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DER STANDARD-Kommentar: "Bitte keine Verösterreicherung" von Karin Riss

Geschrieben am 01-03-2012

Wie Lernen gelingen kann, ist bekannt - jetzt geht es um die
Umsetzung // Ausgabe vom 02.03.2012

Wien (ots) - Kindergärtnerin müsste man sein. Aber bitte nicht in
Österreich! Chronisch überfüllte Gruppen, schlechte Ausbildung und
Bezahlung sind nur drei Umstände, die das Bild der glücklich
spielenden Basteltante deutlich relativieren. Aber auch Lehrer oder
Universitätsprofessor gehören nicht mehr zu den attraktiven
Berufsfeldern. Außer es stört einen nicht, irgendwann im Burnout zu
landen.
Jeder weiß, dass in Österreich in _Sachen Bildung einiges
schiefläuft. Nicht erst seit Pisa. Nicht nur wenn Schüler mit
Geldstrafen in die Schule getrieben werden sollen. Und auch nicht
erst seit dem Bildungsvolks_begehren von vergangenem Herbst.
Pädagogen, Eltern und vor allem Kinder ringen täglich mit jenen
Problemen, die auch der Politik seit Jahren hinlänglich bekannt sind.
Was mit "fehlender Individualisierung" umschrieben wird, kann man
auch als _Beziehungslosigkeit bezeichnen. Oder systembedingte
Bildungsverunmöglichung. Da gibt es Pädagogen, die dagegen ankämpfen.
Und solche, die resignieren. Da gibt es Eltern, die sich einmischen.
Und solche, die mit dem Thema Schule am liebsten nichts zu tun haben
wollen. Oft aus einer eigenen schulischen Leidensgeschichte heraus.
Und da gibt es bildungshungrige Kinder, die das Glück haben, dass
ihnen diese Fähigkeit erhalten bleibt. Und solche, die komplett aus
dem Schulsystem fallen. Dieses Zufallsprinzip kann und darf nicht
sein.
Mit dem Unterausschuss zum Bildungsvolksbegehren wird sich jetzt
alles ändern! Nein, natürlich nicht. Aber Bildung ist plötzlich
wieder wichtig. Stichwort Frühkindpädagogik: Plötzlich wollen alle
Parteien österreichweit einheitliche Gruppengrößen und
Ausbildungsstandards. Das ist schön. Wenn auch spät. Und nicht einmal
im Ansatz visionär.
Es braucht aber mehr, wenn es darum geht, das heimische
Bildungssystem fit für die Zukunft zu machen. Es braucht mehr als
etwa die von Bildungsministerin Claudia Schmied angekündigte
Einsparung der Bezirksschulräte. Denn das ist die Gefahr für viele:
eine Verösterreicherung der Lösung. Die Horrorvision: die
Gesamtschule ohne ausreichend Personal und finanzielle Mittel. Die
Ganztagsschule mit unmotivierter Nachmittagsbetreuung. Höhere
Geldstrafen für Schulschwänzer statt Motivation zu lebenslangem
Lernen.
Ideen, wie Lernen erfolgreich gelingen kann, gibt es zuhauf. Dass der
Bund dabei für Finanzierung, inhaltliche Zielsetzung und Kontrolle
zuständig sein muss, ist unter Bildungs_experten unumstritten. Das
muss einhergehen mit einer möglichst großen Autonomie vor Ort, was
die Personalplanung oder die inhaltliche Schwerpunktsetzung anlangt.
Jetzt geht es an die Umsetzung.
Was Hannes Androsch mit seinem Volksbegehren jedenfalls ermöglicht
hat: Bildung ist in Österreich wieder ein Thema. Und zwar von der
Babykrippe bis zur Universität. Damit es nicht beim Herumdoktern in
Teilbereichen bleibt, ist vor allem eines wichtig:_Die Debatte darf
nicht nur unter der Überschrift "Humankapital" geführt werden, wie
das von Wirtschaftsseite gerne angelegt wird. Auch der
Universitätsabschluss für alle kann nicht das Ziel sein. Und es geht
auch nicht nur um eine bessere Betreuungssituation. Es geht um die
Bedürfnisse von Kindern, Eltern und Pädagogen. Wenn sich die Politik
daran orientiert, dann war das nicht allein das Verdienst von
Androsch. Aber auch.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom


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