(Registrieren)

NRZ: Mit dem Mut der Verzweiflung - Kommentar von Winfried Dolderer

Geschrieben am 20-02-2012

Essen (ots) - Chapeau, Herr Rösler! Das hätte man dem sonst eher
unbeholfen agierenden Chef einer Noch-Zwei-Prozent-Partei gar nicht
zugetraut. Im Alleingang den Deutschen einen Bundespräsidenten
beschert zu haben: Es gab in der Geschichte der Republik nicht viele
Politiker, die das von sich sagen konnten. Bei wem schließlich sollte
sich Joachim Gauck für die bevorstehende Erhebung ins höchste
Staatsamt, bei wem sollte sich die relative Mehrheit der Deutschen,
die sich Gauck in dieses Amt gewünscht hat, bedanken, wenn nicht bei
den Liberalen? So haben in dieser Legislaturperiode zum zweiten Mal
die Befindlichkeiten einer im Regierungsstress aufgeriebenen FDP über
die Berufung des Schlossherrn im Bellevue entschieden. Schon die
Präsidentschaft Christian Wulffs war ja aus Angst und Elend der
Koalition geboren. Gefragt war damals, nach dem Verlust der
Regierungsmacht in NRW und der Beerdigung des Projekts Steuersenkung,
kein überparteilicher Kandidat, sondern ein Signal des schwarz-gelben
Zusammenhalts. Und dies vor allem der siechen FDP zuliebe. Deshalb
durfte im Frühsommer 2010 der Kandidat Gauck noch keine Chance haben.
Heute besteht an schwarz-gelben Signalen kein Bedarf, weil an die
Zukunft dieses Bündnisses über 2013 hinaus ohnehin kein Mensch mehr
glaubt. Jeder für sich, heißt da die Parole. Die Liberalen sind von
der Union oft genug düpiert worden, um für koalitionäre
Nibelungentreue nicht mehr viel übrig zu haben. Dass sie am
Wochenende mit der Sorge leben mussten, die Union könnte sich über
ihre Köpfe hinweg mit der Opposition einigen, passt ins Bild dieser
Koalition. Dass stattdessen für einen Moment das Phantom der Ampel
sichtbar wurde, die FDP Arm in Arm mit Rot und Grün, passt auch. Den
Menschen beizubringen, dass es ein Unterschied ist, ob die FDP
regiert oder nicht, ist Röslers Traum. Er hat dafür hoch gepokert.
Der Mut der Verzweiflung, diesmal hat er sich ausgezahlt.



Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion

Telefon: 0201/8042616


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

379290

weitere Artikel:
  • DER STANDARD-KOMMENTAR "Würde und Widerpart" von Alexandra Föderl-Schmid Joachim Gauck kann der Moderatorin Merkel gefährlich werden - Ausgabe vom 21.2.2012 Wien (ots) - Das hätte Angela Merkel einfacher haben können: Sie hätte gleich Joachim Gauck nominieren sollen. Zumal sich die Pastorentochter und der ehemalige protestantische Pfarrer stets gut verstanden haben und Merkel auch die Laudatio zu Gaucks 70. Geburtstag hielt. Aber sie hat Christian Wulff durchgesetzt, weil sie einen parteiinternen Konkurrenten aus dem Weg räumen wollte. Jetzt steht Merkel als Verliererin da: Die schwächelnde FDP hat sich mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zu Putin/Aufrüstung Frankfurt/Oder (ots) - Putin hat wieder einmal das getan, was er am besten kann: Er kramt alte Feindbilder hervor und kündigt ein riesiges Aufrüstungsprogramm an. Nach derzeitiger Lage der Dinge wird Putin die Präsidentschaftswahl wohl gewinnen. Wahrscheinlich sogar im ersten Wahlgang, denn auch die Stimmenzähler dürften im Zweifel Angst haben. Trotzdem hat Putin ein gewaltiges Problem: Sein Weltbild ist überholt, weil für Demokratie und internationale Kooperation darin kein Platz ist. Selbst die Stärke, von der er vielleicht noch träumt, mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zum Öllieferstopp Irans und den steigenden Benzinpreisen Frankfurt/Oder (ots) - Dass die Benzinpreise kräftig steigen würden, war abzusehen, seitdem die EU ihr Ölembargo gegen Iran wegen dessen Atomprogramms verhängt hatte, Teherans Reaktion wiederum nur eine Frage der Zeit. Sanktionen, Embargos, Lieferstopps - als Instrumente internationaler Politik seit Jahren weitestgehend erfolglos. Die einzigen, die sich getroffen fühlen, sind die Ölmärkte, die aus Sorge vor unkalkulierbarer Eskalation in Angst geraten. Das ist der berühmte psychologische Effekt bei der Entwicklung des Preises, der mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zum Bundespräsidenten Stuttgart (ots) - Die entscheidende Frage in allen Lagern heißt Wie mache ich aus altgewohntem Kleinklein einen großen Wurf? Gauck, der gemeinsame Bekannte, war da letztlich die einfachste, die bequemste Lösung. Angela Merkel schien das als letzte in der Runde begriffen zu haben, war dann aber als erste scheinbar selbstlos über den eigenen Schatten gesprungen. Womit sie in schwerem Euro-Gewässer einen schwarz-gelben Schiffbruch verhinderte und wieder einmal Flexibilität bewies. Überparteilich, pragmatisch, uneitel. Pressekontakt: mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Putins Wahlkampf Bielefeld (ots) - So ist er eben: Vollmundig verspricht Wladimir Putin seinen Landsleuten die Rückkehr zu alten Zeiten. Um am 4. März zum Herrscher des Kreml gewählt zu werden, malt er das Bild von der neuen, alten Supermacht, die seine Bodenschätze notfalls mit Waffengewalt verteidigen wird. Putin will gigantische 600 Milliarden Euro ausgeben, um dem Militär U-Boote, Kampfjets und Panzer zu spendieren. Putin will Geld ausgeben, das er nicht hat. Und er verrät auch nicht, wie er seine Pläne bezahlen will. Die anhaltend hohen Preise mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht