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Westdeutsche Zeitung: Der Atom-Stresstest beunruhigt aus mehreren Gründen = von Martin Vogler

Geschrieben am 01-10-2012

Düsseldorf (ots) - Olkiuoto und Forsmark sind weit weg. Doch diese
besonders unsicheren Atomkraftwerke in Finnland und Schweden sind
möglicherweise nicht der Kern des Problems. Riskante Meiler gibt es
auch viel näher. Alle zwölf deutschen Kraftwerke haben zumindest
Nachbesserungsbedarf, was die Betreiber Millionen Euro kosten wird
und die Menschen ängstigt. Im nahen Frankreich, woher in Deutschland
häufig der Wind weht, ist der Standard noch schlechter. In Europa
insgesamt weisen fast alle Anlagen Mängel auf. Da reibt man sich die
Augen: Wie kann das passieren, nach den Sicherheitsgelübten, die nach
den Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima abgelegt wurden? Der
jetzt beendete Stresstest wurde erst nach dem Unglück in Japan
vereinbart. Die Arbeit daran soll, was nicht gerade für Offenheit
spricht, sehr schwierig gewesen sein. Den sogenannten
Stresstest-Beauftragten gelang es oft nicht, überhaupt in die
Kraftwerke zu gelangen. Insofern ist das Unbehagen, ob das Ergebnis
die volle Wahrheit zeigt, schwer auszuräumen. Deshalb beruhigt es nur
wenig, wenn Experten behaupten, es handle sich bei den monierten
Punkten weniger um alarmierende Mängel als um eben sehr detailliert
aufgeführte Verbesserungsvorschläge. Die Fakten müssen auf den Tisch.
Und zwar so, dass sie auch Laien verstehen. Leider ist genau das
nicht geplant. Demnächst präsentiert Energiekommissar Günther
Oettinger das Papier der EU-Kommission, schließt es gleich wieder
weg, um es Mitte Oktober beim Gipfel den Staats- und Regierungschefs
zu zeigen. Mit solch mangelnder Transparenz sorgt er für fast so viel
Misstrauen gegen Atomkraft wie es die Katastrophen erreichten. Auch
wenn für Deutschland der Ausstieg aus dieser Energieform klar ist,
können die Menschen nicht beruhigt sein. Radioaktiver Niederschlag
macht bekanntlich nicht an Grenzen halt - und vor allem Frankreich
mit seinen 19 Kraftwerken will weiterhin auf Atomkraft setzen.
Hierzulande könnte es auch aus völlig anderen Gründen ein
ernüchterndes Erwachen geben: Wenn nach dem Atom-Zeitalter wegen
schwankender Leistungen, etwa von Windkraftanlagen, die
Stromversorgung stundenweise zusammenbricht, kann die heute
undenkbare Frage kommen, ob der Atom-Ausstieg übereilt war.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de


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