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Schwäbische Zeitung: Die Märkte und der Linksruck - Leitartikel

Geschrieben am 07-05-2012

Leutkirch (ots) - Wenn die Märkte Recht behalten, so ist der
Rauswurf Griechenlands aus der Euro-Zone beschlossene Sache. Seit dem
verheerenden Wahlergebnis vom Sonntag haben sie die Griechen
abgeschrieben.

Der Aufschlag für Athener Schuldscheine schnellt in
schwindelerregende Höhen, Spekulanten werfen griechische Aktien aus
ihren Depots. Auch der Linksruck in Paris entsetzt die Händler:
Frankreichs neuer Präsident Hollande wird den strikten Sparkurs bald
aufkündigen, fürchten die Börsianer.

Nun ist das mit den Akteuren an den Finanzmärkten so eine Sache.
Ihnen per se Weisheit, Weitblick oder gar Verantwortungsgefühl fürs
große Ganze zu bescheinigen, wäre vermessen. Spekulanten rümpfen gern
die Nase, wenn linke Ideen ins Spiel kommen. Anleger fürchten
Sozialisten mehr als Autokraten. Hollande ist ihnen unheimlicher als
Putin.

Doch diesmal haben die Börsianer Recht mit ihrem Pessimismus: Am
Wochenende stand in Griechenland und Frankreich auch Merkels
Sparpolitik zur Abstimmung - und die Wähler haben dagegen votiert.
Ohne Unterstützung aus Paris aber kann die Kanzlerin ihren
knallharten Kurs nicht durchhalten. Wenn Frankreich abfällt, werden
andere Mittelmeeranrainer bald folgen; Staaten, die dem deutschen
Dogma des Sparens ohnehin nur widerwillig folgten.

Beschönigend sprechen Hollande und seine Gesinnungsgenossen davon,
dass sie den Sparkurs nun um eine Wachstumsstrategie ergänzen wollen
- was doch nichts anderes meint als: noch mehr Geld ausgeben, das man
nicht hat und das auch nichts bewirkt. Denn die Länder Südeuropas
erhalten bereits Milliarden aus Töpfen der EU. Ihre Wirtschaft
schrumpft trotzdem.

Merkel kann die Schuldenkrise nur gemeinsam mit Hollande meistern.
Doch vielleicht zeigt sich der Franzose so lernfähig wie sein
Vorgänger Mitterand Anfang der 80er-Jahre. Nach drei
Franc-Abwertungen in zwei Jahren versöhnte sich der Linkspolitiker
mit den Märkten und verstaute seine sozialistischen Flugblätter
wieder in der Mottenkiste.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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