(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Endlich Taten statt Worte für Europa / Leitartikel von Jochim Stoltenberg

Geschrieben am 24-08-2012

Berlin (ots) - Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch
endlich Taten sehen ...", lässt Goethe in seinem "Faust" den
Theaterdirektor mahnen. Und schon drängt sich eine gedankliche Brücke
zum griechischen Trauerspiel unserer Tage auf: Zu lange und zu oft
haben die Regierungen in Athen versprochen, ihr Land zu reformieren,
es "Euro-tauglich" zu machen. Doch an den verfilzten, korrupten
Strukturen hat sich kaum etwas geändert. Mit vielen guten Worten war
Ministerpräsident Antonis Samaras gestern in Berlin. Heute ist er in
Paris auf Bitt-Tour - für mehr Geduld und Zeit bei den misstrauischen
Kreditgebern. Doch auch hier: Mehr als ein paar wohlmeinende
Äußerungen und mahnende Worte, gemachte Versprechungen endlich
tatkräftig umzusetzen, bekommt er weder in Berlin noch in Paris zu
hören. Selbst wenn es Bundeskanzlerin Angela Merkel gewollt hätte -
neue finanzielle Zusagen, nicht einmal einen zeitlichen Aufschub zur
Umsetzung der Auflagen kann sie sich derzeit angesichts der
öffentlichen Meinung leisten. 71 Prozent der Deutschen lehnen
Griechenlands Wunsch nach zeitlicher Streckung der Spar- und
Reformpakete ab, fast ebenso viele (72 Prozent) neue Finanzhilfen.
Eine Stimmungslage ähnlich der in Merkels eigener Koalition. Wenn
nicht noch ein Wunder geschieht, scheint Griechenland für den Euro
verloren, das Land dem wirtschaftlichen und sozialen Ruin ausgesetzt,
bürgerkriegsähnliche Unruhen nicht ausgeschlossen. Die letzte
Hoffnung aller Betroffenen ruht auf dem September-Bericht der Troika
aus Vertretern von EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem
Währungsfonds. Darin wird Bilanz gezogen über die
Sanierungsfortschritte. Nur wenn die positiv ausfällt, hat
Griechenland weitere Solidarität verdient und wären neue
Stützungsmaßnahmen politisch durchsetzbar. Doch eines ist klar: Mit
Sparaktionen, die bislang besonders Arbeitnehmer, Staatsdiener und
Rentner treffen, kommt Hellas nicht wieder auf die Beine. Nur wenn es
gelingt, die daniederliegende Wirtschaft zu beleben, hat das Land
eine Zukunftsperspektive - und ihre Gläubiger weniger Sorge vor
Totalverlusten. Auch dazu wird wieder Hilfe von außen unerlässlich
sein. Aber private Investitionen und weitere EU-Gelder zur
Modernisierung der Wirtschaftsstruktur setzen eben voraus, dass
Griechenland wieder vertrauenswürdig ist. Ist das also das Ende der
Erfolgsgeschichte Europa? Während sich eine ganze
Politiker-Generation schwertut, dem europäischen Traum auch Taten
folgen zu lassen, ist die junge Generation des Kontinents längst
weiter. Wie unbeschwert, das zeigt dieser Tage zum Beispiel die
"Campus Party Europe" in den Hangars des ehemaligen Flughafens
Tempelhof. Man muss nicht alles verstehen, was bei diesem größten
europäischen Treffen von Computerfreaks in Berlin getrieben wird.
Aber eine Botschaft ist unüberhörbar: Wir, die junge Netzgeneration,
kennen keine Grenzen, wir gehören untrennbar zusammen. Das zumindest
weckt Hoffnungen angesichts der drohenden Tragödie auf der
politischen wie wirtschaftlichen Bühne Europas.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

413584

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Heikle Grenzfotos Düsseldorf (ots) - Während der Sommerferien sind Tausende Deutsche mit dem Auto in die Niederlande gereist - etliche von ihnen wurden beim Überfahren der Grenze fotografiert. Sie hatten vielleicht ein ungutes Gefühl angesichts der neuen Kameras. Ob sie aber tatsächlich aufgezeichnet wurden, lässt sich bis heute nicht nachvollziehen, weil es für niemanden sichtbar ist, wer abgelichtet wird. Die neue Technik der niederländischen Grenzpolizei ist mindestens heikel, Datenschützer halten sie sogar für unzulässig. Auch wenn die örtlichen mehr...

  • Rheinische Post: Ersehntes Urteil Düsseldorf (ots) - Der norwegische Attentäter Anders Behring Breivik muss für seine 77 Morde ins Gefängnis, und das ist genau das Urteil, das er sich erhofft hatte. Breivik wollte nicht als geisteskrank gelten, sondern sich weiter als ideologisch motivierter Kämpfer gegen Überfremdung stilisieren können. Aber auch die meisten Norweger, allen voran die Angehörigen der Opfer, wünschten sich Breivik lieber im Gefängnis statt in der Psychiatrie. Die Experten waren sich nicht einig - jeweils zwei Gutachten plädierten für und gegen die mehr...

  • Rheinische Post: Warten auf die Troika Düsseldorf (ots) - Bundeskanzlerin Angela Merkel wird in wenigen Wochen die wichtigste Entscheidung ihrer siebenjährigen Amtszeit treffen (müssen). Wie Deutschland als Hauptgarant der Finanzhilfen die Reformen in Athen bewertet, entscheidet über die Zukunft des Landes und über die Zukunft des Euro. Mehr Zeit (und Geld) für Athen, oder der erzwungene Austritt aus dem Euro? Ob die Finanzmärkte einen Abgang Griechenlands aus dem Währungsverbund als Stärkung des Euro interpretieren und die Krise so entschärft wäre, oder der "Grexit" als mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Breivik-Urteil Bielefeld (ots) - Anders Behring Breivik hat das Urteil mit einem nur schwer zu ertragenden Lächeln quittiert. Der Massenmörder hat es geschafft: Er gilt als zurechnungsfähig. Seine monströse Tat war also nicht die eines unzurechnungsfähigen Psychopathen, sondern die eines gewissenlos und berechnend vorgehenden Killers. Es gehört zu den vielen Widersprüchlichkeiten des Prozesses, dass auch die überwältigende Mehrheit der Opfer-Angehörigen den Richterspruch mit Genugtuung aufgenommen hat. Sie forderten Gerechtigkeit - wenn es diese mehr...

  • Ostthüringer Zeitung: Bundesregierung verschiebt Rentenangleichung - Antwort auf parlamentarische Anfrage offenbart, dass das Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag von Schwarz-Gelb "nicht absehbar" ist Gera (ots) - Berlin. Die Bundesregierung glaubt offenbar nicht mehr an ein einheitliches Rentensystem in Ost und West in dieser Legislaturperiode, also bis September 2013. Das geht aus der Antwort des parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf eine Anfrage von Dagmar Enkelmann hervor. Die Bundestagsabgeordnete der Linken hatte wissen wollen, mit welchem gesetzgeberischen Zeitplan die Unions-/FDP-Regierung ihr Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag umsetzen will. Der Staatssekretär antwortete unter anderem, eine Regelung, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht