(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Durch Wort und Tat überzeugen - Leitartikel

Geschrieben am 17-02-2012

Leutkirch (ots) - Es geht um das höchste Staatsamt, dennoch sei
gestattet: Aller guten Dinge sind drei. Innerhalb von nur zwei Jahren
gibt es den dritten Bundespräsidenten. Angela Merkel lag zweimal
kolossal daneben, sie ist gut beraten, jetzt einen Kandidaten zu
küren, der parteiübergreifend Zustimmung findet. Der sanfte Druck der
politischen Realität lässt ihr keine andere Wahl. Schwarz-Gelb
verfügt nur über eine hauchdünne Mehrheit in der Bundesversammlung,
was Politstrategen ungemein bei der Meinungsbildung hilft.

Aus taktischen Gründen ließ Merkel bisher präsidiable
Persönlichkeiten nicht zum Zuge kommen. Die Kanzlerin hievte
stattdessen ungeeignete Kandidaten wie den unglücklichen Horst Köhler
oder den trickreichen Christian Wulff ins höchste Staatsamt. Wer
kritisiert, dass dabei kaltes Kalkül eine Rolle spielte, ist schlicht
naiv.

Das Präsidentenamt war immer wesentlich für den Machterhalt oder
die Festigung der Regierungsgewalt. So sei an Gustav Heinemann 1969
erinnert, dessen Wahl Vorbote für die erste sozialliberale Regierung
war. Oder die Kandidatenkür Köhlers: Damals verhinderte FDP-Chef
Guido Westerwelle die Bewerbung Klaus Töpfers. Der renommierte
ehemalige Bundesumweltminister wäre auch für Grüne und SPD wählbar
gewesen, die FDP aber hätte ihre Funktion als Zünglein an der Waage
verloren. Deshalb durfte der Geeignetere nicht antreten.

So paradox es klingen mag, der überparteiliche Kandidat kann ruhig
ein Parteibuch haben. Er muss aber staatsmännische Gravität besitzen,
er muss Vertrauen und Würde ausstrahlen, er muss durch Wort und Tat
überzeugen. Das Amt des Bundespräsidenten ist keineswegs fundamental
beschädigt, es muss aber wieder glaubwürdig und integer ausgefüllt
werden.

Um es der Findungskommission leichter zu machen: Töpfer ist immer
noch da, und in der Union gibt es auch noch den intellektuell
hervorstechenden Bundestagspräsidenten Norbert Lammert. Beide wären
erste Wahl. Und für Merkel könnte aus zwei Niederlagen ein Sieg
werden.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

379092

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Linke fordert Beteiligung bei Suche nach neuem Bundespräsidenten Düsseldorf (ots) - Linksparteichef Klaus Ernst hat Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgefordert, auch die Linke an der Suche nach einem neuen Bundespräsidenten zu beteiligen. "Merkel wäre gut beraten, nach einer Lösung mit allen im Bundestag vertretenen Parteien zu suchen", sagte Ernst der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagausgabe). Das höchste Amt habe Schaden genommen und auch das Vertrauen in die Politik, betonte Ernst. "Wenn der Schaden nicht tiefer werden soll, dann muss das Signal lauten, dass es miteinander mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Bundespräsident FDP-Abgeordneter Lotter: Wulffs Rücktritt erfolgte ohne ehrliche Einsicht Halle (ots) - Der FDP-Bundestagsabgeordnete Erwin Lotter hat den Rücktritt von Bundespräsident Christian Wulff als verspätet und unehrlich kritisiert. "Der Respekt fällt mir schwer, da der Rücktritt zu spät und spürbar ohne ehrliche Einsicht erfolgt ist", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Online-Ausgabe). "Das Bekenntnis zur Integration erscheint vor diesem Hintergrund als politische Folklore, mit der Herr Wulff versucht, eine manch unwürdige Facette kaschierende Fassade aufzubauen. Für mich handelt es mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Bundespräsident FDP-Ostbeauftragter Kurth favorisiert Joachim Gauck als Wulff-Nachfolger Halle (ots) - Der Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion für den Aufbau Ost, Patrick Kurth, hat sich für den ehemaligen Leiter der Stasi-Unterlagen-Behörde, Joachim Gauck, als Bundespräsidenten ausgesprochen. "Ich finde Joachim Gauck als Kandidaten sehr sympathisch", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Samstag-Ausgabe). Auch der ehemalige Volkskammerpräsident Richard Schröder (SPD) komme in Betracht. "Es wäre in jedem Fall ein sehr gutes Zeichen, wenn es ein Ostdeutscher würde", betonte der Liberale. Gauck mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Bundespräsident Bundesregierung wird Ehrensold für Wulff zustimmen Halle (ots) - Die Bundesregierung wird der Zahlung eines Ehrensoldes für den zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff zustimmen. Das teilte ein Kabinettsmitglied der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Online-Ausgabe) mit. Der Sold von 199000 Euro pro Jahr stehe Wulff rechtlich zweifellos zu, sagte der CDU-Politiker dem Blatt. "Ich gehe deshalb davon aus, dass das Kabinett Wulff den Ehrensold zusprechen wird." Alles andere sei auch politisch eigentlich "undenkbar". Der Verwaltungsrechtsprofessor Hans Herbert mehr...

  • Der Tagesspiegel: DGB-Chef Sommer will Piraten-Vorsitzenden Nerz treffen Berlin (ots) - Der DGB-Vorsitzende Michael Sommer will sich innerhalb der kommenden Wochen mit dem Chef der Piratenpartei, Sebastian Nerz, treffen. Das berichtet der "Tagesspiegel" (Samstagausgabe) unter Berufung auf DGB-Sprecherin Sigrid Wolff. Dem Bericht zufolge soll das Treffen im März oder April stattfinden. Sommer hatte den Piraten zuvor vorgeworfen, mit ihrer Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen Arbeit zu missachten. "Auch beim Urheberrecht und der Freiheit des Internets bin ich teilweise anderer Meinung als mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht