(Registrieren)

AOK Baden-Württemberg untergräbt Arzt-Patienten-Verhältnis

Geschrieben am 30-08-2012

Berlin (ots) - Die Altersabhängige Makula-Degeneration (AMD) ist
die häufigste Augenerkrankung in Deutschland, allein 50.000
Bundesbürger erkranken jährlich an der sogenannten "feuchten" AMD,
die unbehandelt schnell zur Erblindung führen kann. In den Jahren
2006 und 2007 wurden die Medikamente Macugen und Lucentis zugelassen,
die in den Augapfel gespritzt werden (Intravitreale operative
Medikamentenapplikation - IVOM). Sie können die feuchte AMD zwar
nicht heilen, aber in den meisten Fällen das Fortschreiten verhindern
oder verlangsamen.

Seit dem 1. Mai 2012 wird Augenärzten ein IVOM-Vertrag der AOK
Baden-Württemberg angeboten (www.qmbw.de/vertraege). Die Krux: Der
Vertrag belohnt es, wenn das wesentlich billigere Medikament Avastin
verwendet wird, das für die Augenheilkunde nicht zugelassen ist. So
kann ein Arzt beispielsweise aufs Jahr gerechnet mit einem Bonus von
knapp 30.000 Euro rechnen, wenn er monatlich 35 Injektionen bei
AOK-Patienten durchführt und dabei auf die beiden zugelassenen
Medikamente verzichtet. Fällt die Entscheidung auf Avastin,
profitiert also der Arzt.

Der Patient dagegen hat von der Entscheidung für das nicht
zugelassene Avastin keinen Vorteil, im Gegenteil: Er verzichtet nicht
nur auf die Produkthaftung des Herstellers, sondern erklärt sich
zudem ausdrücklich damit einverstanden, dass "bestimmte
Nebenwirkungen" häufiger auftreten können und voraussichtlich mehr
Spritzen notwendig sind. So steht es zumindest in der
Muster-Einwilligungserklärung, die den Vertragsärzten zur Verfügung
gestellt wird. Einen Hinweis auf die Bonus-Regelung sucht man darin
vergeblich.

Nach Ansicht der Präsidentin des Deutschen Blinden- und
Sehbehindertenverbandes, Renate Reymann, ist die zuständige
Aufsichtsbehörde gefragt: "Das baden-württembergische
Sozialministerium kann nicht einfach zuschauen, wie hier versucht
wird, das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient zu
untergraben!"

Der IVOM-Vertrag stößt in eine "Abrechnungslücke", denn bisher
konnten sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung und der
GKV-Spitzenverband nicht auf eine Abrechnungsziffer für die
Intravitreale Medikamentenapplikation einigen. Mehr Infos zum
Konflikt um die AMD-Therapie und Tipps für Patienten unter
www.dbsv.org/makula



Pressekontakt:
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV)
Volker Lenk
Pressesprecher
Tel. 030 / 28 53 87-140
Fax 030 / 28 53 87-200
E-Mail v.lenk@dbsv.org


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

414493

weitere Artikel:
  • Altersblindheit: "Dieser AOK-Vertrag ist für Patienten eine Mogelpackung" Aachen (ots) - Mit einem vertraglich zugesicherten, finanziellen Bonus will die AOK Baden-Württemberg Augenärzte belohnen, wenn diese von Altersblindheit bedrohte Patienten aus rein ökonomischen Gründen mit einem nicht zugelassenen Medikament behandeln, obwohl zugelassene Therapien zur Verfügung stehen. Die Patienten werden über diese Bonus-Regelung jedoch nicht informiert. Ein entsprechender Facharzt-Vertrag, der zur Zeit im Sozialministerium von Baden-Württemberg geprüft wird, ist daher nach Auffassung der Selbsthilfeorganisation mehr...

  • Straubinger: Jobwunder Deutschland Berlin (ots) - Heute hat die Bundesagentur für Arbeit die Arbeitsmarktdaten für August 2012 bekannt gegeben. Dazu erklärt der arbeitsmarktpolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Max Straubinger: Jobwunder Deutschland: Weniger Arbeitslose, mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, fast 500.000 offene Stellen. Die Staatsschuldenkrise im Euroraum wirft noch keinen spürbaren Schatten auf den deutschen Arbeitsmarkt. Deutschland bleibt die Wachstumslokomotive Europas. Besonders gut geht es den Menschen mehr...

  • "Risikobereitschaft junger Unternehmer nicht durch neue Steuerbelastungen zerstören", erklärt Kurt J. Lauk, Präsident des Wirtschaftsrates der CDU Berlin (ots) - Zur Diskussion um die Einschränkung gründerfreundlicher Rahmenbedingungen für Start-up-Unternehmen erklärt der Präsident des Wirtschaftsrates, Kurt J. Lauk: "Risikobereitschaft junger Unternehmer nicht durch neue Steuerbelastungen zerstören" "Deutschlands Wirtschaft ist so stark, weil wir einen starken Mittelstand haben", sagt Kurt J. Lauk, Präsident des Wirtschaftsrates der CDU e.V. "Damit das so bleibt, brauchen wir gründerfreundliche Rahmenbedingungen. "Um so schlimmer ist es, dass bestehende Wettbewerbsvorteile mehr...

  • Statt Steuergeschenke für die Industrie: endlich Anreize zur Gebäudesanierung für Wohnungseigentümer setzen Berlin (ots) - Pressemitteilung Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) hat Bund und Ländern vorgeworfen, alle Bemühungen um mehr Energieeffizienz in Wohngebäuden durch eine Mischung aus Desinteresse, Inkompetenz und Kompromissverweigerung weiter vor die Wand zu fahren. Dies habe auch der so genannte Energiegipfel im Kanzleramt in dieser Woche ein weiteres Mal eindrucksvoll bestätigt. Nach Informationen der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation ist es in der Sommerpause erneut nicht gelungen, zwischen Bund und Ländern eine mehr...

  • WAZ: Die Linkspartei will mit SPD und Grünen regieren Essen (ots) - Die Linkspartei will mit SPD und Grünen regieren. Eine entsprechende Initiative der Parteichefs Katja Kipping und Bernd Riexinger wird von Partei- und Fraktionsvize Sahra Wagenknecht unterstützt. "Die Leute sollen wissen, woran sie bei den Linken sind", sagte sie den Titeln der WAZ-Mediengruppe (Freitagausgaben). Der Kurs von Kipping und Riexinger, die in einem Diskussionspapier für eine Koalition mit SPD und Grünen plädieren, "entspricht genau unserem Parteiprogramm". Schon 2009 habe ihre Partei gesagt, unter welchen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht