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Westdeutsche Zeitung: Ein Präsident gibt Orientierung = von Martin Vogler

Geschrieben am 31-05-2012

Düsseldorf (ots) - Dass sich ein Bundespräsident derart deutlich
von seinem Vorgänger distanziert, wie es Joachim Gauck gegenüber
Christian Wulff tut, ist bemerkenswert. Das Zitat, wonach der Islam
zu Deutschland gehöre, war schon 2010, als es zum bedeutungsschweren
Tag der Deutschen Einheit fiel, von vielen als überzogene Sichtweise
gewertet worden. Christian Wulff hatte reichlich Kritik dafür
einstecken müssen. Möglicherweise markiert dieser Satz sogar den
Stimmungsumschwung in Deutschland, der nach einer langen Kette von
nicht immer glücklichen Geschehnissen und ebensolcher medialer
Aufbereitung zum Rücktritt Christian Wulffs führte.

Gauck verpackt seinen Widerspruch zu Wulffs Position diplomatisch,
indem er betont, durchaus die Intention seines Vorgängers zu teilen.
Auch er sehe es als deutsche Wirklichkeit, dass hier viele Muslime
leben. Doch tatsächlich bezieht Gauck eine andere Position als Wulff.
Letzteren konnte man nämlich so interpretieren, dass er dem Islam den
gleichen Stellenwert wie den christlichen Religionen in Europa
einräumen will und somit eine Säule der abendländischen Kultur in
Frage stellt. Das war zumindest in der Funktion als Staatsoberhaupt
äußerst ungeschickt. Es ist gut, dass sein Nachfolger das relativiert
hat, auch weil er damit die Integrations-Debatte ein Stück
entkrampft.

Denn Deutschland mit seiner geringen Geburtenrate ist nicht nur
auf Einwanderer angewiesen, sondern muss auch einen Weg finden, diese
Menschen optimal ankommen zu lassen. Wie Gauck richtig sagt, gehört
zur Integration nicht nur, hier Steuern zu zahlen, sondern auch gerne
in Deutschland zu leben. Ebenso fordert der neue Präsident, dass die
Migranten die Rechte und Freiheiten schätzen, die sie hier - oft im
Gegensatz zur Ihren Herkunftsländern - genießen.

Dank dieser deutlichen Worte haben alle eine klare Orientierung:
Von Überfremdungs-Ängsten verunsicherte Deutsche hat er ein Stück
beruhigt. Den Einwanderern hat er signalisiert: Ihr seid willkommen,
aber bitte versucht, die deutsche Sprache und Kultur zumindest zu
akzeptieren - sie anzunehmen wäre noch besser. Gaucks Botschaft
lautet weiter: Migranten müssen ihre Wurzeln nicht verleugnen, doch
eine intolerante Parallelkultur darf keine Chance haben.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de


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