(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Starke Frauen, schwaches Land Zum Internationalen Frauentag

Geschrieben am 07-03-2012

Cottbus (ots) - Deutschland ist frauenpolitisch ein seltsames
Land. Es ist irgendwie feministischer als andere, manchmal bis zum
Krampf. Neuerdings gibt es sogar Ampel-Frauen (mit Zöpfen), nicht
mehr nur Ampel-Männchen. Die Feministin Alice Schwarzer ist so
populär, dass sie in Unterhaltungsshows sitzt. Deutschland hat eine
Kanzlerin, und niemand fragt sich, ob eine Frau Kanzler kann. Eine
Kanzlerin übrigens, die, wie am letzten Freitag, vormittags in
Brüssel Euro-Rettungspakete verhandelt und nach Rückkehr im
Supermarkt in Berlin mit Plastiktüte einkaufen geht. Weil sie ihrem
Mann morgens immer das Frühstück macht, wie sie stolz erzählt. Wir
haben auch eine Arbeitsministerin mit sieben Kindern, denen allen
wiederum der Mann morgens das Frühstück macht. Deutschlands Mädchen
stellen weit mehr als 50 Prozent der Abiturienten, überwiegend die
besseren 50Prozent, und die Hälfte der Studenten. Und sind
trotzdem keine grauen Mäuse. Aber in diesem Land trauen sich die
Frauen (und Männer) nicht, Kinder in die Welt zu setzen. Oder sie
wagen es erst so spät, dass ein zweites Kind nicht mehr möglich ist.
In diesem Land gibt es nicht genug Betreuungsmöglichkeiten, und
Mütter halten sich immer noch für Rabenmütter, wenn sie arbeiten. In
diesem Land ist die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen
größer als irgendwo sonst. In diesem Land haben Frauen in der
Wirtschaft nichts zu sagen, außer in der Gastronomie, wo sie die
prekären Jobs machen. In diesem Land sind 97 Prozent der Vorstände
der großen Unternehmen und 88 Prozent der Aufsichtsräte Männer.
Dieses Land macht ganz offensichtlich in einigen Bereichen nichts aus
der Gleichberechtigung, die es politisch schon längst erreicht hat.
Es ist, als traute man sich nicht, nach A auch B zu sagen, nach
Kanzlerin nun auch Konzernchefin, nach Gender nun auch Kinder, nach
gleichen Rechten nun auch gleiche Bezahlung. Die Ablehnung einer
Frauenquote für Unternehmensführungen durch die Frauenministerin und
viele in Union und FDP ist irrational. Eine gesetzliche 30- oder
40-Prozent-Regelung wäre nur ein kleiner Schubser, um die Bastion
Wirtschaft für die Gleichberechtigung zu erobern, die darauf im
Grunde doch nur wartet. Sie wäre ein vorübergehendes Mittel, um auch
dort normale Verhältnisse durchzusetzen, nicht der Zweck. Das Nein
zur Quote ist ein wirkliches frauenpolitisches Versagen.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

382617

weitere Artikel:
  • FT: Vattenfalls erbärmliches Versagen Flensburg (ots) - Rostige Atommüllfässer in Brunsbüttel Man fasst es nicht. Da liegen massenhaft Fässer mit radioaktivem Abfall in Zwischenlager-"Kellern" deutscher Atommeiler. Zum Teil liegen sie da seit Anfang der 80er Jahre. In welchem Zustand die Behälter sich aber befinden, ob sie total verrottet sind, wie das Exemplar, das jetzt für politischen Wirbel sorgt - das ist nicht kontrollierbar in den Kavernen: weil niemand in den "Keller" steigen kann angesichts der dort herrschenden Strahlung und weil nach offizieller Darstellung mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Arbeitgeber sind am Zug Kommentar zur Frauenquote in Führungspositionen Regensburg (ots) - Frauenquote hin oder her - viele Frauen haben ganz andere Probleme: Passend zum Weltfrauentag vermeldet die Bundesagentur für Arbeit, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen in Bayern von Juni 2007 bis Juni 2011 um 177 481 gestiegen ist. Bayerische Frauen würden vom Aufschwung profitieren, heißt es. Wirklich? Tatsächlich ist der Anstieg vor allem Zuwächsen bei der Teilzeitbeschäftigung geschuldet - und die ist für die Frauen nicht immer erste Wahl. Viele würden gerne Vollzeit arbeiten. mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zur KRANKENVERSICHERUNG Ulm (ots) - Eher legt ein Hund einen Wurstvorrat an als ein Politiker Reserven für schlechte Zeiten. Das mag ein Vorurteil sein. Doch die Diskussion über die Krankenkassen bestätigt es voll: Kaum verbuchen sie einen nennenswerten Überschuss, entsteht schon ein erstaunlicher Einfallsreichtum, um das angeblich überflüssige Geld auszugeben, und das gleich mehrfach: Prämien für die Versicherten, Abschaffung der Praxisgebühr, weniger Zuschuss vom Bund. Dabei ist für ein Sozialsystem wie die gesetzliche Krankenversicherung das Vertrauen mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Kontrolle ist besser Kommentar zu Beratungsprotokollen Regensburg (ots) - Wenn in Deutschland etwas nicht funktioniert, muss ein Gesetz her, das den Sachverhalt regelt. Diese Binsenweisheit hat das Land nicht nur zum Weltmeister der Paragrafen gemacht, sie drängt auch nicht selten eine Lösung in den Hintergrund, die besser wäre, als der andauernde Ruf nach Justitia: der gesunde Menschenverstand. Paradebeispiel ist das Beratungsprotokoll, das Banken seit zwei Jahren ausfüllen müssen. Grund der Einführung war mangelnder Durchblick, den viele Anleger beim Abschluss ihrer Geldanlage hatten. mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Konzeptlose Republikaner Romney und Co. haben sich in eine Sackgasse manövriert. Leitartikel von Christian Kucznierz Regensburg (ots) - Dieser Wahlkampf ist der schlechteste, den ich je gesehen habe": Dieser Ausspruch über die Vorwahlen der Republikaner stammt nicht etwa von einem US-Demokraten. Er kommt aus dem Mund von Barbara Bush - der Frau des früheren republikanischen US-Präsidenten George Bush. Man könnte ihn ignorieren und in die Schublade der "früher war alles besser"-Aussagen stecken. Wenn er nicht viel Wahrheit enthielte. Wo man auch hinhört, überall heißt es, in diesem Wahlkampf gehe es um die Wirtschaft. Das ist erst einmal richtig. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht