(Registrieren)

Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR NRW und der Bund Die Kleinen machen die Wahl spannend ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN

Geschrieben am 15-03-2012

Bielefeld (ots) - Dass es nun auch Wahlen in Nordrhein-Westfalen
gibt, elektrisiert die Politik in Berlin. Kein Wunder, Wahlen in
Düsseldorf haben die Bundesebene oft nachhaltig beeinflusst. Erstmals
schloss 1995 ein SPD-Ministerpräsident (Johannes Rau) am Rhein ein
Bündnis mit den Grünen. 1998 kam dann die Zeit für die erste
rot-grüne Koalition im Bund. Ist es nun wieder Zeit für ganz neue
Konstellationen? Wohl eher nicht. Die Grünen werden sich von den
Sirenen-rufen des Bundesumweltministers vermutlich nicht locken
lassen. Schon gar nicht, wenn Norbert Röttgen nur halb bei der Sache
ist und bei einer Niederlage auf seine Rückkehr an den Merkel'schen
Kabinettstisch spekuliert. Das größte Bundesland verdient einen
Einsatz mit Haut und Haar, ganz ohne Rückfahrschein. Die Wahl in NRW
wird für den Bund besonders spannend wegen der kleinen Parteien.
Kommen die Piraten erstmals in einem Flächenland ins Parlament,
dürften sie 2013 auch den Bundestag entern. Den jungen Freibeutern
gehört die Zukunft, während sie die Linkspartei und die FDP hinter
sich haben. Scheitert die Linke in NRW, wäre das eine Schlappe für
Oskar Lafontaine. Denn die ideologisch verengte NRW-Linke ist ganz
nach seinem Geschmack. Bei der FDP geht es um alles oder nichts.
Schafft sie in NRW die Fünf-Prozent-Hürde nicht, wird es in Berlin
augenfällig: Merkel schleppt einen politischen Leichnam mit. Eine
Partei, die kaum noch existiert, aber mit ihren letzten Zuckungen
noch vieles Sinnvolle zu verhindern sucht und Schwarz-Gelb an den
Rand der innenpolitischen Bewegungsunfähigkeit treiben wird: Eine
Einigung über die Finanztransaktionssteuer, über die
Vorratsdatenspeicherung, über den Mindestlohn und die Frauenquote
wird es bis 2013 nicht mehr geben. Solange die ideologisch
aufgeladene FDP gesellschaftliche Entwicklungen ignoriert, wird sie
keinen Blumentopf mehr gewinnen. Die Liberalen gerieren sich als ein
Häuflein der letzten Aufrechten, aber die Gesellschaft ist ihnen weit
enteilt. FDP-Chef Rösler hat einst als Teil der "Boygroup" mit Daniel
Bahr und Christian Lindner über den "mitfühlenden Liberalismus"
schöne Texte geschrieben, aber alle drei sind nicht in der Lage, aus
diesen Einsichten eine politische Strategie zu entwerfen. Die
Hoffnungen ruhen nun noch auf Rainer Brüderle - zu Recht. Brüderle
ist ein erfahrener Haudegen und ein Machtpolitiker. Leichtfertig wird
er die FDP nicht ins Aus treiben. Ihm ist als Einzigem in der
FDP-Spitze eine pragmatische Politik zuzutrauen. Die Union muss um
neue Koalitionspartner werben. Auf die Liberalen kann sie nicht
bauen. Dass die Union mit den Grünen noch keine besseren Beziehungen
aufgebaut hat, dürfte beiden Parteien irgendwann auf die Füße fallen.
Für rot-grünes Triumphgeheul gibt es keinen Anlass. Es könnte sein,
dass der Einzug der Piraten 2013 im Bund eine rot-grüne Mehrheit
verhindern wird. Dann bliebe wieder nur eine große Koalition möglich,
mit der die SPD schlechte Erfahrungen gemacht hat - falls die SPD im
Bund wieder Juniorpartner der Union wird. Davon ist auszugehen -
falls nicht die NRW-Wahl der SPD einen zusätzlichen Motivations- und
Ansehensschub verschafft. 2013 wäre vielleicht auch eine Koalition
aus Rot, Grün und der FDP denkbar. Solche Überlegungen wabern seit
einiger Zeit schon durch Berlin. Aber für eine Ampel müsste die FDP
dann endlich auch wieder zeigen, dass sie politik-, kompromiss- und
regierungsfähig ist. Und sie müsste überhaupt die Fünf-Prozent-Hürde
schaffen und in den Bundestag gelangen. Ohne eine personelle und
inhaltliche Erneuerung ist das aus heutiger Sicht unwahrscheinlich.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

384299

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Grünen-Chefin Roth: Von einer Niederlage in NRW wird sich Bundesregierung nicht mehr erholen Düsseldorf (ots) - Grünen-Chefin Claudia Roth sieht in der NRW-Wahl ein entscheidendes Signal für den Bund: "Eine Niederlage für Schwarz-Gelb in NRW wäre auch eine schallende Ohrfeige für Angela Merkel", sagte Roth der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). "Davon würde sich ihre Regierung nicht mehr erholen." Rot-Grün in NRW sei das Gegenmodell "zum orientierungslosen Dauerzwist von Union und FDP auf Bundesebene". Pressekontakt: Rheinische Post Redaktion Telefon: (0211) 505-2621 mehr...

  • Rheinische Post: Piratenpartei sieht durch NRW-Neuwahl bessere Chancen im Bund Düsseldorf (ots) - Die Piratenpartei rechnet sich durch die vorgezogenen Neuwahlen in Nordrhein-Westfalen bessere Chancen für einen Einzug in den Bundestag aus. "Wir wollen bei der nächsten Wahl auf jeden Fall in den Bundestag einziehen", sagte Sebastian Nerz, Bundes-Chef der Piraten, der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitag-Ausgabe). "Dafür wird sich die Ausgangslage mit vier Landtagsfraktionen natürlich besser darstellen als sie es jetzt mit einer ist", betonte Nerz mit Blick auf die Piraten im Berliner Abgeordnetenhaus mehr...

  • Rheinische Post: Westerwelle bringt früheren Abzug aus Afghanistan ins Spiel Düsseldorf (ots) - Bundesaußenminister Guido Westerwelle denkt daran, die Bundeswehr schneller aus Afghanistan abzuziehen, wenn die dortigen Sicherheitskräfte früher die Verantwortung für das eigene Land übernehmen. "Deutschland verhält sich synchron mit den afghanischen und internationalen Partnern", sagte Westerwelle nach Informationen der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" zu Vertrauten. Das Prinzip von "together in and together out" (zusammen rein und zusammen raus) gelte auch für den Kampftruppen-Abzug, erläuterte mehr...

  • Deutschlandtrend im ARD-Morgenmagazin Mehrheit der Deutschen glaubt, dass Joachim Gauck das Vertrauen der Bürger in die Politik zurückgewinnen kann Köln (ots) - Sperrfrist: 16.03.2012 00:00 Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist. 59 Prozent der Bürger denken, dass es dem voraussichtlich neuen Bundespräsidenten Joachim Gauck gelingen wird, wieder das Vertrauen der Bürger in die Politik zurückzugewinnen. 33 Prozent sind der Meinung, dass ihm dies nicht gelingen wird. Das ergab eine Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des ARD-Morgenmagazins. Jeder zweite Deutsche stimmt für einen Abzug aus mehr...

  • Landeszeitung Lüneburg: Unter dem Druck des Westens scharen sich die Iraner um die Flagge / Prof. Henner Fürtig: Militärschlag Israels hat zweifelhafte Erfolgsaussichten und brächte Teherans Regime Zu Lüneburg (ots) - 2011 stand der Nahe Osten im Zeichen des arabischen Frühlings, 2012 dürfte der Streit um Irans Atomprogramm dominieren. Während Israel immer lauter mit dem Säbel rasselt, tobt im Iran ein Machtkampf. Prof. Henner Fürtig vom GIGA-Institut in Hamburg warnt vor einem Waffengang: "Er bringt wenig und setzt nebenbei eine ganze Region in Flammen." Hat die Welt nur noch die Wahl zwischen einer Atommacht Iran und einem Krieg mit Iran? Prof. Dr. Henner Fürtig: Das bleibt eine offene Frage. Die Frage, ob Iran sich mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht