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Westdeutsche Zeitung: Der unsinnige Zuschuss für die private Pflegeversicherung = Von Peter Kurz

Geschrieben am 05-06-2012

Düsseldorf (ots) - Wer sich gegen einen Löwen verteidigen will,
tut gut daran, dem angreifenden Tier nicht nur kleine Steinchen
entgegenzuschleudern. Doch genau so verhält sich die schwarz-gelbe
Koalition bei ihrem Plan für einen "Pflege-Riester", mit dem sie ein
gewichtiges Problem zu lösen vorgibt: Die Finanzierung von
Pflegekosten, die die Angehörigen eines Pflegebedürftigen leicht in
den finanziellen Ruin treiben können.

Wer als Pflegebedürftiger in ein Pflegeheim kommt, erhält zwar je
nach Pflegestufe bis zu 1550 Euro aus der Pflegeversicherung. Doch
weil ein Heimplatz locker bis zu 4000 Euro kosten kann, bleibt für
die Angehörigen oft eine Finanzierungslücke von mehr als 2000 Euro.
Monat für Monat. Da schmilzt das Vermögen schnell dahin. Die
Lebensplanung einer ganzen Familie wird auf den Kopf gestellt.

Für dieses Problem gibt es freilich schon länger eine Lösung: die
private Pflege-Zusatzversicherung. Weitsichtige haben längst eine
entsprechende Police. Doch nicht jeder kann es sich leisten, die
Prämie zu bezahlen, die je nach Lebensalter bei Vertragsabschluss
weit über 50 Euro monatlich liegen kann. Dagegen nimmt sich eine
Zulage von jährlich 60 Euro lächerlich aus. Ein Betrag, der auch in
Zukunft niemanden, der mit seinem Geld haushalten muss, zu einem
Vertragsabschluss bewegen wird.

Mitnehmen werden die Hilfe andere: diejenigen, die sich einen
Vertrag schon heute leisten können. Und die Anbieter der Verträge,
die mehr Spielraum für Beitragserhöhungen bekommen.

Besonders ärgerlich wird die Sache dadurch, dass der Staat auf
diesem Wege nicht nur 100 Millionen Euro jährlich verprassen wird,
sondern gleichzeitig mit der anderen Hand für eine unsinnige Maßnahme
noch viel mehr Geld zum Fenster hinauswirft - jährlich 1,5 Milliarden
Euro Betreuungsgeld. Ein absurdes Geschenk an Eltern, die etwas
unterlassen, was doch für die Entwicklung des Kindes so wichtig wäre:
ein Kita-Angebot zu nutzen.

Mit diesem Betrag ließe sich bei der Pflegevorsorge Nützliches
anstellen. Es ließen sich viel dringendere Notlagen bekämpfen. Da
könnten deutlich dickere Steine zur Problembekämpfung geschleudert
werden. Aber so sind die vielen kleinen Steinchen in der Summe ein
Haufen verschleudertes Geld.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de


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