(Registrieren)

Westfalenpost: Kommentar zu Leiharbeit /Auf der Suche nach neuen Schlupflöchern/Werkverträge lösen Leiharbeit ab/Von Lorenz Redicker

Geschrieben am 14-02-2012

Hagen (ots) - Gerade erst ist der Missbrauch der Leiharbeit durch
Arbeitgeber vom Gesetzgeber begrenzt worden - da haben findige
Lohndrücker schon eine neue Möglichkeit gefunden, Tarife, namentlich
auch den neuen Mindestlohn in der Zeitarbeit, zu umgehen. Das Mittel
der Wahl ist dabei ein altes: Werkverträge existieren bereits seit
Jahrzehnten. Vergeben wurden sie für Arbeiten, die nur gelegentlich
anfallen, für die also im eigenen Unternehmen gar kein Personal
vorhanden war. Die plötzlich massiv ansteigende Zahl der Werkverträge
ist indes ein sicheres Indiz dafür, dass es längst nicht mehr um
diesen klassischen Einsatz geht. Jetzt sollen Tariflöhne und
-bedingungen umgangen werden. Dass es für die Werkvertragler einen
Tarifvertrag gibt, hilft wenig, wird doch dieses mit der dubiosen
Gewerkschaft DHV geschlossene Vertragswerk oft umgangen. Abgesehen
davon, dass der Lohn selbstredend noch einmal deutlich unter dem
Mindestlohn der Zeitarbeit liegt. Das Problem für Gewerkschaften wie
Betroffene: die Nutzung von Werkverträgen ist legal, es gibt bislang
keine Handhabe gegen deren Missbrauch. Die Bundesarbeitsministerin
hat vor wenigen Tagen verlauten lassen, dass es mehr Transparenz
bedürfe und mehr Kontrolle. Ob das reicht? Gesetzlichen
Handlungsbedarf jedenfalls sieht Ursula von der Leyen nicht. Immerhin
gibt das Ministerium inzwischen zu, dass ein Problem mit
Werkverträgen bestehen könnte - bis vor wenigen Wochen war man im
Hause von der Leyen so weit noch nicht. Für Arbeitgeber ist die
Nutzung von Werkverträgen eine Möglichkeit, (Lohn-)Kosten zu drücken.
Im wachsenden Wettbewerb ist das sicherlich nicht zu unterschätzen.
Ob ein Unternehmer damit aber mittel- oder langfristig gut damit
fährt, ist noch die Frage: motivierte Mitarbeiter lassen sich mit
Hilfe von Werkverträgen wohl kaum gewinnen. Fakt ist: Mit Hilfe von
Werkverträgen könnte letztlich praktisch jede Arbeit, die in einem
Unternehmen anfällt, ausgelagert werden. Der Problemdruck wird also
wohl noch steigen. Und die Bundesregierung irgendwann reagieren.
Sicher ist: Findige Lohndrücker werden dann andere Schlupflöcher
finden.



Pressekontakt:
Westfalenpost Hagen
Redaktion

Telefon: 02331/9174160


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

378372

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Gehalt für Professoren Halle (ots) - Die Gehälter honorieren auch den langen Weg zu einer Professur. Viele Wissenschaftler sind älter als 40 Jahre, wenn sie zum Professor ernannt werden. Nicht wenige haben Jahre der Unsicherheit hinter sich, in denen sie sich von einer befristeten Stelle zur nächsten hangeln mussten. Ohne die Motivation, später ein überdurchschnittliches Einkommen zu haben, und zwar unabhängig davon, ob eine Universität sich gerade hohe Leistungszulagen leisten kann, werden sich immer weniger talentierte Nachwuchswissenschaftler auf diesen mehr...

  • Ostsee-Zeitung: Kommentar zur Kinderlosen-Abgabe Rostock (ots) - Der CDU-Politiker Marco Wanderwitz ist zu der bestürzenden Erkenntnis gelangt, dass Familien höhere Lasten tragen als Kinderlose. "Alle Transferleistungen wiegen nicht die echten Kosten für ein Kind auf", jammert er. Ja, was hat der Mann denn gedacht? Dass der Staat und die Sozialsysteme ihm von den Windeln bis zum Führerschein alle Kosten ersetzen, die er durch seine Kinder hat? In unserem Sozialstaat entscheidet man sich nicht aus ökonomischen Erwägungen für ein Kind, und das ist auch gut so. Die Zahl der Neugeborenen mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Wochenendarbeit Halle (ots) - Der Trend zur Wochenend- und Abendarbeit ist höchst problematisch. "Gesundheitliche und soziale Beeinträchtigungen durch Sonn- und Feiertagsarbeit sind empirisch belegt", heißt es in einer Analyse der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Sonntagsarbeiter haben etwa ein höheres Unfallrisiko und leiden öfter unter Schlafstörungen. Und die Freizeit verliert an Wert, wenn der eine montags und die andere dienstags frei hat. Für Ärzte, Pfleger, Kellner und Landwirte gehört die Wochenendarbeit zum Beruf. Bei mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Kinderlosen-Zuschlag Halle (ots) - Kinder kosten Geld. Die Ausgaben werden insbesondere in der Ausbildungsphase nicht durch staatliche Hilfen wie etwa Kindergeld aufgewogen. Während die Kinderlosen ihren Urlaub auch mal auf den Malediven verbringen (können), steuern viele Familien die Ostsee an. Das ist nämlich preiswerter. Freilich wird es an der Stelle auch schon heikel. Denn viele Paare können aus medizinischen Gründen keine Kinder bekommen. Dass die Kinderlosen sich materiell besserstehen als vor allem Alleinerziehende, ist dennoch eine Tatsache. mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: OECD-Bericht = von Lothar Leuschen / http://www.wz-newsline.de Düsseldorf (ots) - Die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, ist im Grunde ein zahnloser Tiger. Zwar sind in ihr alle großen Industriestaaten, also auch Deutschland, organisiert, aber zu sagen hat die OECD nichts. Dennoch sollte Deutschland aufhorchen, wenn eine solche Organisation dunkle Wolken über einer der weltweit wichtigsten und größten Wirtschaftsmächte aufziehen sieht, zumal die genannten Fakten kaum von der Hand zu weisen sind: Die Zahl der Deutschen insgesamt sinkt dramatisch. Der mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht