(Registrieren)

115. Deutscher Ärztetag in Nürnberg eröffnet

Geschrieben am 22-05-2012

Berlin (ots) - "Wir Ärzte stehen für Therapiefreiheit, freie
Arztwahl und Freiberuflichkeit. Wir wollen Pluralität statt
Einheitsversicherungen. Wir wollen einen sozial geregelten, gerechten
Wettbewerb, aus dem heraus Fortschritt und Zukunft erwachsen können."
Das sagte Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der
Bundesärztekammer, bei der heutigen Eröffnung des 115. Deutschen
Ärztetages in Nürnberg. In seiner Rede forderte Montgomery den Erhalt
des dualen Krankenversicherungssystems von gesetzlichen Krankenkassen
und Privatversicherungen. Derzeit gebe es keine wirkliche
Zwei-Klassen-Medizin. "Die würde aber sofort entstehen, wenn in einer
Einheitsversicherung in Zukunft Bürokraten entschieden, wie
Fortschritt und Zukunft auszusehen hätten", warnte Montgomery. Die
Bürgerversicherung sei nichts anderes, als der "Turbolader" für die
Zwei-Klassen-Medizin.

Montgomery kündigte an, dass sich der diesjährige Deutsche
Ärztetag intensiv mit Finanzierungsfragen der Krankenkassen
beschäftigen und sich in die gesundheitspolitische Debatte
einschalten werde. "Wenn dann im Herbst dieses Jahres die Parteien
ihre Wahlprogramme schreiben, dann müssen wir sehr genau darauf
achten, dass ausreichend Freiheitselemente in sozialer Gerechtigkeit
in diesen Programmen auftauchen", sagte der BÄK-Präsident. Die
Freiheit ärztlicher Entscheidungen in medizinischen Fragen sei
zugleich eine Grundfreiheit der Patienten. "Wie soll denn ein
Patient, aufgeklärt und wissend, frei und mündig etwas zu seiner
eigenen Zukunft entscheiden, wenn er nicht weiß, ob der Arzt der ihn
berät und behandelt, als Sachwalter der Interessen des Patienten
auftritt oder nicht als Vertreter des Staates oder der
Krankenkassen?"

In diesem Zusammenhang verwies Montgomery auf die anstehende
höchstrichterliche Entscheidung, ob freiberuflich tätige Ärzte bei
der Ahndung von Korruptionsfällen als "Beauftragte" der Krankenkassen
gelten sollen. "Auf den ersten Blick hätte niemand Mitleid mit
Ärzten, die ihre Patienten so verraten und auch wir setzen uns für
eine konsequente Bestrafung von klar dokumentierten und
nachgewiesenen Delikten dieser Art ein." Brandgefährlich sei es aber,
Ärztinnen und Ärzte generell zu Erfüllungsgehilfen oder Beauftragten
von Krankenkassen zu machen, weil sie damit in allen kostenwirksamen
Entscheidungen in den Konflikt zwischen den Interessen des Patienten
und der Kasse gezwungen würden. "Nicht nur bei jedem Rezept, sondern
auch bei jeder Therapieentscheidung, jeder Arbeitsunfähigkeit und
jeder Überweisung müsste der Arzt zwischen den Interessen des
Patienten und denen der Krankenkasse abwägen. Das lehnen wir ab, das
wäre der Tod jeder freien Medizin", warnte Montgomery.

Die Gesundheitspolitik der Bundesregierung beurteilt der
BÄK-Präsident indes grundsätzlich positiv. Der Koalition sei es
gelungen, Finanzsicherheit für eine ganze Legislaturperiode zu
schaffen. Die vorhandenen Überschüsse der Kassen sollten jetzt als
Rücklage angelegt werden. "Wenn Politik dann aber doch
Begehrlichkeiten im Wahlkampf entwickelt und meint, dem Bürger als
politischem Akt etwas zurückgeben zu müssen, dann sollte man das Geld
nicht durch kaum merkbare Beitragsrückerstattungen oder noch
schlimmer - durch Beitragssatzsenkungen verpulvern. Dann sollte man
die Praxisgebühr abschaffen. Sie bringt keinen messbaren Effekt, sie
kostet nur Bürokratie und sie belastet das Patient-
Arzt-Verhältnis." Zudem müsse die Sinnhaftigkeit von Sonderopfern der
niedergelassenen Ärzte und der Krankenhäuser überprüft werden. "Es
ist kaum redlich, "Sonderopfer" für die notleidende GKV einzufordern,
wenn die Kassen der Kassen kräftig gefüllt sind", sagte Montgomery im
Beisein von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr.

Noch bis zum kommenden Freitag (25.05.2012) werden die 250
Delegierten des Deutschen Ärztetages in Nürnberg über gesundheits-
und berufspolitische Themen diskutieren.

Ein Videoclip zur Eröffnung des 115. Deutschen Ärztetages wird auf
der Internetseite der Bundesärztekammer (www.baek.de) eingestellt.
Zudem informiert die Bundesärztekammer über den
Kurznachrichtendienst Twitter über die Ereignisse des Ärztetages.



Pressekontakt:
Pressestelle der deutschen Ärzteschaft
Herbert-Lewin-Platz 1
10623 Berlin

Tel. 030-400456700
Fax. 030-400456707
presse@baek.de
www.baek.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

397034

weitere Artikel:
  • Ärzteschaft informiert Patienten und Ärzte über Selbstzahlerleistungen BÄK und KBV stellen auf Ärztetag IGeL-Ratgeber vor Berlin (ots) - Nürnberg, 22.05.2012 - Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung stellen auf dem diesjährigen Deutschen Ärztetag in Nürnberg den überarbeiteten IGeL-Ratgeber "Selbst zahlen?" vor. Bei der Erstellung der Publikation (Erstauflage 2009) wurden zahlreiche Ärzteverbände, Patientenorganisationen sowie das Deutsche Netzwerk für Evidenzbasierte Medizin mit eingebunden. Für das Vertrauensverhältnis zwischen Patienten und Ärzten ist ein fairer Umgang mit individuellen Gesundheitsleistungen ( IGeL) unverzichtbar. mehr...

  • ERGÄNZUNG Michael Grosse-Brömer zum Ersten Parlamentarischen Geschäftsführer gewählt Berlin (ots) - Die Pressestelle der CDU/CSU-Bundestagsfraktion teilt mit: "In ihrer heutigen Sitzung hat die CDU/CSU-Bundestagsfraktion Michael Grosse-Brömer mit 161 von 174 abgegebenen Stimmen zum ersten Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gewählt. Er erhielt eine Zustimmung von 96,4 Prozent. Der 51jährige Volljurist Michael Grosse-Brömer ist seit 2002 Mitglied des Deutschen Bundestages. Er ist Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen und war zunächst rechtspolitischer Sprecher, dann Justitiar mehr...

  • Neues Deutschland: NATO und Friedensgutachten: Neue Zeiten Berlin (ots) - Es ist kein erfreuliches Bild, das führende deutsche Friedensforschungsinstitute in ihrem neuesten Gutachten vom Zustand unserer Welt zeichnen. Verantwortung dafür trägt an vorderster Front jenes Militärbündnis, das sich jetzt in Chicago auf dem größten Gipfel seiner Geschichte ausgiebig selbst feierte. Der Nordatlantik-Pakt und allen voran die USA geben Jahr für Jahr mehr Geld für Rüstung und Krieg aus als der Rest der Staaten. Doch dass ihre Lage durch diese gigantische militärische Überlegenheit sicherer geworden mehr...

  • Börnsen: Angemessene Finanzierung von Museen notwendig Berlin (ots) - Der 35. Internationale Museumstag zeigte, dass die Zustimmung zur Kulturinstitution Museum ungebrochen ist. Dazu erklärt der kultur- und medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Börnsen (Bönstrup): "Die Museen sind zum Verständnis anderer Kulturen und dem gegenseitigen Austausch der verschiedenen Kulturen von essentieller Bedeutung und leisten auch immer einen starken Beitrag zur Integration. Der Bund, die Länder und Kommunen sind daher verpflichtet, diese Orte des Wissens und Lernens mehr...

  • Berliner Zeitung: Zum besuch des griechischen Parteiführers Tsipras: Berlin (ots) - Sei Beginn der griechischen Krise hat kein führender europäischer Politiker - mit Ausnahme des Parlamentspräsidenten Martin Schulz ¬ mehr Athen besucht. Insofern ist es nur konsequent, dass es außer den Genossen der Linkspartei keiner der anderen deutschen Politiker für nötig hielt, den Vorsitzenden des Linksbündnisses, Alexis Tsipras, während seines Besuchs in Berlin zu einem Gespräch einzuladen. Als wäre es nicht interessant, die Ansichten desjenigen griechischen Politikers aus erster Hand zu erfahren, der zur mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht