(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Die Demokratie lebt vom Wechsel - Leitartikel

Geschrieben am 22-02-2012

Leutkirch (ots) - Nostalgiker werden sagen, dass Veranstaltungen
zum politischen Aschermittwoch früher besser unterhielten. Im Kern
ging es vor allem um grobschlächtig vorgetragene Kritik an den Werten
der anderen Seite und nur am Rande um die sachliche
Auseinandersetzung. Ganz verschwunden sind die Rituale zwar nicht. In
Zeiten, in denen die politische Landschaft bunter geworden ist, fällt
es den Polarisierern aber zunehmend schwer, Gehör zu finden. Die
Bürgerschaft ist wachsamer geworden, misstrauischer - und flexibler.
Auch deshalb sind die großen Volksparteien so stark ins Trudeln
geraten.

Nach 58 Jahren an der Macht muss die CDU in Baden-Württemberg die
neuen Koordinaten der Politik erst noch verinnerlichen. Deshalb
fielen gestern ihre Angriffe auf Grün-Rot etwas derber aus als der
Disput an manch anderer Stelle. Die Enttäuschung ist nun mal groß,
weil die CDU dieses Land so stark gemacht hat. Abgewählt worden ist
sie aber wegen der Schwächen, Politik und ihre Winkelzüge glaubhaft
zu vermitteln. Natürlich ist der Grüne Winfried Kretschmann auch
wegen der Atomkatastrophe in Japan Ministerpräsident geworden. Das
hat die Wechselstimmung verstärkt, es hat sie nicht angestoßen.
Mindestens genauso stark hat er davon profitiert, dass die hektisch
in Berlin eingefädelte Energiewende in der Bevölkerung vor allem als
taktischer Schachzug kurz vor der Wahl wahrgenommen worden ist.

An die Macht gekommen ist Kretschmann auch, weil die Grünen
politisch stark den Widerstand gegen das Milliardenprojekt Stuttgart
21 bündelten. Die Mehrheit erhielten sie dafür beim Volksentscheid
nicht. Die Grünen stehen nach wie vor distanziert zum Bahnhofsumbau
in Stuttgart. Doch Grün-Rot nimmt, mal mehr, mal weniger knirschend,
die Entscheidung für Stuttgart 21 als klaren Handlungsauftrag hin.
Deshalb laufen Forderungen nach dem Rücktritt dieser Landesregierung
ins Leere. Die Demokratie lebt vom Wechsel. Schnelle Wechsel nach
Tageslaunen schaden ihr.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

379780

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Zeichen gegen Nazis Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Martin Kessler: Die fürchterlichen Taten gegen Menschen, die nur aufgrund ihrer Herkunft von einer Neonazi-Terrorgruppe ermordet wurden, hat Deutschland erschüttert. Dass an ihrem Gedenktag auch in den Schulen über Rassismus und Intoleranz gesprochen oder innegehalten wird, ist angemessen. Es ist das richtige Zeichen einer Schulministerin, die unsere Demokratie gegen ihre Feinde verteidigen will. Doch damit ist noch nicht alles gut. Wenn Schüler ohne Vorbereitung und per Ermahnung von oben mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Krebs-Screening: Bielefeld (ots) - Vorsorge kann Leben retten. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Dennoch nimmt nur die Hälfte aller Frauen die Einladung zum Mammografie-Screening-Programm an. Unverständlich. Schließlich können mit der Röntgenuntersuchung schon die kleinsten und deshalb meist noch keine Metastasen streuenden Tumore aufgespürt werden. Das war vorher nicht möglich. Fast immer war die Diagnose Krebs deshalb mit größeren Eingriffen und Amputationen verbunden. Natürlich lässt sich Früherkennung nicht automatisch gleichsetzten mit Heilung. mehr...

  • Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 23. Februar 2012 das Scheitern der internationalen Atominspektoren in Iran: Bremen (ots) - Es stinkt nach Krieg von Joerg Helge Wagner Im zweiten Golfkrieg 1991 wurden israelische Städte mit irakischen Mittelstreckenraketen beschossen, obwohl Israel an dem Feldzug gegen Diktator Saddam Hussein gar nicht beteiligt war. Bis zum Aufschlag konnte niemand mit Gewissheit sagen, ob die Sprengköpfe nicht doch Kampfgas oder Bakterien enthielten. Die von den USA und Deutschland gelieferten "Patriot"-Abwehrraketen erwiesen sich zudem als wenig wirksam. Trotzdem verzichtete der jüdische Staat auf aktive Gegenwehr: mehr...

  • Neue Presse Hannover: Nord-Süd-Dialog - System oder Einzeltäter? Ein Kommentar von Heiko Randermann Hannover (ots) - Im Herbst 2009 hatte der damalige Regierungssprecher in Niedersachsen, Olaf Glaeseker, viel zu tun. Die Promi-Party "Nord-Süd-Dialog" im Flughafenterminal in Langenhagen sollte ein Erfolg werden, dafür legte sich Glaeseker mächtig ins Zeug - und ignorierte sogar mahnende Worte, dass sein Einsatz auch als Bestechung ausgelegt werden könnte. Sein Engagement wurde als seltsam empfunden. Ein Umstand, der heute nicht einmal von der Landesregierung bestritten wird - im Gegenteil. Staatskanzlei und Finanzminister Hartmut mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Europarlament / Menschenrechte / Deutschland Osnabrück (ots) - Unumkehrbar gezeichnet Kastration: ein Wort, an dem niemand vorbeilesen kann. Deshalb konnte das Antifolterkomitee des Europarats sich einiger Aufmerksamkeit gewiss sein, als es die in Deutschland mögliche Maßnahme bei Sexualstraftätern rügte. Kastration: Das klingt brutal, endgültig und unpassend für ein Land, das die Menschenwürde als unantastbar festschreibt. Aber ganz so einfach ist es nicht. Das zugrunde liegende Gesetz ist zwar von 1969, seitdem haben Medizin und Psychologie neue Möglichkeiten entwickelt. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht