(Registrieren)

FZ: Eine Frage der Ehre Kommentar der "Fuldaer Zeitung" zu Wulff

Geschrieben am 08-03-2012

Fulda (ots) - Der Schlussakkord des Großen Zapfenstreichs wird die
Diskussion um die Causa Wulff nicht beenden, sondern noch lange
nachhallen. Dafür sorgt der zurückgetretene Bundespräsident schon
selbst - indem er weiter Antworten auf berechtigte Fragen verweigert
und offenbar meint, er habe sich mit dem Auszug aus Schloss Bellevue
auch jeglicher Verantwortung entledigt. Mit seinem Schweigen nährt er
fleißig die Argumente derjenigen, die ihm auch nach seinem
Ausscheiden aus dem Amt Selbstbedienungsmentalität und Vorteilsnahme
vorwerfen.

Kein Zweifel, was für einen Boxer gilt, das muss erst recht für
einen Bundespräsidenten gelten: Wenn einer nach einem Schlag am Boden
liegt, dann tritt man nicht noch nach, sondern zeigt Sportsgeist und
hilft ihm wieder auf die Beine. Nur taugt der in diesen Tagen oft
bemühte Vergleich im Hinblick auf Wulff nicht: Denn das ehemalige
Staatsoberhaupt hat keinen Schlag erlitten und ist zu Boden gegangen,
sondern hat sich mit seinem unanständigen Verhalten selbst K.o.
gehauen. Und wie Wulff sich anschließend benimmt, hat es den
Anschein, er wolle beim Aufstehen den Rundumstehenden noch einen
Schwinger verpassen. Oder wie sind die Vorgänge der vergangenen zwei
Wochen zu verstehen?

Wenn das Gesetz sagt, der "Ehrensold" stehe einem vorzeitig
abgetretenen Präsidenten nur zu, wenn der Rücktritt aus politischen
oder gesundheitlichen Gründen erfolgt sei, dann hat Wulff keinen
Anspruch darauf. Denn der Grund für seinen Rückzug ist in seinem
persönlichen Fehlverhalten zu suchen. Würde er das Wort Ehre richtig
verstehen, müsste er verzichten - oder das Geld spenden. Wenn es
stimmt, dass die Entscheidung für die Zahlung - der 52-Jährige wird
den Steuerzahler in den nächsten Jahrzehnten bis zu 30 Millionen Euro
kosten - von einem engen Weggefährten Wulffs im Präsidialamt
getroffen wurde, dann spricht daraus wiederum ein zutiefst schamloser
Umgang mit Staatsgeldern. Wenn man dann noch weiß, dass Wulff sich
wenige Tage vor seiner Wahl vor zwei Jahren noch für eine Reform der
eigenen Ruhebezüge eingesetzt hatte, jetzt aber Geld und sonstige
Vorteile wie selbstverständlich einstreicht, darf er sich über den
Aufschrei in der Bevölkerung nicht wundern.

Das Schlimme ist: Es nimmt kein Ende. Selbst beim Zapfenstreich
wünschte es Wulff pompöser als seine Vorgänger, ließ vier statt drei
Lieder spielen. Und wieder kein Wort zu den Fragen, die die Menschen
bewegen. Jetzt ist die Politik gefragt, muss aus dem Fall Wulff
Lehren ziehen. Wenn allerdings selbst SPD-Generalsekretärin Andrea
Nahles den Ehrensold für Wulff verteidigt, dann macht das nicht
gerade viel Hoffnung. Bernd Loskant



Pressekontakt:
Fuldaer Zeitung
Bernd Loskant
Telefon: 0661 280-445
Bernd.Loskant@fuldaerzeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

382903

weitere Artikel:
  • FT: Kommentar zu USA/Syrien Flensburg (ots) - US-Präsident Obama signalisiert Bereitschaft, notfalls auch mit Gewalt die Bevölkerung vor den brutalen Übergriffen des syrischen Regimes zu schützen. Das ist die implizite Botschaft, die er dem Diktator in Damaskus sendet, wenn er dem Pentagon den Auftrag erteilt, entsprechende Optionen zu prüfen. Allerdings wäre es verfrüht, daraus abzuleiten, ein Eingreifen der Amerikaner stünde in nächster Zeit bevor. Nüchtern betrachtet wird dies so schnell nicht passieren. Die Gründe dafür sind so vielfältig wie die Lage in mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Schwarz-Grün keine Alternative Grüne pokern hoch ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN Bielefeld (ots) - Im Jahr 2013 wird die Frage "Wer mit wem?" so spannend wie nie zuvor. Auch weil gar nicht klar ist, welche Parteien im Bundestag landen werden. Schafft die FDP die Fünf-Prozent-Hürde? Hundertprozentig sicher ist das nicht. Werden die Piraten ins Parlament einziehen? Neu orientieren muss sich die Union, denn mit großer Wahrscheinlichkeit ist Schwarz-Gelb dann Vergangenheit. Dass manche Christdemokraten deshalb nach Schwarz-Grün schielen, liegt auf der Hand. Schließlich hat die Union mit dem Ausstieg aus der Atomkraft mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Stadt Münster verhängt bei Alkoholmissbrauch Radfahrverbot Ein heikler Weg MATTHIAS BUNGEROTH Bielefeld (ots) - Da staunt der Laie, und selbst viele Fachleute wundern sich: Die als Radfahrerparadies bekannte Stadt Münster geht rigoros gegen alkoholisierte Pedaleure vor. Wer zweimal mit mindestens 1,6 Promille am Lenker erwischt wird, darf nicht mehr radeln, bevor er erfolgreich den "Idiotentest", die medizinisch-psychologische Untersuchung, absolviert hat. Einen solchen Weg kann man getrost als Ultima Ratio, als letztes Mittel, bezeichnen. Denn immerhin hat es die Stadt Münster auch mit insgesamt 12.000 Kontrollen unter Radlern mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR USA drohen mit Krieg gegen Syrien Entlastungsangriff an der Heimatfront DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON Bielefeld (ots) - Es sind noch nicht mal echte Planspiele. Obamas Anweisung, militärische Szenarien im Fall "Assad gegen das syrische Volk" zu prüfen, ist in erster Linie ein Entlastungsangriff an der Heimatfront. Dort toben die Wortgefechte im Wahljahr traditionell besonders laut, wenn irgendwo auf der Welt ein Mörder im Präsidentenanzug das eigene Volk massakrieren lässt. Was nicht heißt, dass der frühere republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain leichtfertig handelt, wenn er Amerika zum Eingreifen drängt. Im Gegenteil. mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu USA-Israel Halle (ots) - Israelische Medien berichten, die US-Regierung habe Israels Premier Benjamin Netanjahu bei seinem Besuch in Washington Anfang der Woche bunkerbrechende Waffen und Tankflugzeuge versprochen, wenn dieser seinerseits verspricht, mit einem Angriff auf den Iran bis mindestens Anfang 2013 zu warten. Die Abmachung ist natürlich erst einmal in Jerusalem dementiert worden. Israelische Regierungskreise bestätigen bislang nur, dass es in Washington eine entsprechende Anfrage gegeben habe. Das aber ist schon Beleg genug dafür, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht