(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: In Syrien geht es längst nicht mehr nur um den Sturz Assads = von Anja Clemens-Smicek

Geschrieben am 06-08-2012

Düsseldorf (ots) - Keine zwei Monate hat sich der syrische
Ministerpräsident Riad Hidschab im Amt gehalten - jetzt setzte er
sich wie etliche andere zuvor aus dem Führungszirkel von Baschar
al-Assad ins Ausland ab. Die Machtbasis des Regimes in Damaskus
erodiert. Womöglich ist es nur noch eine Frage von Wochen oder gar
Tagen, bis die Aufständischen ihre Fahne auf dem Präsidentenpalast
hissen werden. Die Frage ist nur: Welche Fahne? Denn in Syrien geht
es nicht mehr darum, einen autokratischen Herrscher zu stürzen. Aus
dem Bürgerkrieg ist längst ein Religions- und Stellvertreterkrieg
geworden. Ein Krieg, der auf dem Rücken der Zivilbevölkerung
ausgetragen wird und gefährliche Folgen hat für die gesamte Region.
Letztlich ist es ein Kampf um die Vormachtstellung im Mittleren Osten
mit Saudi-Arabien und seinen sunnitischen Partnern auf der einen und
dem schiitischen Iran auf der anderen Seite. So beliefern Riad und
Katar die einzelnen Rebellen-Gruppierungen munter mit Waffen, Geld
und Material. Warum? Weil ein sunnitisch-regiertes Syrien ein
Bollwerk wäre gegen Teheran und die schiitische Hisbollah im Libanon.
Weil mit einem starken Partner in Damaskus die Macht Teherans über
die globalen Ölmärkte begrenzt würde. Auch Russland hat strategische
und geopolitische Interessen. Moskau hält an seinem Verbündeten Assad
fest, weil es den Einfluss des Westens begrenzen will. Jetzt rächt es
sich, dass sich die Staatengemeinschaft in den vergangenen Jahren
nicht um die russischen Befindlichkeiten geschert hat - weder in
Fragen der Nato-Erweiterung noch beim Aufbau einer Raketenabwehr. Man
muss kein Prophet sein um zu ahnen, dass Syrien nach dem Sturz Assads
zu einem Pulverfass wird. Ein Krieg zwischen den
Religionsgemeinschaften dürfte Jordanien, Irak, Libanon und nicht
zuletzt das Nato-Mitglied Türkei destabilisieren. Zudem wittern die
Radikal-Islamisten die Chance, ihre Ideologie im Schlüsselland des
Mittleren Ostens zu verankern. So werden die vermeintlichen Sieger,
die sich in religiösen und ideologischen Fragen spinnefeind sind, für
den Westen weder berechenbare Verbündete sein, noch für ein
friedensstiftendes Gleichgewicht in der Region sorgen. Von Demokratie
ganz zu schweigen.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

410265

weitere Artikel:
  • Allg. Zeitung Mainz: Überfällig, aber... / Kommentar zur Überprüfung des Sozialstaats Mainz (ots) - Wenn die Leistungen eines Sozialstaats zu einem "Sozialdickicht" verkommen, dann ist etwas faul im Lande. Das dürfte unzweifelhaft sein. Doch was ist ein Sozialdickicht? Wer beurteilt, ob es ein Sozialdickicht gibt? Der Städte- und Gemeindebund spricht im Zusammenhang mit den Sozialleistungen hierzulande von einem Sozialdickicht. Er muss es eigentlich wissen, denn es sind die Städte und Kommunen, die den Löwenanteil dieser Leistungen zu erbringen haben - und daran irgendwann zu ersticken drohen. Sie fordern deshalb, mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Angevot der Linken an die SPD Halle (ots) - So durchsichtig das Manöver der siechenden Linken sein mag, ihr Angebot weist die immer selbstbewusster auftretende SPD auf ein ziemlich ernstes Problem hin: 13 Monate vor der nächsten Wahl im Bund fehlt ihr eine echte Machtoption. Egal, wie der Kanzlerkandidat heißt, absehbar ist, dass er neben den Grünen einen weiteren Koalitionspartner benötigt: Deshalb sollte die SPD jetzt nicht den Fehler begehen, zu harsch auf das Angebot der Linken zu reagieren. Pressekontakt: Mitteldeutsche Zeitung Hartmut Augustin mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zur Dessauer Fördermittelaffäre Halle (ots) - Die juristische und politische Aufarbeitung der Affäre steht aber erst am Anfang. Auch die Staatsanwaltschaft muss - so kompliziert die Materie ist - dreieinhalb Jahre nach Beginn der Ermittlungen endlich zu Ergebnissen kommen: also entweder Anklagen erheben oder schlüssig begründen, warum alles nicht so schlimm ist. Genauso wichtig ist die Arbeit des Untersuchungsausschusses, den der Landtag auf Antrag der Linken einrichten wird. Denn es drängen sich Fragen auf, die beantwortet werden müssen. Pressekontakt: mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zur Mars-Mission Halle (ots) - Kommt der Mensch auf Ewigkeit allein mit seiner Erde und ihren Angeboten aus? Der Mars lohnt. Nicht heute, nicht morgen, überübermorgen. Vielleicht. Natürlich nicht, wenn man das alles durch die kaufmännische Brille der Gegenwart sieht. Aber hätte der Mensch seit der Steinzeit immer nur Kosten-Nutzen-Rechnungen aufgestellt, säße er heute noch im Fell am Feuer. Der Mensch muss immer wieder über die Stränge schlagen. Jetzt eben auf dem Mars. Pressekontakt: Mitteldeutsche Zeitung Hartmut Augustin Telefon: 0345 565 mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld)zu Gabriels Euro-Vorschlag Bielefeld (ots) - Der eine gibt den Staatsmann, der andere den Fachmann, der dritte den Krawallmann. Und am Ende sind nicht nur die SPD ratlos, sondern auch ihre potenzielle Wählerschaft. Denn widersprüchliche Äußerungen über die Zukunft der Europäischen Währungsunion, über Prinzipien und rote Linien gibt es genug. Da braucht es keine SPD. Eine Haftungsunion, wie Sigmar Gabriel sie für europäische Schulden vorschlägt und wie Steinmeier und Steinbrück sie bisher stets abgelehnt haben, wäre sicher nach dem Geschmack Hollandes, Montis, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht