Partei oder ändert die SPD
Steinbrück? Der Konflikt, siehe die Rentendebatte, ist erst einmal
vertagt. Er rückt damit näher an die Bundestagswahl. In der CDU ist
die Machtfrage geklärt, in der SPD nicht. Die Sozialdemokraten haben
ein Eigenleben und die Vorstellung, sich hinter ihrem nunmehr
wichtigsten Mann einfach mal einzureihen, ist den meisten von ihnen
fremd. Schon empfehlen manche Steinbrück, sich gegen die eigene
Partei mit dem Volk zu verbünden. Abgesehen von der Frage, wer das
Volk ist: So was kann funktionieren. Aber nicht in der SPD.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

421004

weitere Artikel:
  • NRZ: Revolution in Brüssel - ein Kommentar von PETER HAHNE Essen (ots) - Der Fortschritt ist eine Schnecke, die bei der Regulierung des Finanzsektors ganz besonders träge vorankriecht. Gut vier Jahre nach der Lehman-Pleite und dem Beinahe-Zusammenbruch des Weltfinanzsystems gibt es zwar ein paar paar neue Regeln für die Geldhäuser. Viel geändert aber hat sich in Wahrheit nicht. Die Welt ist noch immer weit davon entfernt, sich aus der gemeingefährlichen Umklammerung der Finanzindustrie zu lösen. Aber immerhin: Mit den gestern vorgelegten Plänen der EU und dem Banken-Vorstoß des SPD-Kanzlerkandidaten mehr...

  • Rheinische Post: Teure Reformen Düsseldorf (ots) - Mütterrente, Zuschussrente, Mindestrente - die Koalition doktert wieder einmal kräftig im Rentensystem herum. Nun soll eine Arbeitsgruppe aus Fachpolitikern - die wievielte Arbeitsgruppe ist das eigentlich? - einen großen Rentenkompromiss schmieden. Das Paket dürfte vor allem eines beinhalten: eine dicke Rechnung für den Beitragszahler. Die höheren Rentenanwartschaften für Mütter sind in der Union so gut wie beschlossen, die Zuschussrente von Frau von der Leyen wird ebenfalls in irgendeiner Form kommen. Es wäre mehr...

  • Rheinische Post: Pferdeseuche lange ignoriert Düsseldorf (ots) - Die Sperrung der Kölner Rennbahn und das Startverbot für das Erfolgspferd "Danedream" sind die spektakulären Folgen eines falschen Umgangs mit der Pferdeseuche, der wohlwollend verharmlosend genannt werden kann - aber in Wirklichkeit wohl als verantwortungslos bezeichnet werden muss. Der Erreger der "Ansteckenden Blutarmut für Einhufer" schleicht seit mindestens sechs Jahren in unbekanntem Ausmaß durch die Pferdeställe. Schon vor Jahren forderten Seuchenexperten von Tierärzten, Pferdebesitzern und Händlern mehr mehr...

  • Rheinische Post: Georgien hat gewählt Düsseldorf (ots) - Den Georgiern ist bei dieser Parlamentswahl etwas Bemerkenswertes gelungen. Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes wurde ein Machtwechsel mit friedlichen Mitteln erreicht. Die Oppositionspartei Georgischer Traum hat gesiegt und wird künftig regieren. In Russland, Weißrussland oder Kasachstan wäre das undenkbar. So widersprüchlich das klingt: Es ist auch das Verdienst des abgewählten Präsidenten Saakaschwili, dass dies so geschehen ist. Denn anders als in vielen postsowjetischen Ländern war der Wahlausgang mehr...

  • Rheinische Post: Chef der Innenministerkonferenz kritisiert Friedrichs Rechtsextremismus-These als "großen Fehler" Düsseldorf (ots) - Der Chef der Innenministerkonferenz, Lorenz Caffier (CDU), hat die These von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) zur "Unterwanderung" des Ostens durch Rechtsextremisten als falsch zurückgewiesen. "Die Reduzierung des Rechtsextremismus auf einzelne Regionen in Deutschland sehe ich als einen großen Fehler an", sagte Caffier der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Mittwochausgabe). Eine politische Stigmatisierung der östlichen Bundesländer helfe niemandem weiter. Er erinnerte daran, dass die mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht