(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Zwangsanleihen und Vermögensabgaben sind kontraproduktiv = von Lothar Leuschen

Geschrieben am 11-07-2012

Düsseldorf (ots) - Zur Eurokrise ist alles gesagt. Von jedem.
Dieser Eindruck hätte in den vergangenen Wochen und Monaten zumindest
entstehen können. Aber es gibt immer noch ein paar findige Geister,
die in schlechten Zeiten mit noch schlechteren Wortbeiträgen
Aufmerksamkeit erheischen wollen. Einige davon arbeiten im Deutschen
Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).

Vor ein paar Tagen waren es 160 Wissenschaftler, die in seltener
Eintracht der Bundesregierung die Leviten gelesen haben, um einen Tag
später von 15 mindestens ebenso namhaften Wissenschaftlern eines
besseren belehrt zu werden - versuchsweise, versteht sich. Welcher
Gelehrte lässt sich schon gern vom Gegenteil der eigenen
Unfehlbarkeit überzeugen?

Das alles ist geübte Praxis und in mehr als 60 Jahren
erfrischender Demokratie aus dem Politikbetrieb bestens bekannt.
Dennoch ist nicht nachvollziehbar, was die Experten vom DIW geritten
haben mag, sich allen Ernstes für eine Zwangsanleihe Vermögender beim
Staat starkzumachen. Abgesehen davon, dass die Politik mit so einem
Versuch im Jahre 1984 vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert
ist, verhilft Populismus in der Regel zu eher zweifelhaftem Ruhm. Und
der ist meistens auch nur von kurzer Dauer.

Selbst in Zeiten wie diesen ist außer der Linken noch keine
politische Gruppierung dem Reflex verfallen, den Staat mit dem Geld
der Reichen zu versorgen. Und das hat nichts mit Freundlichkeit zu
tun, sondern mit der Erkenntnis, dass Geld im Notfall schneller weg
ist als die Politiker im Bundestag ihre Hand heben können.
Frankreichs neuer Präsident François Hollande macht gerade die
Erfahrung, wie seine Ankündigung wirkt, den Spitzensteuersatz auf bis
zu 75 Prozent anzuheben. Nun legen viele wohlhabende Franzosen ihr
Geld in Großbritannien an.

Was für Frankreich nicht gut ist, wäre auch für Deutschland
schlecht, ebenso für Spanien, Italien und Griechenland. Wenn Staaten
feststellen, dass sie zu wenig Geld haben, helfen zwei Maßnahmen. Die
eine ist, weniger Geld auszugeben. Die andere ist ein verständliches
Steuersystem, das jeden Bürger, jedes Unternehmen nach Kräften an den
Kosten des Gemeinwesens beteiligt - mit vernünftigen Regeln, ohne
Ausnahmen.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

406229

weitere Artikel:
  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: So viele Single-Haushalte wie noch nie in Deutschland Mal allein schlafen ist in Ordnung LENNART KRAUSE Bielefeld (ots) - Single sein heißt nicht alleine sein. Das es 2011 mehr Haushalte denn je gab, in denen nur eine Person lebt, ist daher völlig in Ordnung. Es ist weder Anzeichen für eine anonymere Gesellschaft, noch sollte bei Geburtenzählern Panik ausbrechen. Denn der Wunsch nach etwas Einsamkeit ist in unserer schnelllebigen Gesellschaft nur gesund. Das zeigt besonders das Beispiel der Großstädte. Dort ist die Single-Haushaltsquote am höchsten. In Berlin oder Hamburg ist aber auch das Angebot außerhalb der Wohnung am größten. mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Sächsischer Verfassungsschutz-Präsident tritt zurück Einmaliges Staatsversagen PETER GÄRTNER Bielefeld (ots) - Bislang hatte sich der sächsische Verfassungsschutz nicht viel vorzuwerfen - zumindest offiziell. Zwar konnte sich das NSU-Terror-Trio jahrelang im Freistaat versteckt halten und von dort aus seelenruhig seine Mordserie vorbereiten. Doch die eklatantesten Fehler wurden von den Kollegen im Nachbarland Thüringen begangen, die nicht in der Lage waren, die vielen Hinweise zu den untergetauchten Neonazis professionell auszuwerten. Auch immer neue Schlampereien der Sicherheitsdienste, ein erschreckendes Kompetenzwirrwarr mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Zwangsanleihen für Reiche Ende der Schonzeit WOLFGANG MULKE, BERLIN Bielefeld (ots) - Die Idee einer Sondersteuer für Reiche ist nicht neu. Doch inzwischen sprechen immer mehr Argumente für eine zusätzliche Belastung der oberen Zehntausend. Unser Steuersystem ist darauf ausgelegt, dass jeder Steuerbürger entsprechend seiner Leistungsfähigkeit vom Fiskus zur Kasse gebeten wird. Dieses Prinzip ist in den letzten 20 Jahren zunehmend außer Kraft gesetzt worden. Schlupflöcher für Großverdiener sind zwar weitgehend gestopft worden, doch immer noch überweisen sie im Durchschnitt allenfalls 35 Prozent ihres mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Zweifelhafter Vorschlag - Kommentar Leutkirch (ots) - Mit der Idee zur Zwangsanleihe katapultiert sich das DIW zurück in die 1920er-Jahre, als der Staat seine Bürger noch zur Kasse bitten musste, um die Folgen des Ersten Weltkriegs zu bezahlen. Die Maßnahme hatte schon damals ihre Tücken. Die Inflation vernichtete das Geld der Verleiher. Im Jahr 2012 klingt der Vorschlag zur Lösung der Schuldenkrise schlicht absurd. Vertretern der Linkspartei mag die Idee zwar besonders gefallen. Schließlich gründet deren Weltanschauung darauf, dass Vermögen per se eine schlechte Charaktereigenschaft mehr...

  • Schwäbische Zeitung: CDU muss Affäre Mappus klären - Leitartikel Leutkirch (ots) - Es kommt jetzt knüppeldick für Stefan Mappus. Seit gestern ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue gegen den früheren Ministerpräsidenten. Langsam sollte es auch den letzten noch verbliebenen Kämpen des Mappus-Lagers klar werden, dass die Wahlniederlage 2011 mit der japanischen Atomkatastrophe von Fukushima nur vordergründig zu erklären ist. Sehr viel mehr hat sie mit der Hybris des Ex-Regierungschefs zu tun. Die Informationen über den selbstgefälligen Verhandlungsstil nach Gutsherrenart mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht