(Registrieren)

NRZ: Politik am falschen Ort - Kommentar zum Euro-Rettungsschirm von Peter Hahne

Geschrieben am 10-07-2012

Essen (ots) - Nun also Karlsruhe. Wo Ökonomen versagen und eine
hochemotionale öffentliche Debatte geführt wird, soll das
Bundesverfassungsgericht über die Zukunft Europas entscheiden. Denn
darum geht es im Kern bei den Klagen gegen den dauerhaften
Rettungsschirm ESM und den Fiskalpakt. Es geht um die Frage, ob die
Regierung  den richten Ausweg aus der Euro-Krise gewählt hat und ob
eine vertiefte europäische Integration mit der deutschen Verfassung
vereinbar ist.

Schon heute kann man absehen: Die
Verfassungsrichter um Andreas Voßkuhle sind damit heillos
überfordert. Denn ihnen wurde keine juristische, sondern in Wahrheit
eine zutiefst politische Entscheidung aufgebürdet. Auch das
Grundgesetz ist mit Blick auf die Fortentwicklung Europas nicht
eindeutig und bedarf der Auslegung. Nicht nur der rechtlichen,
sondern auch der politischen. Mit den Werkzeugen des Rechts allein
wird sich deshalb nicht klären lassen, ob Fiskalpakt und ESM den
Kontinent auf den rechten Weg oder endgültig in den Abgrund führen.
Mögen sich die Richter auch noch so lange Zeit nehmen und beteuern,
"ohne Zorn und Eifer", also gleichsam im politischen Vakuum zu
entscheiden. Das ist bei diesem Thema gar nicht möglich. Geben sie
den Klägern Recht, werden ESM und Fiskalpakt sterben. Das können die
Richter nicht verantworten. Am Ende wird Karlsruhe Berlin deshalb
grünes Licht geben. Die politische Verantwortung für ein Scheitern
der Rettungspolitik kann das Bundesverfassungsgericht nicht
schultern. Inhaltlich darf man mit guten Gründen bedauern, wenn
Karlsruhe die Klagen abweist. Denn die Kläger monieren zu Recht die
fortschreitende Entmachtung des Parlaments. Auch gibt es gute Gründe
für die Annahme, dass der Fiskalpakt Europa ökonomisch immer tiefer
in die Krise treibt. Aber wirklich wissen kann das  keiner. Kein
Ökonom. Kein "Experte". Und auch kein Verfassungsrichter. Die Politik
muss ihre Entscheidungen schon selbst verantworten. Deshalb sollte
auch nicht in Karlsruhe über die Zukunft Europas entschieden werden.



Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion

Telefon: 0201/8042616


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

405988

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Satiremagazin »Titanic« und dem Papst Bielefeld (ots) - Papst Benedikt XVI. wird vermutlich noch nie in seinem Leben eine Ausgabe des Satiremagazins »Titanic« in seinen Händen gehalten haben. Damit hat er nichts verpasst. Das Blatt will witzig sein, provozieren und möglichst viele Exemplare verkaufen. Diesmal wurde das Oberhaupt von weltweit 1,8 Milliarden registrierten Katholiken der Lächerlichkeit preisgegeben und schamlos dazu benutzt, um 100 000 Leser in Deutschland zu unterhalten. Nicht nur die Grenzen des guten Geschmacks wurden überschritten: Gefühle der Gläubigen mehr...

  • Ostsee-Zeitung: Kommentar zu Karlsruhe Rostock (ots) - Eile ist die Tüchtigkeit von Stümpern, philosophierte schon der amerikanische Schriftsteller Ambrose Bierce vor etwa 100 Jahren. Genau vor diesem Fehler hütete sich gestern das oberste deutsche Verfassungsgericht. Indem sich die Karlsruher Richter mehr Bedenkzeit einräumten, bremsten sie gegen den ausdrücklichen Willen der Regierung den permanenten Rettungsschirm ESM aus. Eigentlich sollte der noch in diesem Monat in Kraft treten. Tatsächlich scheint die europäische Politik unter einer Zwangsneurose zu leiden - nämlich, mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Extremismus in Sachsen-Anhalt Halle (ots) - Junge Rechtsextreme wenden sich zwar von der Partei ab - schließen sich aber nun etwa losen Bündnissen wie den Aktionsgruppen an. Die sind schwerer zu beobachten - und würden auch nicht von einem NPD-Verbot berührt. Insofern gibt es keinen Grund, im Kampf gegen Rechtsextremismus nachzulassen. 45 826 Sachsen-Anhalter haben die NPD gewählt. Die verschwinden nicht, nur weil die NPD darbt. Pressekontakt: Mitteldeutsche Zeitung Hartmut Augustin Telefon: 0345 565 4200 mehr...

  • RNZ: Die Haltung der Karlsruher Richter tut gut Heidelberg (ots) - Es tut gut, wie der Zweite Senat unter Vorsitz von Andreas Voßkuhle sich Zeit nimmt. Wie das höchste deutsche Gericht das Zeitdiktat der Finanzwelt ablehnt und stattdessen eine genaue Prüfung verspricht. Allerdings werden die Richter mit ihrer geradezu stoischen Haltung lediglich der Ernsthaftigkeit des Themas gerecht. Es geht hier nicht nur um Geld. Es geht um die Verfassungsrechte des Bundestages. Es geht darum, ob Bürger künftig weiter mitbestimmen dürfen, was der Staat mit ihrem Geld macht - oder ob dieses mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Korruption und Wirtschaft Halle (ots) - Wenn es um den Kampf gegen Bestechung geht, singen Wirtschaftslobbyisten gern das Klagelied über zu starke Regulierung: Mag sein, dass offene Informationspolitik die stärkste Waffe gegen weltweite Schmiergeldzahlungen ist. Aber, warnt manch Unternehmer gern, wenn ausgerechnet die deutschen Konzerne offenlegen müssten, an welchen Auslandsfirmen sie beteiligt sind und was genau sie zahlen und verdienen - dann schade das ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Mit derlei Argumenten ist Anfang des Jahres ein neuerlicher Versuch an Schwarz-Gelb mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht