(Registrieren)

WAZ: Europa driftet auseinander - Kommentar von Ulrich Reitz

Geschrieben am 02-07-2012

Essen (ots) - Als Frankreichs Regierungschef gemeinsam mit seinem
italienischen und spanischen Kollegen die deutsche Kanzlerin beim
Euro-Gipfel über den Wachstumspakt in die Knie zwang: Wusste Hollande
da schon, dass seinem Land Milliarden Euro fehlen? Eventuell so
viele, dass Frankreich in Gefahr gerät, selbst unter den
Rettungsschirm zu müssen? Kämpfte er also aus höchst eigenem
Interesse für ein Europa als Schuldenunion? Man sollte an dieser
Stelle einen Moment lang nachdenken über den Wachstumsbegriff, den
die Südländer im Unterschied zu Deutschen, Finnen oder Österreichern
pflegen. Für Hollande, Monti und Co. ist Wachstum das, wofür der
Staat durch höhere Schulden sorgt. Für Deutschland ist Wachstum das,
was geschieht, wenn der Staat durch Reformen Arbeitnehmern und
Arbeitgebern die Möglichkeit eröffnet, Gewinne zu erwirtschaften. So
sah es auch noch Schröder, so sieht es wohl nicht mehr Gabriel. Für
die SPD ist dieser Wandel riskant: Wenn ausgerechnet wird, wie viel
das Staats-Wachstum verbunden mit den lässigeren Euro-Spielregeln den
deutschen Steuerzahler kosten kann. Frankreich gerät in Schieflage,
Griechenland will nachverhandeln, Zypern will unter den
Rettungsschirm, wobei seine maroden Banken nicht einmal
systemrelevant sind, also gerettet werden müssten, weil sonst alles
andere zusammen bricht. Zypern zeigt, wie wichtig eine europäische
Bankenkontrolle ist, die Merkel durchgesetzt hat - leider ihr
einziger Erfolg. Deshalb nimmt Merkels Macht ab: Immer mehr ihrer
eigenen Leute, auch aus der Führung, wollen ihr nicht mehr folgen.
Der andere Grund: In Europa haben sich die Koordinaten dramatisch
verschoben. Sarkozy stand im Zweifel auf Merkels Seite, Hollande eben
nicht. Monti war einst Merkels Verbündeter, jetzt ist er ihr größter
Gegner. Es sieht im Moment so aus, als bewege sich Europa in die
falsche Richtung, auseinander nämlich. Man mag sich nicht vorstellen,
was passiert, wenn es so weiter geht.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

404513

weitere Artikel:
  • Ostsee-Zeitung: Kommentar zum Verfassungsschutz Rostock (ots) - Über Jahrzehnte waren die Kapitel über den Linksextremismus in den Verfassungsschutzberichten des Bundes und der Länder ausführlicher als die Beurteilung der Neonaziszene. Dass dort, bei den Nazis modernen Typs, die dumpfe Gewaltbereitschaft angeschwollen ist und sich bei drei Terroristen in einer langen Mordserie entladen hat, hat niemand wahrgenommen oder wollte niemand wahrnehmen. Verfassungsschutzpräsident Heinz Fromm hat nun die politische Verantwortung dafür übernommen, dass in seiner Behörde nicht nur geschlampt mehr...

  • NRZ: Fromms Schachzug - ein Kommentar von MIGUEL SANCHES Essen (ots) - Ein Bauernopfer kann ein nützlicher Schachzug sein. Innenminister Hans-Peter Friedrich hätte ihn irgendwann getan. Der Bauer, von dem hier die Rede ist, kam ihm gestern zuvor. Heinz Fromm geht in Rente, weil ihm die Alternative klar wurde: Unendliches Gezerre um Aufklärung der Reißwolf-Affäre beim Verfassungsschutz. Ein Neuanfang wäre dem Präsidenten nicht möglich gewesen. Er ist zu alt, sein Parteibuch (SPD) bietet keinen Schutz, im Gegenteil, und seine Autorität war angegriffen. Immerhin war ihm ein kapitaler Fehler mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Deutschland braucht Kinder - Kommentar Leutkirch (ots) - In Deutschland werden weniger Kinder geboren als je zuvor - trotz des vielen Geldes, mit dem der Staat die Zeugungsbereitschaft fördern will. Überraschend ist die Entwicklung kaum. Von der Leyens Elterngeld oder das von der CSU anvisierte Betreuungsgeld ändern nichts an der latenten Kinderfeindlichkeit im Lande. Paare, die einen Kinderwunsch äußern, werden oft von ihren Freunden für verrückt gehalten, weil der Nachwuchs angeblich alle Freizeitträume zerstört. Keifende Zeitgenossen erregen sich über Kinderspielplätze. mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Der Geheimdienst braucht Kontrolle - Leitartikel Leutkirch (ots) - Ob jemand beim Verfassungsschutz etwas verschlampt oder vertuscht hat: Das Ergebnis bleibt zunächst dasselbe. Die Akten - geschreddert oder verlegt - sind erst mal weg. Aber während der Schlamperei Fahrlässigkeit zu Grunde liegt, setzt das Vertuschen ein aktives, bewusstes Handeln voraus. Darin liegt ein großer qualitativer Unterschied. Wenn Verfassungsschützer Aktenmaterial zur rechtsextremistischen Mörderbande NSU vernichtet haben, nachdem diese aufgeflogen war, dann legt das den Verdacht sehr nahe, dass es sich mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Was haben die zu verbergen? / Leitartikel von Jochim Stoltenberg Berlin (ots) - Die Verfassungsschützer haben verspielt, was für Schlapphüte in einer Demokratie am wichtigsten ist: Vertrauen der Bürger in deren Arbeit. In diesem Fall ist ein Urteil angebracht, das ansonsten inflationär missbraucht wird. Es ist ein Skandal, was sich das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) mit der Vernichtung von Akten über V-Leute im Zusammenhang mit dem Rechtsextremismus in Thüringen und damit über mögliche Verbindungen auch zum Zwickauer NSU-Mördertrio geleistet hat. Dass jetzt, vier Tage nach Bekanntwerden mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht