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Westdeutsche Zeitung: Putin hat nach dem Pussy-Riot-Prozess ein gewaltiges Problem - Russland verspielt seine Reputation Ein Kommentar von Martin Vogler

Geschrieben am 19-08-2012

Düsseldorf (ots) - Stricken für Pussy Riot? Selbst diese Art der
Solidarität für die verurteilten russischen Musikerinnen gibt es. Im
Internet kursieren Anleitungen, wie man die für die Frauen typischen
bunten Hauben aus 150 Gramm flauschiger Merinowolle stricken kann.
Diese Randnotiz beweist, wie konzentriert und kritisch die Welt auf
Russland blickt.

Dabei ist es unerheblich, wie es um die künstlerische Qualität von
Pussy Riot steht. Klar macht bereits der Name - der sich frei mit
weiblichem Aufruhr übersetzen lässt -, dass hier jemand anecken will.
Das ist gelungen. Doch die Band kämpft weniger als die ursprünglich
amerikanische Riot-Bewegung nur für den Feminismus, sie ist auch eher
nebenbei wegen Blasphemie mit den Kirchen in Konflikt geraten. Sie
kennt jetzt nur den Gegner Wladimir Putin und sein wenig
demokratisches System. Und sie hat das Zeug dazu, den russischen
Staat zu erschüttern.

Egal, ob das Strafmaß reduziert wird, der Schaden für Moskau ist
gewaltig. Der Kreml hat das Maß der internationalen Empörung
unterschätzt und damit soeben gewonnen geglaubte Reputation
verspielt. Die offenbar noch tief verwurzelten totaliären Denkweisen
führen zu absurd anmutenden Konfrontationen, die sich auch in Fotos
zeigen: Zwischen den Musikerinnen und ihren Bewacherinnen scheinen
kulturelle und geistige Welten zu liegen.

Der russische Staat wirkt im Umgang mit den Protesten hilflos. Dem
verhafteten Oppositionsführer und Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow
vorzuwerfen, er habe einen Polizisten gebissen, kann in aufgeklärten
Ländern nur Heiterkeit erzeugen. Putin wird lernen müssen, dass
Härte, wie er sie auch gegen den ehemaligen Oligarchen Michail
Chodorkowski mit Schauprozess und langer Haft zeigte, seine Welt
nicht heil lassen wird. Mit stalinistisch anmutendem Gebaren ist
Russland für den Rest der Welt kein Partner, dem man den Willen zur
Modernisierung glaubt.

Für Deutschland und andere demokratische Staaten wird es schwer
werden, auf dieses Regime zu setzen. Schon werden Rufe nach
Sanktionen laut. Umdenken muss sein. Vor allem bei einem Ex-Kanzler:
Gerhard Schröder hat hoffentlich seine auch geschäftliche Verbindung
mit dem "lupenreinen Demokraten" Putin endlich bereut.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2371
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de


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