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Trierischer Volksfreund: Bilanz Bildungspaket, Leitartikel Trierischer Volksfreund, 31.03.2012

Geschrieben am 30-03-2012

Trier (ots) - Die Kampfhähne in Sachen Bildungspaket sollten ihre
schweren Geschütze wieder einpacken. Das Produkt aus dem Hause von
der Leyen ist weder, wie seine Erfinderin weismachen will, ein
Meilenstein im Kampf um mehr Bildungsgerechtigkeit, noch, wie
Opposition und Sozialverbände toben, ein Desaster auf der ganzen
Linie. Es ist zunächst einmal ein Versuch, aus dem man Schlüsse
ziehen sollte. So wird zum Beispiel deutlich, dass die Frage, wie gut
die Angebote ihre Adressaten erreichen, maßgeblich vom Engagement der
örtlichen Verteiler abhängt. Wer bockt oder darauf setzt, dass alles
von selbst läuft, hat schon verloren. Wenn es darum geht, Kindern aus
ärmeren oder bildungsferneren Schichten Türen für eine bessere
Bildung und Teilhabe zu öffnen, ist das Prinzip "Friss oder stirb!"
der falsche Ansatz. Die Kinder können schließlich nichts dafür, wenn
ihre Eltern nicht willens oder in der Lage sind, ihre Ansprüche
wahrzunehmen.

Die Kommunen müssen also Energie und Zeit investieren - und den
Leuten notfalls nachlaufen. Im Gegenzug müssen Bund und Länder dafür
aber auch die nötigen Ressourcen zugestehen. Und notfalls helfen, wo
es vor Ort aus eigener Kraft nicht geht. Da braucht man nicht die
ganze Funktionsweise des Bildungspaketes in Frage zu stellen, da
reicht es, Fehler und Mängel zu korrigieren.

Weit schwerer wiegt ein anderes Problem: Der Topf, aus dem bessere
Bildungschancen finanziert werden sollen, wird im wesentlichen
verbraucht für das Stopfen von Löchern im sozialen Sicherungssystem.
Wenn etliche arbeitslose oder alleinerziehende Eltern das warme
Mittagessen für ihre Kinder, den Füller und die Schultasche nicht
mehr zahlen können, dann läuft etwas furchtbar schief im Sozialstaat
Deutschland. Es ist schizophren, die betroffenen Familien einerseits
so knapp zu halten, dass das Geld für derart elementare Bedürfnisse
der Kinder nicht mehr reicht, und die Kohle dann anderereits auf
Antrag aus irgendwelchen Sonderfonds doch rüberzuschieben.

Da verwundert es nicht, dass die eigentlichen Bildungs-Angebote in
Frau von der Leyens Paket weitgehend links liegen gelassen werden.
Das Mittagessen ist eben wichtiger als die Nachhilfestunde - dafür
muss man nicht Brechts Erkenntnisse über Fressen und Moral im
Deutschunterricht gelesen haben.

Es käme also darauf an, in einem der reichsten Länder der Welt das
Mittagessen für viele Schulkinder nicht mehr über einen
Bildungs-Fonds finanzieren zu müssen. Dann wäre das Interesse an
Hausaufgabenhilfe, Flötenunterricht und Sportvereins-Mitgliedschaft
sicher deutlich größer als jetzt.



Pressekontakt:
Trierischer Volksfreund
Thomas Zeller
Telefon: 0651-7199-544
t.zeller@volksfreund.de


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