(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Die Rentenkasse ist keine Sparkasse / Leitartikel von Jochim Stoltenberg

Geschrieben am 29-08-2012

Berlin (ots) - Wozu sind eigentlich Gesetze gut, die Politiker
nicht gelten lassen wollen, wenn es ernst wird? Und was sind das
eigentlich für Politiker, die sich nicht an das halten wollen, was
sie selbst beschlossen haben? Fragen, die sich angesichts des heftig
entbrannten Streits über die Senkung des Beitragssatzes für die
Rentenversicherung aufdrängen. Dank guter Wirtschaftskonjunktur und
folglich verbesserter Arbeitsmarktlage ist die nationale Alterskasse
prall gefüllt. Ihre "eiserne Reserve" wird sich bis Ende des Jahres
auf etwa 30 Milliarden Euro summieren. Weit mehr, als die gesetzlich
vorgeschriebene Mindestrücklage von 1,5 Monatsausgaben erzwingt. Für
diesen Fall verlangt die Gesetzeslage, den Rentenbeitragssatz zu
senken. Daran hat sich die Bundesregierung gestern gehalten. Sie hat
eine Kürzung von derzeit 19,6 Prozent auf 19 Prozent auf den Weg
gebracht. Dafür gibt's Beifall, aber auch Pfiffe. Die SPD, noch
unterstützt von Teilen der CDU, will dem Gesetz nicht folgen und es
über den Bundesrat umgehen. Mit dem treuherzigen Versprechen, das
Geld für wieder schlechtere Zeiten (demografischer Wandel) lieber auf
die hohe Kante zu legen, als es den Beitragszahlern zurückzugeben.
Frei nach Goethe hör ich die Botschaft wohl, allein mir fehlt der
Glaube. Milliarden-Überschüsse in der Rentenkasse über Jahre bunkern?
So viel Bescheidenheit und Vorsorgedenken widerspricht aller
Erfahrung mit Politik. Früher oder später wird die Versuchung zu
groß, aus der übervollen Rentenkasse die nächsten Wahlgeschenke zu
bezahlen. Nachhaltigkeit in der Rentenpolitik ist ein ehrenwerter
Vorsatz. Doch leider einer mit größtem Vergesslichkeitsfaktor.
Deshalb tut die Bundesregierung gut daran, sich an das Gesetz zu
halten und den Beitragszahlern (hälftig Arbeitnehmer und Arbeitgeber)
zurückzugeben, was ihnen zusteht. Es wäre zudem endlich einmal ein
Signal aus der bürgerlichen Koalition, dass der Staat keine "Raupe
Nimmersatt" ist. Mag die Beitragssenkung in der Summe auch eher
bescheiden sein, kündet sie doch davon, dass dem Bürger endlich
wieder ein Stück mehr Freiheit im Umgang mit seinem Einkommen
zugestanden wird. Mancher wird den "Bonus" sogar für die eigene
Altersvorsorge einsetzen, wozu der Staat angesichts des
demografischen Wandels doch auch so dringlich rät. Er belastet viele
Durchschnittsverdiener seit Langem bei der Lohnsteuer über Gebühr.
Jetzt darf nicht auch noch die Rentenkasse zu einem von den Bürgern
gespeisten Füllhorn werden. Warum die SPD im Verbund mit den
Gewerkschaften so entschieden gegen die Beitragssenkung kämpft, hat
auch mit den Wahlen im kommenden Jahr zu tun. Sie gönnen der
Koalition eben nichts. Und dass Saarlands CDU-Sozialminister Andreas
Storm als Speerspitze der Unionskritiker die Vorlage aus dem Hause
von der Leyen so heftig attackiert, könnte auch sehr persönliche
Gründe haben. Er ist mit der Ministerin in herzlicher Gegnerschaft
verbunden, seit sie ihn als ihren Staatssekretär kaltgestellt hat.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

414374

weitere Artikel:
  • Das Erste, Donnerstag, 30. August 2012, 5.30 - 9.00 Uhr Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) - 7.05 Uhr, Otto Fricke, FDP, Thema: Haushalt 2013 8.05 Uhr, Volker Beck, Bündnis 90/Die Grünen, Thema: Menschenrechte Pressekontakt: WDR Presse und Information, Kristina Bausch, Tel. 0221-220-7121 Agentur Ulrike Boldt, Tel. 02150 - 20 65 62 mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: Alte Muselspiele Karlsruhe (ots) - Man kann nur hoffen, dass auf dem Papier bleibt, was einige von Mitt Romneys Beratern als Programm formulieren. Der Welt stünden sonst vier, vielleicht sogar acht turbulente Jahre bevor. Die neue Bescheidenheit der USA wäre passé. Neues multilaterales Denken würde alten Muskelspielen à la George W. Bush weichen. Angenommen, Romney gewinnt im November die Wahl, dies wären mögliche Folgen: ein Handelskrieg mit China, eine Eiszeit im Verhältnis zu Russland, ein Waffengang am Persischen Golf. Darauf läuft zumindest mehr...

  • Rheinische Post: Krankenkassen werfen Ärzten im Honorarstreit fehlende Verhandlungsbereitschaft vor Düsseldorf (ots) - Der Vize-Chef des Spitzenverbandes der Krankenkassen, Johann-Magnus von Stackelberg, hat den Ärzten im Streit um die Honorare mangelnde Verhandlungsbereitschaft vorgeworfen. "Dass diverse Verbände der Ärzte-Lobby bereits mit Streik drohen, lässt befürchten, dass es ihnen nicht um eine Verständigung am Verhandlungstisch geht", sagte Stackelberg der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe). Vielmehr gehe es ihnen "um das einseitige Durchsetzen ihrer Honorarinteressen gegen die Beitragszahler", mehr...

  • Rheinische Post: Krankenkassen werfen Ärzten im Honorarstreit fehlende Verhandlungsbereitschaft vor Düsseldorf (ots) - Der Vize-Chef des Spitzenverbandes der Krankenkassen, Johann-Magnus von Stackelberg, hat den Ärzten im Streit um die Honorare mangelnde Verhandlungsbereitschaft vorgeworfen. "Dass diverse Verbände der Ärzte-Lobby bereits mit Streik drohen, lässt befürchten, dass es ihnen nicht um eine Verständigung am Verhandlungstisch geht", sagte Stackelberg der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe). Vielmehr gehe es ihnen "um das einseitige Durchsetzen ihrer Honorarinteressen gegen die Beitragszahler", mehr...

  • Saarbrücker Zeitung: Bundesregierung verschont die Banken - keine Testkunden Saarbrücken (ots) - Die Bundesregierung hat offenbar ihre Pläne endgültig auf Eis gelegt, mit verdeckten Ermittlern der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Beratung der Banken zu überprüfen. Wie die "Saarbrücker Zeitung" (Donnerstag) berichtet, sollen für das Vorhaben in dieser Legislaturperiode keine Mittel mehr zur Verfügung gestellt werden. Das geht laut Zeitung aus der Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage der Grünen hervor. Demnach werde zwar weiter geprüft, ob mit einer "gesetzlichen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht