WAZ: Einsperren reicht nicht
- Kommentar von Sigrid Krause
Geschrieben am 10-04-2012 |
Essen (ots) - Wegsperren - und zwar für immer! Diese spontane
Reaktion auf ein grausames Verbrechen, dem ein kleiner oder großer
Mensch zum Opfer fällt, ist nachvollziehbar und verständlich.
Zugleich wissen wir: Dass ein Mensch lebenslänglich hinter Gittern
landet, wird andere draußen vor dem Gefängnistor nicht von einer
neuen Schreckenstat abhalten. Haft als "Abschreckung" wirkt nicht,
selbst die Todesstrafe würde neue Verbrechen nicht verhindern. Klar
ist aber auch: Das Grundgesetz gilt selbst für Verbrecher. Und jeder
hat ein Recht auf eine zweite Chance. Muss schon in der Haft lernen,
einmal ein Leben in Freiheit zu führen - wann auch immer das sein
mag. Es ist also richtig, dass die Justizminister prüfen, wie sie
auch die 2000 "Lebenslänglichen" in deutschen Gefängnissen auf ein
straffreies Leben vorbereiten können. Können frühere Hafturlaube dazu
ein probates Mittel sein? Zu verschieden sind Haftbedingungen,
Fachpersonal, Arbeits- und Therapieangebote der einzelnen
Haftanstalten - nicht zuletzt ist jeder Gewalttäter, jedes
Verbrechen, ein Fall für sich. Pauschale Regeln verbieten sich
deshalb in dieser Frage. Die Erprobung neuer Wege nicht.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de
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