(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Abgeordnete des Bundestages stimmen für Griechenland-Paket / An der Verantwortungsgrenze / Von Werner Kolhoff

Geschrieben am 27-02-2012

Cottbus (ots) - Selten hat der Bundestag so viel Geld mit so wenig
Wissen ausgegeben. Selten war das Bauchgefühl der Abgeordneten dabei
so schlecht. Noch einmal 130 Milliarden Euro für Griechenland. Aber
auch wirklich zum letzten Mal? Es ist eine echte Notentscheidung,
und so wird sie auch begründet. Nämlich mit der Ansteckungsgefahr,
die noch immer von einer Griechenlandpleite ausgehen würde. Also mit
der Angst vor einem Crash in weiteren Schuldenländern, am Ende in der
ganzen Euro-Zone. Draußen im Volk weiß keiner, ob das stimmt. Drinnen
im Parlament auch nicht. Die Ökonomen streiten sich und taugen nicht
als Ratgeber. Die Bundesminister sind nicht besser. Angela Merkel
muss sich auf ihren Instinkt verlassen. Sie hat jetzt die volle
Verantwortung. Es ist eine Entscheidung an der Verantwortungsgrenze
und manchmal darüber hinaus. Die eines Parlaments unwürdigen
Begleitumstände, der Schweinsgalopp der Beratungen in den
Ausschüssen, die mangelnden Informationen, der gereizte Ton, all das
passt dazu. So wurde den Abgeordneten keine Analyse darüber
geliefert, ob Griechenland mit dem neuen Paket tatsächlich bis 2015
"schuldentragfähig" sein wird. Und ob Athen die geplante Umschuldung
tatsächlich gelingt, Voraussetzung dafür, dass die Pleite nicht doch
ganz schnell kommt, steht in den Sternen. All diese Annahmen werden
einfach als positiv erledigt unterstellt. Das ist grob fahrlässig.
Aber die Alternative wäre eben genauso grob fahrlässig gewesen.
Griechenland raus aus dem Euro, das redet sich so leicht daher. Aber
niemand kann das derzeit verantworten. Zwar muss es nicht zu einer
Kettenreaktion kommen, aber es reicht, dass sie nicht auszuschließen
ist. Der Kurs von Angela Merkel versucht, den Euro-Crash Tag um Tag,
Monat um Monat, Jahr um Jahr zu verschieben. Er versucht, Zeit zu
gewinnen. Das ist zur Stunde tatsächlich ohne vernünftige
Alternative. Aber richtig ist dieser Kurs nur, wenn die Zeit auch
genutzt wird. Nämlich zum einen dafür, um Griechenland mit einem
Investitionsprogramm wieder leistungsfähiger zu machen. Zum anderen
aber, um Griechenlands Pleite so bald wie möglich doch zulassen zu
können, falls es das Land nicht schaffen sollte. Schuldenbremsen,
Sparprogramme, Wachstumsimpulse, Kapitalaufstockungen. Europa hat
noch genau drei Jahre, um sich zu immunisieren. Denn ein drittes
Hilfsprogramm für Griechenland wird die Solidarität selbst dieses
folgsamen Bundestages überreizen. Das wird es nicht geben.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

380600

weitere Artikel:
  • Weser-Kurier: Der Weser-Kurier (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 28. Februar das neue Rettungspaket für Griechenland: Bremen (ots) - Griechenland, die Siebte. Auch gestern wurde im Bundestag wieder das hohe Lied auf die europäische Solidarität gesungen. Die Solidarität mit den Griechen aufzukündigen, gilt als politisch nicht korrekt. Wir erinnern uns: Als der damals frisch gekürte FDP-Chef Philipp Rösler laut über eine geordnete Insolvenz Griechenlands nachdachte, wurde er von Kanzlerin Angela Merkel und vielen anderen abgemeiert. Mittlerweile rät Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich den Griechen einen Austritt aus der Euro-Zone, Finanzminister mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Bundestag/Rettungspaket von Reinhard Zweigler Regensburg (ots) - Mittlerweile hat der Bundestag bereits die siebente Abstimmung über Euro-Rettung und/oder Griechenland-Hilfen absolviert. Gestern kam keine Kanzler-Mehrheit zusammen, was das schwächelnde schwarz-gelbe Lager aber nicht umwerfen dürfte. Auch SPD und Grüne votierten für das milliardenschwere Kredit-Paket, das die Staatspleite Griechenlands abwenden soll. Nur die Linken und einige weitere Abgeordnete lehnten das Programm strikt ab. Die doch nicht ganz so sicheren Mehrheitsverhältnisse spiegeln die gewaltigen Skrupel mehr...

  • Westfalen-Blatt: Katholische Kirche zahlt 950 Menschen in Deutschland Entschädigung für Missbrauch durch Geistliche Bielefeld (ots) - In Deutschland haben etwa 950 Männer und Frauen, die von Priestern oder anderen Mitarbeitern der katholischen Kirche sexuell missbraucht worden sind, eine finanzielle Entschädigung erhalten. "Alle Anträge auf Opferentschädigung sind bearbeitet worden. Uns liegen keine offenen Fälle mehr vor", sagte Matthias Kopp, der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, dem WESTFALEN-BLATT (Dienstagsausgabe). Vor einem Jahr, am 2. März 2011, hatte die katholische Kirchen in Deutschland ein Programm gestartet, um Opfern Therapien mehr...

  • Rheinische Post: Grünen-Abgeordneter Kilic will Gauck nicht wählen / Weitere Grüne zweifeln Düsseldorf (ots) - Der integrationspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Memet Kilic, will Joachim Gauck nicht zum Bundespräsidenten wählen. "Ich kann nicht jemanden zum Bundespräsidenten wählen, der Thilo Sarrazin Mut bescheinigt. Mut braucht man, um sich auf die Seite der Schwächeren zu stellen", sagte Kilic der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Dienstagausgabe). Joachim Gauck habe sich mehrfach auf die Seite der Stärkeren geschlagen. So habe er sich auch über die Occupy-Bewegung lustig gemacht. "So jemand kann mehr...

  • Rheinische Post: Niederlande plädieren für Aufstockung des ESM noch im März Düsseldorf (ots) - Der niederländische Finanzminister Jan Kees de Jager hat sich für eine Aufstockung des europäischen Rettungsmechanismus ESM durch eine Fusion mit dem Rettungsfonds EFSF noch im März ausgesprochen. "Wir sind zu einer Fusion der beiden zur Verfügung stehenden Fonds bereit, um so über eine Schlagkraft von 750 Milliarden Euro zu verfügen", sagte de Jager der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Dienstagausgabe). Er hoffe, eine Einigung darüber noch bis Ende März hinzubekommen, so de Jager. "Wir müssen die mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht