(Registrieren)

Badische Neueste Nachrichten: Europas mächtigste Frau

Geschrieben am 17-09-2012

Karlsruhe (ots) - Andere waren zu diesem Zeitpunkt längst schon
wieder aus dem Amt ausgeschieden. Für die beiden CDU-Kanzler Ludwig
Erhard und Kurt-Georg Kiesinger war jeweils nach gerade einmal drei
Jahren im Kanzleramt Schluss, der Sozialdemokrat Willy Brandt musste
nach fünf Jahren zurücktreten und Gerhard Schröder war nach sieben
Jahren so angeschlagen, dass er sein Heil in vorgezogenen Neuwahlen
suchte, in denen er abgewählt wurde. Nun hat Angela Merkel ebenfalls
dieses "verflixte siebte Jahr" hinter sich, und es sind weder
Abnützungs- noch Ermüdungserscheinungen festzustellen, von Affären
oder Skandalen ganz zu schweigen. Schafft sie den Rest der
Legislaturperiode, hätte sie auch Helmut Schmidt, der bis heute als
moralische und politische Autorität geachtet wird, eingeholt. Dann
liegen nur noch Konrad Adenauer und Helmut Kohl vor ihr. Kaum einer
hätte das für möglich gehalten, als die Frau aus dem Osten, die keine
starke Hausmacht im Rücken hatte, vor zwölf Jahren zur neuen
CDU-Chefin gewählt wurde und bei den Bundestagswahlen 2002 dem
bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber als Kanzlerkandidat
den Vorrang lassen musste. Für viele Parteifreunde galt sie als
Übergangslösung, bis sich die Kräfte neu sortiert hatten. Doch
Merkel, die bei den vorgezogenen Wahlen 2005 nur knapp vor der SPD
landete, hat sich mit ihrer unaufgeregten und nüchternen Art im Amt
der Regierungschefin etabliert. Politik heißt für sie, Probleme zu
lösen. So einfach ist das. Innerparteiliche Konkurrenten gibt es
nicht mehr, gleichzeitig kann ihr fast schon egal sein, welches
Mitglied der SPD-Troika gerade die Nase vorne hat und welches
Schwergewicht, Steinbrück oder Steinmeier, in der SPD-internen Börse
als aussichtsreichster Kandidat für die Spitzenkandidatur gehandelt
wird. Sie wird nach den Bundestagswahlen entweder die Koalition mit
der FDP fortsetzen oder eine erneute Große Koalition mit der SPD
eingehen. Welches Gewicht, welches Ansehen und welche Bedeutung die
Bundeskanzlerin als Regierungschefin der mit Abstand größten und
stärksten Wirtschaftsmacht Europas weltweit mittlerweile hat, wurde
beim traditionellen sommerlichen Auftritt Merkels vor der
Bundespressekonferenz deutlich. Fragen zur Innenpolitik, zum Zustand
der Koalition, zur Zuschussrente oder zur Energiewende, die eine
gewisse nationale Relevanz haben, spielten nur am Rande eine Rolle,
es dominierten die Fragen der ausländischen Journalisten von China
über Japan bis Italien, Griechenland und Großbritannien, die sich aus
erster Hand ein Bild von Merkels Positionen in der Euro-Krise
verschaffen wollten. Und die Kanzlerin nutzte die Gelegenheit, ihren
Kurs zu erklären: Deutschland ist solidarisch, steht zum Euro,
plädiert für die Vertiefung der europäischen Integration, aber nur,
wenn die Euro-Partnerländer ihre Verpflichtungen einhalten, ihre
Haushalte konsolidieren und mit Reformen die eigene
Wettbewerbsfähigkeit stärken. Keine Hilfen ohne Gegenleistung. Und:
Es darf keine Überforderung Deutschlands geben, weil dies auch zum
Nachteil der Partner wäre. Die Gewichte verschieben sich. Was ist
schon die Zuschussrente gegen die Zukunft Europas? Deutschland hat
sich lange dagegen gewehrt, eine Führungsrolle auf dem Kontinent
einzunehmen. Und Angela Merkel, die Pfarrerstochter aus Templin,
wollte alles werden, nur nicht die starke Frau Europas, deren Worte,
erst recht deren Taten die Kurse der internationalen Börsen
bestimmen. Doch die Kanzlerin hat die Herausforderung angenommen und
stellt sich der Krise, nüchtern, unaufgeregt, an Lösungen
interessiert. Die Welt blickt auf sie - die mächtige Frau im
Kanzleramt -, die gar nicht daran denkt, ihren Platz dort so schnell
freizumachen. Wie einst Konrad Adenauer und Helmut Kohl.



Pressekontakt:
Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner
Telefon: +49 (0721) 789-0
redaktion.leitung@bnn.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

417931

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: Rechtsterror Ombudsfrau Barbara John fürchtet Demoralisierung der NSU-Opfer Halle (ots) - Die Ombudsfrau der Hinterbliebenen des NSU-Terrors, Barbara John, hat auf die demoralisierenden Folgen der jüngsten Informationspannen für die Familien der Opfer hingewiesen. "Das kommt sehr schlecht an", sagte sie der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Dienstag-Ausgabe) mit Blick auf die Ereignisse um den "Militärischen Abschirmdienst" (MAD) und das Berliner Landeskriminalamt. "Und es gibt die Vermutung, dass da noch mehr zurück gehalten wird." Bevor der NSU als Urheber der Morde an neun Migranten und mehr...

  • Saarbrücker Zeitung: Islamexperte Ceylan hält Aufführungsverbot für US-Schmähvideo für überzogen Saarbrücken (ots) - Der Islamexperte Rauf Ceylan hält ein mögliches Aufführungsverbot des US-Schmähvideos über den Propheten Mohammed in Deutschland für überzogen. "Ich bin skeptisch bei Verboten. Damit würde man den Film wichtiger machen, als er ist", sagte der Professor an der Uni Osnabrück der "Saarbrücker Zeitung" (Dienstag-Ausgabe). Gewaltausbrüche seien allerdings auch hierzulande nicht auszuschließen, so der Experte. "Fest steht, dass auch Extremisten wie die so genannte Bürgerbewegung pro Deutschland von der Situation mehr...

  • Friedrich: Alle Möglichkeiten für Aufführungsverbot des Schmäh-Videos prüfen/ Salafisten "hochgefährlich" Bonn (ots) - Bonn, 18. September 2012 - Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) will alle rechtlichen Möglichkeiten prüfen, um die Aufführung des islamfeindlichen Mohammed-Videos zu verbieten. "Es handelt sich hier um eine politische Demonstration. Deshalb halte ich es für angemessen, dass wir alle rechtlichen Möglichkeiten des Versammlungsrechts, des Ordnungsrechts prüfen, wie man dagegen vorgehen kann. Beziehungsweise wie man es so eindämmen kann, dass sie öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht gestört wird", sagte er mehr...

  • Gröhe: CDU gratuliert Wolfgang Schäuble zum 70. Geburtstag Berlin (ots) - Berlin, 18. September 2012 061/12 Anlässlich des 70. Geburtstags von Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble erklärt der Generalsekretär der CDU Deutschlands, Hermann Gröhe: Die CDU Deutschlands gratuliert dem Bundesminister der Finanzen, Dr. Wolfgang Schäuble, herzlich zu seinem 70. Geburtstag. Wir wünschen dem Jubilar alles erdenklich Gute, vor allem Gesundheit, Wohlergehen und Gottes Segen. Wolfgang Schäuble gehört zu den profiliertesten Politikern in Deutschland. Seit nunmehr 40 Jahren vertritt mehr...

  • Reichtumsbericht: Bündnis Umfairteilen warnt vor Spaltung Berlin (ots) - Als Bestätigung seiner Kritik an der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft bewertet das Bündnis "Umfairteilen" die heute bekannt gewordenen Zahlen des neuen Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung. Das Bündnis bekräftigt seine Forderung nach einer deutlich stärkeren Steuerbelastung reicher Haushalte in Deutschland. "Wenn es überhaupt noch eines Beleges für die Möglichkeit und die Notwendigkeit der Umverteilung in Deutschland bedurft hätte, so ist dieser nun mit dem amtlichen Armuts- und Reichtumsbericht mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht