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Westdeutsche Zeitung: Die arabische Welt ist in Aufruhr = von Anja Clemens-Smicek

Geschrieben am 13-09-2012

Düsseldorf (ots) - Wie war die westliche Welt geradezu
euphorisiert, als der Arabische Frühling auf immer mehr Länder
übergriff. Innerhalb kürzester Zeit wurden Diktaturen und autoritäre
Systeme gestürzt, wurden mehr oder weniger freie Wahlen abgehalten
und Reformen beschlossen. Die internationale Staatengemeinschaft
träumte schon von Demokratien nach westlichem Verständnis. Wenn die
Politik aber ehrlich ist, muss sie sich eingestehen, dass an
Stabilität und Rechtstaatlichkeit in den betroffenen Ländern nicht zu
denken ist. In der Ära nach Mubarak, Gaddafi & Co. genügt ein
Schmuddel-Video dubioser Herkunft über den Propheten Mohammed, um die
arabische Welt in Aufruhr zu versetzen. Unschuldige werden getötet,
US-Einrichtungen gestürmt. Allen voran die USA, die an vorderster
Front daran mitwirkten, amerikafreundliche Regierungen zu
installieren, stehen nun vor den Scherben ihrer Politik. Sie
verlieren zunehmend an Einfluss in der Region und müssen erleben, wie
die gewählten Volksvertreter in Ägypten und Libyen mit wachsweichen
Worten die Ausschreitungen verdammen - und ansonsten die Hände in den
Schoß legen. Dabei drohen die jüngsten Gewaltexzesse die Stabilität
in der gesamten Region zu gefährden. Überraschen kann das nicht. In
Ägypten kamen Islamisten an die Macht, die keine demokratische Bilanz
vorweisen können und dem Westen eher feindlich gesinnt sind. In
Libyen herrscht ein Machtvakuum, und die Übergangsregierung ist zu
schwach, als dass sie den islamistischen Extremisten die Stirn bieten
könnte. Das erinnert fatal an die Hydra aus der griechischen
Mythologie. Der Saga nach wuchsen ihr gleich zwei Köpfe nach, wenn
ihr ein Kopf abgeschlagen wurde. Für die radikalen Vertreter des
Islam ist es ein Leichtes, mit einfachen Mitteln Hass zu säen und die
Gemäßigten auf ihre Seite zu ziehen. Es gibt nur zwei Gruppen, die
diese Gewaltspirale durchbrechen können: die neuen Machthaber selbst,
die Härte gegenüber den Fundamentalisten zeigen müssen. Und die
muslimischen Intellektuellen, deren Wort Gewicht hat. Und der Westen?
Der sollte aus den Entwicklungen in der arabischen Welt die Lehre
ziehen, dass sich zivilgesellschaftliche Strukturen nicht so einfach
überstülpen lassen. Vor allem aber sollte er besonnen reagieren.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de


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