(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Mit einem Bauernopfer ist es nicht getan - Leitartikel von Christine Richter

Geschrieben am 17-05-2012

Berlin (ots) - So sieht eine Vollbremsung aus: Der
Hauptstadtflughafen BER wird nun erst am 17. März 2013, also neun
Monate später als ursprünglich geplant, eröffnet. Nicht nach der
Sommerpause, wie der Aufsichtsratsvorsitzende der
Flughafengesellschaft, der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit
(SPD), noch in der letzten Woche nach der überraschenden Verschiebung
der BER-Eröffnung wegen mangelnden Brandschutzes mutmaßte. Auch nicht
zum Winterflugplan Ende Oktober dieses Jahres, wie es die
Fluggesellschaften erhofften. Nein, der Schaden ist so groß, die
Bauarbeiten so weit im Rückstand, dass die politisch Verantwortlichen
jetzt lieber auf Nummer sicher gehen. Zumal eine BER-Eröffnung mitten
in einem womöglich strengen Winter mit Eis und Schneestürmen
erhebliche Risiken birgt. Die Entscheidung für eine März-Eröffnung
ist bitter für die Fluggesellschaften und die Einzelhändler, die am
BER eine neue Zeit beginnen wollten. Aber sie ist richtig. Genauso
wie der Beschluss des Aufsichtsrats, sich von dem Chefplaner zu
trennen, dem Technikvorstand Manfred Körtgen. Der trotz des
BER-Großprojekts noch Zeit gefunden hat, nebenbei zu promovieren.
Aber Körtgen ist, so viel ist jetzt schon klar, nicht der Einzige,
der für die Schlampereien und den Bauverzug die Verantwortung trägt.
Da gibt es noch den Flughafenchef Rainer Schwarz, der auch erst in
letzter Minute - dreieinhalb Wochen vor der geplanten Eröffnung - die
Brandschutzprobleme erkannte. Der auch beschönigte und Ende Februar
die Warnungen, der Eröffnungstermin sei nicht zu halten - wie sie die
Beratungsgesellschaft McKinsey und der TÜV Rheinland äußerten -,
offensichtlich ignorierte. Und auch Wowereit und der brandenburgische
Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) können sich jetzt nicht aus
der Verantwortung stehlen. Sie stellen sich derzeit so dar, als seien
sie die Betrogenen, als hätten sie im Aufsichtsrat immer die
richtigen Fragen gestellt und seien stets belogen worden. Warum
vertraute der Aufsichtsrat Schwarz eigentlich noch, der ja schon für
die erste Verschiebung der Flughafeneröffnung verantwortlich war?
Warum forderten sie keinen Mann im Vorstand der
Flughafengesellschaft, der ausschließlich für das Bauprojekt BER da
war? Schwarz musste sich ja auch um den Alltag in Tegel und
Schönefeld (Alt) kümmern, war viel unterwegs, um die
Flughafengesellschaft zu präsentieren. Warum gab es keinen, der Tag
für Tag auf der Baustelle war? Und wenn es jetzt heißt, es sei ein
Fehler gewesen, Planung und Kontrolle in einer Hand zu lassen, dann
fragt man sich schon, in welchem Jahrhundert ein solches
Mammutprojekt realisiert wird. Für Berlin ist ein großer Imageschaden
entstanden. Das ist schlimm und wahrlich kein Grund zur Häme.
Schlimmer noch wird der wirtschaftliche Schaden sein. Wie hoch die
Schadenersatzforderungen der Fluggesellschaften ausfallen, ist zwar
noch unklar. Die Verschiebung auf März 2013 wird aber sicherlich eine
hohe dreistellige Millionensumme kosten. Der Aufsichtsrat hat in
seiner langen Nachtsitzung die ersten richtigen Entscheidungen
getroffen. Mehr aber auch nicht. Wowereit & Co. müssen noch viele
Fragen beantworten - zu ihrer Rolle und Verantwortung, zu
Flughafenchef Schwarz. Und das vor dem 17. März 2013.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

396270

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Merkel/Röttgen Halle (ots) - Es sieht so aus, als würden wir nun wieder eine neue, alte Merkel erleben, die der ersten Jahre des neuen Jahrtausends. Als sie sich rücksichtslos des Fraktionschefs Friedrich Merz entledigte und eine bissige Oppositionsführerin mit neoliberalem Zungenschlag wurde. Als Kanzlerin der Großen Koalition legte sie sich dann die Aura der Bürgerpräsidentin zu, über dem Parteienstreit schwebend, verständig, abwartend und vermittelnd. Eben die Mutti der Nation, wie manche finden. Eine Art Sozialdemokratin im schwarzen Gewand, mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Fußballrandale Halle (ots) - Zum ersten Mal nämlich waren es nicht einige wenige Idioten, die für Chaos gesorgt haben, es waren die echten Fans. Zwar nicht gewalttätig, aber in einem wesentlichen Punkt auch nicht von Gewaltbereiten zu unterscheiden: Sie hatten in ihren Emotionen ihr Handeln nicht unter Kontrolle. Genau diese Entwicklung muss dem DFB Sorgen bereiten. Wenn in der Emotion Grenzen überschritten werden, müssen eben diese Emotionen kontrollierbar gemacht werden, etwa durch ein Stehplatz-Verbot. Das will niemand. Doch die Fans selber liefern mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Schmutziger Wahlkampf - Leitartikel Leutkirch (ots) - Es ist müßig, über die Charaktere oder den Stil der handelnden Personen zu spekulieren oder gar zu fabulieren. Angela Merkel hat Norbert Röttgen aus dem Kabinett geschmissen und dies emotionsfrei. Punkt. Ende. Willkommen im Bundestagswahlkampf 2013. Der Wettstreit um die Regierungsmacht in Berlin wird die kommende Zeit prägen. Eine nicht besonders anregende Perspektive, denn die Probleme - ob Energiewende, Euro-Schuldenkrise, aber auch Politikverdrossenheit - bedürfen einer zupackenden Politik und nicht Polemik, mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Entzauberte Hauptstadtpiraten - Kommentar Leutkirch (ots) - Unbeschränkte Offenheit, Transparenz - war da was? Erst im vergangenen September hatten die Piraten mit diesen hehren Versprechen den Berliner Senat im Sturm erobert. Und keine acht Monate später stolpert ihr Kurzzeit-Chef Semken ausgerechnet über eine Geheimsitzung. Aus der hatte er eine Mail gesendet, dies aber später bestritten - eine Lüge, wie er selbst zerknirscht einräumen muss. Konspirative Treffen in Hinterzimmern, Machtspielchen, Notlügen, Postengeschacher, vorgeschobene Rückzugsgründe - acht Monate mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zur Entlassung Norbert Röttgens Stuttgart (ots) - Merkel weiß, dass eine Ministerentlassung immer ein Eingeständnis ist, den falschen Mann ins Amt berufen zu haben. Wieder zeigt sich, wie bedeutend Merkel die Regierungsarbeit und wie wenig wichtig ihr der Seelenzustand ihrer Partei ist. Röttgens eiskalte Entlassung ist nicht zuletzt ein brachiales Warnsignal an alle in der Koalition, Widerborstigkeiten und Störmanöver künftig zu unterlassen. Merkel hat Röttgen auch deshalb vom Schlitten geworfen, um Betreuungsgeldgegner und Euro-Kurs-Kritiker zur Räson zu rufen. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht