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Schwäbische Zeitung: Wulff bleibt nur der Rücktritt - Leitartikel

Geschrieben am 01-01-2012

Leutkirch (ots) - All die vorweihnachtlichen Enthüllungen über
Bundespräsident Christian Wulff waren alarmierend genug. Zusammen mit
seinem unverfrorenen Verhalten hätten sie für einen Rücktritt
ausgereicht. Dass eine Steigerung kommen könnte, wollte man sich
nicht vorstellen. Aber siehe da, sie kam. So hatte Wulff Anfang
Dezember spitzgekriegt, dass die "Bild" einen Bericht über seine
Kreditgeschichten plante. Worauf er versuchte, mittels Drohungen die
Veröffentlichung zu stoppen. Ein unglaubliches Vorgehen für ein
Staatsoberhaupt, das moralisches Vorbild sein sollte.

Es stellt sich die Frage, welches Verständnis Wulff für eine
freiheitliche Medienlandschaft hat. Vielleicht mag er Journalisten
nur, wenn sie zahm sind? Da wäre Wulff nicht alleine. Unter anderen
gehört die Linken-Größe Oskar Lafontaine dazu, der Erfinder eines
Presse-Maulkorbs im Saarland. Aber dies nur nebenher. Zurück zum
Bundespräsidenten. Wie es sich jetzt herausstellte, hat er zudem nach
wie vor mit seinem Immobilienkredit zu kämpfen - immerhin eine halbe
Million Euro. Bei so viel Geld kennt der Normalbürger üblicherweise
die Umstände der Geldaufnahme. Wulff offenbar nicht. Am 15. Dezember,
dem Tag der ersten Enthüllung, sagte er, der frühere, sehr günstige
Geldmarktkredit sei bereits in ein langfristiges Darlehen umgewandelt
worden. Tatsächlich geschah dies erst am 21. Dezember.

Es drängt sich der Eindruck auf, dass Wulff erst von seinem
anrüchig-billigen Geldmarktkredit abließ, als es für ihn eng wurde.
Eventuell kommt nun sogar einiges nach - zumal sich die Affäre auf
den Geldgeber, die BW-Bank, ausdehnt. Die Staatsanwaltschaft
ermittelt wegen der Billigkonditionen des Geldmarktkredites. Man mag
sich gar nicht vorstellen, dass es sich um ein Dankeschön der Bank
für eventuelle Wulff'sche Gefälligkeiten beim VW-Porsche-Geschäft im
Jahr 2009 handeln könnte. Dies wäre der GAU. Aber selbst ohne ihn ist
es spätestens jetzt so weit: Wulff bleibt nur der Rücktritt, sollte
er noch einen Funken Anstand haben.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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