(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Die Mitte ist gefährdet - Leitartikel

Geschrieben am 08-05-2012

Leutkirch (ots) - Man muss gar nicht in die Ferne nach
Griechenland schweifen. Den Deutschen geht es in ihrer Mehrheit
blendend. Die europäische Finanz- und Wirtschaftskrise, so hat es den
Anschein, ist hierzulande eher als Bäderkur denn als Bedrohung
angekommen. Bisher zumindest. Und doch gibt es da dieses erstaunliche
Phänomen namens Piraten-Partei. Das ist ein Verein mit reichlich
inhaltsleerem Programm. Er ernährt sich überwiegend von
Protestwählern.

Protest wogegen? Protest wofür? Sicher ist: Hier artikuliert sich
eine diffuse Unzufriedenheit mit der politischen Mitte - und das
macht die Angelegenheit prekär. Man könnte lapidar anmerken, dass die
Kuh halt aufs Eis geht, wenn es ihr zu wohl wird. Man könnte aber
auch ganz ernsthaft die Frage stellen, welche politischen Kräfte in
Deutschland wohl profitieren würden, wenn es dem Land richtig
schlecht ginge.

Wie beispielsweise den Griechen. Oder - in noch erträglicherem
Ausmaß - den Franzosen, den Italienern, den Spaniern und den
Portugiesen. Die griechischen Wähler hatten allen Grund, mit ihren
Parteien der Mitte unzufrieden zu sein. Sie haben in großer Zahl
linke und rechte Extremisten gewählt, von denen sie aber bei
rationaler Betrachtung keine Besserung ihrer Malaise zu erwarten
haben. 18 Prozent der Franzosen haben dem rechtsextremen Front
National ihre Stimmen gegeben, weil sie der bürgerlichen Mitte nicht
mehr vertrauen. Man kann in diesem Verhalten jeweils eine
Momentaufnahme, einen Reflex auf tatsächliches oder gefühltes
Versagen der etablierten Politik erkennen und darauf hoffen, dass der
Spuk mit einer wirtschaftlichen Erholung wieder verschwindet.

Aber man kann auch Schlimmeres ahnen. Wenn - hier wie dort - das
Grundvertrauen in jene Parteien schwindet, die für die demokratische
Verfasstheit einer Gesellschaft stehen, dann erwächst aus der Finanz-
und Wirtschaftskrise die Krise der europäischen Demokratien. Die
Folgen wären unabsehbar, jedenfalls aber katastrophal.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

394268

weitere Artikel:
  • Neue OZ: Kommentar zu Europa / Finanzen Osnabrück (ots) - Notfalls ohne Athen Die griechische Tragödie nimmt ihren bösen Lauf. Dem wirtschaftlichen Niedergang folgt ein politischer. Athen erscheint im Moment unregierbar. So haben es die Wähler entschieden. Jetzt müssen die Griechen aber auch mit den Konsequenzen leben. Sprich: Sollte das Land nicht in der Lage sein, eine stabile, verlässliche und die EU-Verpflichtungen einhaltende Regierung zu finden, verliert Griechenland den Anspruch auf die Solidarität des übrigen Europas. Es wäre unverantwortbar, weitere Milliardenbeträge mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Luftverkehr / Flughafen / Berlin Osnabrück (ots) - Peinliche Panne statt prächtiger Party Was für eine Blamage! Die Geschäftsführung des Hauptstadtflughafens wird sich in nächster Zeit zahlreiche unangenehme Fragen gefallen lassen müssen. Der kurzfristig geplatzte Termin für den Start verärgert nicht allein die Regierungschefs in Berlin und Brandenburg, Klaus Wowereit und Matthias Platzeck. Dass die furiose Flughafen-Feier ins Wasser fällt, festigt den Ruf eines Pannen-Airports. Wie bei der umstrittenen Hamburger Elbphilharmonie zeigt sich, dass gigantische mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Ausbildung / DIHK Osnabrück (ots) - Alarmierend Schwach in Mathe oder einem anderen Schulfach? Halb so schlimm, darüber sehen Ausbilder heute schon mal hinweg. Denn auf dem Lehrstellenmarkt gibt es alarmierende Veränderungen. Sind früher Zehntausende Lehrstellensuchende unversorgt geblieben, führen rückläufige Schülerzahlen mittlerweile zu einer wachsenden Bewerberlücke. Allein im Bereich der Industrie- und Handelskammern dürften im laufenden Jahr 80 000 Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben: Auf die Dauer wird dies die Wirtschaft deutlich bremsen. mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Ukraine Osnabrück (ots) - Ohne Lärm Die Verschiebung des Gipfels von Jalta weckt Hoffnung. Hoffnung auf einen Erfolg der stillen Diplomatie, die seit Wochen den mit viel Getöse ausgetragenen internationalen Streit um die inhaftierte Julia Timoschenko und weitere ukrainische Oppositionspolitiker begleitet. Offenbar hat die Zahl der Absagen zu dem Treffen mittel- und osteuropäischer Staatschefs, das für den 11. und 12. Mai terminiert war, die Schmerzgrenze der ukrainischen Führung überschritten. Kaum zehn Namen standen noch auf der Teilnehmerliste, mehr...

  • Das Erste, Mittwoch, 9. Mai 2012, 5.30 - 9.00 Uhr Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) - 7.05 Uhr, Bernd Schlömer, Bundesvorsitzender der Piraten, Thema: Zukunft der Piraten 7.35 Uhr, Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, CSU, Thema: Salafisten Pressekontakt: WDR Presse und Information, Kristina Bausch, Tel. 0221-220-7121 Agentur Ulrike Boldt, Tel. 02150 - 20 65 62 mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht