(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Starker Tobak aus Ankara - Leitartikel

Geschrieben am 02-11-2011

Leutkirch (ots) - Der Mann kann vor Kraft kaum laufen. Nicht zu
Unrecht tritt Recep Tayyip Erdogan in Deutschland selbstbewusst auf.
Der türkische Premier steht mit seiner politischen wie
wirtschaftlichen Bilanz glänzend da. Die Türkei bilanziert
Wachstumsraten, von denen die EU-Staaten nur träumen können. Und der
sogenannte Arabische Frühling hat Ankara dorthin katapultiert, wo
sich die stolzen Türken ohnehin schon immer gesehen haben: in die
erste Reihe. Schließlich geht es um die Vormachtstellung im Nahen
Osten und die Erschließung neuer Märkte im muslimischen Raum.

Erdogan hat geschickt taktiert. Er weiß, dass der Westen nach dem
Sturz der greisen Machthaber in der arabischen Welt neue Verbündete
braucht. Anders etwa als Deutschland bewies Erdogan beim Einsatz in
Libyen Verlässlichkeit als Nato-Partner. So kann er sich auch als
Sieger über Diktatoren feiern lassen, gleich, ob in Ägypten, Libyen
oder Tunesien. Erdogan reklamiert für sein Land eine Führungsrolle,
und in diesem stolzen Bewusstsein begibt sich der konservative Muslim
auf Auslandsreise.

Das erklärt auch seine markigen Sprüche fernab des diplomatischen
Protokolls. Denn eines ist eindeutig, Erdogan hat nicht die
Verbesserung der Beziehungen mit der Bundesregierung im Auge, er
zielt auf seine Landsleute, wenn er das große Wort führt. Seit Jahren
provoziert er das politische Berlin, seit Jahren erhält er dafür
Applaus bei seinen Wählern. So verstoße Deutschland gegen die
Menschenrechte, wenn es Deutschkenntnisse als Voraussetzung für ein
Leben in der Bundesrepublik verlange. Oder die Unterstellung,
deutsche Stiftungen unterstützten indirekt kurdischen Terror. Starker
Tobak für einen Premier, dessen Land zwar demokratische Fortschritte
macht, aber bei der Umsetzung von Frauenrechten, der Meinungsfreiheit
oder fairen Gerichtsverfahren erhebliche Defizite hat. Erdogan schürt
Vorurteile gegen Deutschland, um daheim Stimmung zu machen. Ein
stolzer Staatsmann, der seiner Leistungen sicher ist, hat so etwas
nicht nötig.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

361276

weitere Artikel:
  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu den Arbeitsmarktzahlen Stuttgart (ots) - "Es hat sich eine große Kluft aufgetan zwischen der Realwirtschaft, in der Produkte und Dienstleistungen angeboten werden - und der Finanzwirtschaft, die im Jahr zehnmal so viel Geld umschlägt, wie die Menschen auf dem Globus überhaupt erwirtschaften. Die Finanzkrise vor drei Jahren hat gezeigt, dass die Finanzwirtschaft die Realwirtschaft sehr stark beeinflussen kann. Die bisherige Entwicklung zeigt allerdings, dass die Realwirtschaft dieses Mal außerordentlich robust gegenüber den Turbulenzen auf den Finanzmärkten mehr...

  • Rheinische Post: FDP-Vize legt Stufen-Modell zum Soli-Abbau vor Düsseldorf (ots) - Der Koalitionsgipfel am Sonntag soll sich nach dem Willen des stellvertretenden FDP-Bundesvorsitzenden Holger Zastrow auch mit einer stufenweise Abschaffung des Solidaritätszuschlages befassen. Grundlage dafür solle ein von Zastrow vorgelegtes Modell sein, nach dem die Soli-Einnahmen von insgesamt zwölf Milliarden Euro in drei Jahresschritten um jeweils vier Milliarden auf Null gebracht werden sollen, berichtet die "Rheinische Post" (Donnerstagausgabe). Die erste Entlastungsstufe solle - anders als bislang geplant mehr...

  • Rheinische Post: Deutsche Wirtschaft fordert Konzept für "Worst Case" beim Euro Düsseldorf (ots) - Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat die europäischen Regierungen aufgefordert, umgehend ein Konzept für den Fall eines griechischen Euro-Austritts zu erarbeiten. "Wir brauchen von der Politik jetzt sehr rasch ein Konzept, wie die EU mit einem Austritt Griechenlands aus dem Euro umgehen würde", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstagsausgabe). "Wenn die Griechen die Sparmaßnahmen ablehnen, gehört der Worst Case zu den möglichen mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Historiker Hobsbawn: Euro ist die Schwachstelle der europäischen Einigung - "Kapitalismus hat die moralischen Konventionen ausgehöhlt" Köln (ots) - Köln. Der britische Historiker Eric Hobsbawm (94) sieht in der gemeinsamen Währung von europäischen Ländern den Schwachpunkt der europäischen Einigung. "Die Engländer wollten nie hinein und auch jetzt gehört nur ein Teil der 27 Mitglieder zur Euro-Gruppe." Ob sich der Euro halten lasse, wisse er nicht, sagte er und fügte hinzu: "Ich glaube, wahrscheinlich ja." Für die meisten der Nationalstaaten habe es "wenig Sinn, sich vom Euro wieder auf die Nationalwährun-gen zurückzuziehen, das ginge für Deutschland oder Frankreich, mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: G-20-Treffen: UN-Generalsekretär verlangt "mutige Lösungen" für globale Krise - Versagen wäre "katastrophal" Köln (ots) - Köln - Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-Moon, hat die Führer der 20 größten Wirtschaftsnationen der Welt zu "mutigen Lösungen" für die gegenwärtige globale Vertrauenskrise gedrängt. Ban schreibt in einem Gastbeitrag für den "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag-Ausgabe) zu dem am Donnerstag in Cannes beginnenden G-20-Gipfel: "Die Zeit des Feilschens über schrittweise Zugeständnisse muss vorbei sein." Er fordert die G 20 auf, die Entscheidungen des Brüsseler EU-Gipfels zur Lösung der Euro-Krise zu mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht