(Registrieren)

Fremder Fisch auf unserem Tisch - Deutschland immer abhängiger von Fischimporten

Geschrieben am 19-04-2012

Berlin (ots) - Pressemitteilung

Ab dem morgigen Freitag (20. April 2012) übersteigt der deutsche
Fischkonsum unsere legalen Fangmöglichkeiten in europäischen
Gewässern - Abhängigkeit der EU von Fischimporten nimmt weiter zu -
Bündnis OCEAN2012 fordert Ende der Überfischung - Rückgang
europäischer Fischbestände führt zu Ausbeutung der Gewässer im
Ausland

Auch in diesem Jahr wird in Deutschland viel mehr Fisch gegessen
als heimische Fischer in den europäischen Gewässern fangen können.
Weil die Nachfrage das Angebot immer stärker übersteigt, wächst die
deutsche Abhängigkeit von Fischimporten. Bereits am morgigen Freitag
ist der so genannte "Fish Dependence Day" erreicht, der Tag, von dem
an bis zum Ende des Jahres jeder hierzulande konsumierte Fisch
rechnerisch aus dem Ausland stammt. Darauf machen die
Mitgliedsverbände der Kampagne OCEAN2012 aufmerksam.

"Die Fischereigewässer der EU könnten zu den reichsten der Welt
gehören - doch überwiegend werden sie verantwortungslos
bewirtschaftet", sagt Nina Wolff, die Meeresschutz-Expertin der
Deutschen Umwelthilfe und Koordinatorin von OCEAN2012 in Deutschland.
"Wie wir dieser zerstörerischen Tendenz entgegenwirken können, liegt
auf der Hand: Die europäischen Fischbestände müssen endlich wieder so
weit aufgebaut werden, dass sie nachhaltig befischt werden können."

Ab dem 20. April 2012 ist Deutschland statistisch gesehen für den
Rest des Jahres vollständig auf den Import von Fisch und
Meeresfrüchten angewiesen. Der Befund ergibt sich aus einem
gemeinsamen Bericht der englischen New Economics Foundation (nef) und
OCEAN2012. Die Studie ermittelt für die Europäische Union und jeden
einzelnen Mitgliedstaat das Maß der Selbstversorgung. Der auf
Kalendertage umgerechnete Eintritt der Abhängigkeit von Einfuhren
wird als "Fish Dependence Day" des jeweiligen Staates bezeichnet.

"Der Bericht zeigt: In der Debatte um unseren wirtschaftlichen
Gesundungskurs wird die Bedeutung unserer natürlichen Ressourcen
vernachlässigt", erklärt Rupert Crilly von der New Economics
Foundation und OCEAN2012, der den Bericht mitverfasst hat. "Die
Bundesrepublik ist damit beschäftigt, die wirtschaftliche Schräglage
in Europa gerade zu rücken. Es ist Zeit, sich auch um die Bilanz der
natürlichen Ressourcen zu kümmern. Für das Wohl Deutschlands und
Europas ist es unerlässlich, dass die Reform der Gemeinsamen
Fischereipolitik die notwendige Sanierung der europäischen
Fischbestände bewirkt."

Die EU insgesamt ist während der Hälfte des Jahres auf Fisch von
außerhalb angewiesen. Seit dem Jahr 2000 rückt das errechnete Datum
der EU-weiten Abhängigkeit von Fischimporten kontinuierlich im
Kalender nach vorne. Heute wird der Fish Dependence Day fast einen
Monat früher erreicht als noch zur Jahrtausendwende - was unsere
zunehmende Abhängigkeit von Fischen aus auswärtigen Gewässern
unterstreicht.

"Um unseren wachsenden Appetit auf Fisch zu stillen, exportieren
wir die Überfischung in andere Teile der Welt", kritisiert Francisco
Mari, Fischereiexperte des Evangelischen Entwicklungsdienstes. "Die
Hälfte der europäischen Fischimporte stammt aus Gewässern von
Entwicklungsländern, wo die Menschen auf Fisch als wichtige
Eiweißquelle und als Grundlage für ihren Lebensunterhalt angewiesen
sind."

In den Kühltheken der Supermärkte ist die Überfischung für
Verbraucherinnen und Verbraucher nicht sichtbar, auch weil die
Importe aus Drittstaaten dazu beitragen, die Schrumpfung heimischer
Bestände zu verschleiern. "Jeder Einzelne kann sich mit der Wahl von
Fisch aus heimischen und nachhaltigen Beständen aktiv am Erhalt der
Meeresökosysteme beteiligen", sagt Dr. Ursula Hudson, die amtierende
Vorsitzende von Slow Food Deutschland. "Zugleich dürfen wir nur so
viel verbrauchen, wie wir den Beständen nachhaltig entnehmen können."

Im Rahmen der Reform der europäischen Fischereipolitik fordert
OCEAN2012 die Überfischung und destruktive Fischfangmethoden zu
beenden. Der Zusammenschluss von Organisationen setzt sich darüber
hinaus für eine angemessene und gerechte Nutzung der Fischbestände
ein.

Hinweise für Redaktionen:

Den vollständigen Bericht der News Economics Foundation (nef) in
englischer Sprache sowie ein ausführliches Hintergrundpapier zum Fish
Dependence Day finden Sie im Internet unter
www.duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews[tt_news]=2828

Um auf die Problematik der zunehmenden Überfischung aufmerksam zu
machen, veranstaltet die Deutsche Umwelthilfe am 20. April 2012 um
18.00 Uhr unter dem Motto "Der letzte Fisch" ein Fischessen in der
Markthalle Neun in Berlin Kreuzberg. Weitere Informationen finden Sie
unter www.duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews[tt_news]=2826.
Fotos der Veranstaltung erhalten Sie auf Anfrage unter Tel. 0151
55017009.

Über die Kampagne OCEAN2012

OCEAN2012 wurde von der Pew Environment Group gegründet und wird
von ihr koordiniert. Die Pew Environment Group ist die
Naturschutzabteilung des Pew Charitable Trusts, einer
Nichtregierungsorganisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die
Überfischung der Ozeane zu beenden. Zum Lenkungsausschuss von
OCEAN2012 gehören: Coalition for Fair Fisheries Arrangements,
Ecologistas en Acción, The Fisheries Secretariat, nef (new economics
foundation), die Pew Environment Group und Seas At Risk.

In Deutschland sind folgende Organisationen Mitglied von
OCEAN2012: DEEPWAVE e. V., Deutsche Umwelthilfe e. V., EuroNatur,
Evangelischer Entwicklungsdienst e.V., Fair Oceans, Forum Ökologische
und Soziale Marktwirtschaft e. V., Gesellschaft zur Rettung der
Delphine e. V., Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere e. V.,
M.E.E.R. e. V., NABU (Naturschutzbund Deutschland e. V.), Pro
Wildlife e. V., Reef Check e. V. und Slowfood Deutschland e. V.

Über nef

Die New Economics Foundation (nef) ist eine unabhängige Stiftung
und Denkfabrik, die sich für eine nachhaltige Wirtschaft einsetzt.
Sie fördert Lebensqualität durch innovative Lösungsansätze und
fordert dadurch gängige Meinungen zu wirtschaftlichen, ökologischen
und gesellschaftlichen Fragen heraus. In Zusammenarbeit mit ihren
Partnern unterstützt nef den Schutz von Mensch und Natur.



Pressekontakt:
Dr. Nina Wolff, Koordinatorin von OCEAN2012 in Deutschland
Projektleiterin Meeresnaturschutz, Deutsche Umwelthilfe e. V.
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: +49 (0) 30 2400867-84, Mobil:
0170 8127346, E-Mail: wolff@duh.de

Rupert Crilly, Ökonom, nef
3 Jonathan Street, London SE11 5NH
Tel.: +44 (0) 2078206389, E-Mail: rupert.crilly@neweconomics.org

Francisco Mari, Referent für Agrarhandel und Fischerei,
Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.,
Ulrich-von-Hassell-Straße 76, 53123 Bonn
Tel.: +49 (0) 228 8101 - 2503, Mobil 0179 462 17 83, E-Mail:
francisco.mari@eed.de

Anke Klitzing, Presseverantwortliche Slow Food Deutschland e.V.
Luisenstr. 45, 10117 Berlin,
Tel.: +49 (0) 30 609 886 761, E-Mail: a.klitzing@slowfood.de

Daniel Eckold, Pressesprecher Deutsche Umwelthilfe e. V.
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 2400867-22, Mobil: 0151 550 17 009, E-Mail:
eckold@duh.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

390388

weitere Artikel:
  • Europäischer Versandapothekenverband EAMSP begrüßt Regierungsposition: Bundesregierung für Arzneimittelversand Hamburg (ots) - Der Versand von rezeptpflichtigen Arzneimitteln steht in Deutschland derzeit auf dem Prüfstand. Im Rahmen der Ausarbeitung des "Zweiten Gesetzes zur Änderung arzneimittelrechtlicher und anderer Vorschriften" (kurz: 16. AMG-Novelle) hat das Kabinett heute die Stellungnahme der Regierung zum Bundesrats-Antrag auf Versandverbot für Rezeptpflichtiges beschlossen. Im Gegensatz zum mehrheitlich verabschiedeten Antrag des Bundesrats sieht die Regierung weder die Arzneimittelsicherheit noch die Gesundheit von Patienten durch mehr...

  • Frieser: Geschlechtergerechtigkeit heißt Chancengerechtigkeit Berlin (ots) - Das Plenum der Deutschen Islamkonferenz (DIK) tagt am heutigen Donnerstag bereits zum achten Mal. Schwerpunkt der Tagung ist dieses Mal die Geschlechtergerechtigkeit. Dazu erklärt der Integrationsbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Frieser: "Schwerpunkt des Plenums ist das Themenfeld Geschlechtergerechtigkeit. Dabei sind vor allem die Ergebnisse der Projektgruppe 'Bessere Integration von Musliminnen und Muslimen in den Arbeitsmarkt' von Bedeutung. Geschlechtergerechtigkeit heißt in diesem mehr...

  • OV: Handelswege und Piraten Thema: Die ausgeweitete Jagd vor Somalia Von Dirk Dasenbrock Vechta (ots) - Nein, mit Captain Sparrow alias Johnny Depp hat die Piraten-Jagd am Horn von Afrika nichts zu tun. Sondern mit dem Elend der Menschen an der somalischen Küste und übergeordneten Interessen der Weltwirtschaft an international sicheren Handelsrouten. An der gefährlichen Lage am Horn von Afrika ist auch die internationale Gemeinschaft Schuld. Denn was in Somalia geschah, war ihr relativ egal. Der Staat Somalia ist nicht mehr existent. Zerfallen. Um die Macht dort kämpfen Warlords und Islamisten. Und da das Land keinerlei mehr...

  • OV: Auf Nummer sicher Thema: Der Führerschein mit 16 Von Andreas Kathe Vechta (ots) - Der Führerschein mit 17 ist seit 2004 in Niedersachsen möglich, seit 2011 im gesamten Bundesgebiet. Die Skepsis gegenüber dieser Regelung legte sich schnell, denn die Ergebnisse der ersten 17er Jahrgänge waren positiv. Viel weniger Unfälle und Verkehrsverstöße als sonst bei jungen Fahrern, die Bußgeldzahlungen gingen sogar um fast zwei Drittel zurück. Das alles klappt aber nur, weil immer eine Begleitperson an Bord ist. Sie kontrolliert, wie sich der junge Autofahrer verhält, korrigiert und sorgt so im Idealfall mehr...

  • VPRT: Mehr Wettbewerb im Sendernetzbetrieb als Chance zur Durchbrechung der UKW-Preisspirale Berlin (ots) - Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien e. V. (VPRT) hat in einem ganztägigen Workshop mit mehr als 60 Teilnehmern die neuen Optionen für mehr Wettbewerb im terrestrischen Sendernetzbetrieb diskutiert. Basis hierfür sind unlängst von Bund und Ländern verabschiedete Neuerungen im Telekommunikationsgesetz (TKG). VPRT-Vizepräsident Radio und Audiodienste Klaus Schunk: "Mehr Wettbewerb und Mitsprache bei der Betreiberauswahl sind seit Jahren zentrale Forderungen des Privatradios. Das TKG ist ein überfälliger mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht