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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Thema "Erbgut-Test für Ungeborene"

Geschrieben am 09-07-2012

Bielefeld (ots) - Für werdende Eltern scheint es eine gute
Nachricht zu sein, dass jetzt ein neuartiger Test auf den Markt
kommt, der ohne Risiko für Mutter und Kind das Down-Syndrom
nachweisen kann. Medizinisch gesehen ist das sicherlich ein großer
Fortschritt. Doch der »Praenatest« hat auch gefährliches Potenzial:
Er ist ein Türöffner für eugenische Selektion - in vielleicht nicht
mehr so ferner Zukunft könnten die Menschen darüber bestimmen, welche
Anlagen und Eigenschaften ihre Kinder haben sollen. Die
vorgeburtliche Diagnostik ist ein Wachstumsmarkt, denn das
Durchschnittsalter der Gebärenden und damit das Auftreten von
Chromosomenabweichungen wie der Trisomie 21 - besser als Down-Syndrom
bekannt - steigt stetig an. Kaum jemand zweifelt daran, dass der
»Praenatest« auf großes Interesse bei Eltern stoßen wird - und die
ohnehin schon hohe Zahl der Abtreibungen bei positiver Trisomie
21-Diagnose wachsen wird. Dabei ist dieser Test erst der Anfang. Mit
einem kürzlich publizierten Verfahren amerikanischer Forscher ließen
sich, wenn es denn einmal zuverlässig anwendbar ist, die Anlagen für
mehr als 3000 genetische Erkrankungen nachweisen. Und damit auch
nicht-krankheitsbezogene Anlagen wie zum Beispiel das Geschlecht.
Bislang bezieht sich die vorgestellte Studie auf eine Probe aus der
18. Schwangerschaftswoche. Die Wissenschaftler sind aber davon
überzeugt, dass ihre Vorgehensweise prinzipiell auch bei Blutproben
aus der achten Schwangerschaftswoche aussagekräftig sein wird - bis
zur 14. Schwangerschaftswoche ist Abtreibung in Deutschland
straffrei. Es könnte eine sehr lange Liste der Krankheiten sein, der
Eigenschaften, der Anlagen, die nach unseren geltenden Maßstäben und
Vorstellungen als nicht »normal« gelten, die wir also mithin unseren
Kindern nicht wünschen. Wer aber soll künftig bestimmen, welche
Wahrnehmung von Normalität noch vernünftig ist? In Indien und China
etwa werden schon heute die meisten Abtreibungen vorgenommen, weil
die ungeborenen Kinder einen - nach dortiger Lesart - nicht
hinnehmbaren Gendefekt haben: Sie sind Mädchen. Der gefährlich
ungefährliche Test eröffnet eine furchtbare Vision - die
Schwangerschaft auf Probe. Irgendwann könnten mit Hilfe
vorgeburtlicher Gendiagnostik alle chronischen Krankheiten und
Behinderungen ausgeschlossen werden - wir werden uns aussuchen, ob
unser Kind ein Junge oder ein Mädchen sein soll, ob es braune Augen
oder blonde Haare hat oder auch ob es später einmal musikalisch oder
sportlich sein wird. Noch schützen in Deutschland Gesetze das
ungeborene Leben vor sogenannten Lifestyle-Tests. Doch der
»Praenatest« legt bereits jetzt fest, welches Leben künftig nicht
mehr sein darf: Kinder mit Down-Syndrom, auch wenn sie wie andere
Kinder lachen und weinen, lesen und schreiben können, Schauspieler
werden oder sogar promovieren. Das können wir nicht wollen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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