(Registrieren)

WAZ: Arabische Chancen - Kommentar von Martin Gehlen

Geschrieben am 23-10-2011

Essen (ots) - Tunesiens Ben Ali als schweigender Politflüchtling
im saudischen Exil, Ägyptens Hosni Mubarak als bleicher Angeklagter
im eisernen Käfig, Libyens Muammar Gaddafi als blutige Leiche auf
offener Straße, offenbar gelyncht von den eigenen Landsleuten: Nach
dieser Eskalation der Bilder können sich nun die übrigen arabischen
Potenta- ten ausmalen, wie sie eines Tages enden werden, wenn sie
weiter auf ihr Volk schießen lassen. "Jetzt bist du dran Bashar",
skandierten die Menschen in Syrien, wo der Aufstand erstmals die
Hauptstadt Damaskus erfasste. "Hast du letzte Nacht gut geschlafen?",
schleuderten die Demonstranten Jemens Präsidenten Saleh entgegen.
Denn Gaddafis blutiges Ende gibt dem arabischen Aufstand in Syrien
und Jemen neuen Auftrieb - und wird den Reformdruck auf die übrigen
Regime weiter erhöhen. Die Araber wollen die Zeiten straflosen
Machtmissbrauchs ein für allemal beenden, auch wenn Vorreiter
Tunesien und Ägypten ihre ersten Schritte nach der Selbstbefreiung
als unsicher, zweifelnd und beängstigend erfahren. Tunesien erntete
am Sonntag mit den Wahlen zur verfassungsgebenden Versammlung die
ersten Früchte seiner vor neun Monaten erkämpften Demokratie. Ägypten
wird Ende November mit Parlamentswahlen folgen, Libyen im nächsten
Jahr. Tunesien und Ägypten haben beim Aufbau von Zivilgesellschaften
bereits einiges erreicht. Libyen, Syrien, Saudi-Arabien oder Jemen
dagegen stehen noch ganz am Anfang. Und je länger die euphorischen
Tage der Revolution zurückliegen, desto klarer wird den neuen
arabischen Bürgern, wie jahrzehntelang, mühsam und anstrengend der
Weg in offene, liberale Gesellschaften noch werden wird. Die Chancen
aber waren noch nie so groß wie heute.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

359360

weitere Artikel:
  • WAZ: Großer Gipfel-Wirrwarr - Kommentar von Knut Pries Essen (ots) - In der offiziellen Terminologie der Europäischen Union handelt es sich um die normale Herbstsitzung der EU-Staats- und Regierungschefs. Was tatsächlich stattfindet, ist ein noch nicht dagewesenes Gipfel-Gewitter: Man tagt zu 17 oder zu 27, auf Arbeits-, Minister-, Chef-Ebene oder in "Frankfurter Runde". Die Themen-Liste ist ähnlich uferlos: Griechenlandhilfe und Rekapitalisierung der Banken, Schuldentragfähigkeit und Privatgläubiger-Beteiligung, Hebelung von Schirmen und Ertüchtigung von Fonds, Wirtschaftsregierung und mehr...

  • WAZ: Schmidt als Kanzlermacher - Kommentar von Dietmar Seher Essen (ots) - Drei Worte, die die Republik elektrisieren: "Er kann es." Helmut Schmidt, die Legende, hat Peer Steinbrück im Überraschungscoup geadelt. Ein starkes Stück, gespielt außerhalb von Parlament und Parteitag. Schmidt, der Macher, macht jetzt auch Kanzlerkandidaten. Es könnte gelingen. Steinbrück zeigt Krisenkompetenz. Er spricht Klartext, wo andere herumschwurbeln. Er erklärt, wo viele Laut-Sprecher das Euro-Debakel selbst nicht verstehen. Als Mann der Mitte steht er auf Große Koalitionen, wenn es ums Ganze geht, und für mehr...

  • Weser-Kurier: Zum neuen Programm der Linken Bremen (ots) - Sollen Gysi und Co. doch in den Talkshows von höheren Renten und Mindestlöhnen reden - die Linke, so sagt sie es selbst, will nichts weniger als den Systemwechsel. Darüber, wie das neue System aussehen soll, äußert sie sich aber nur unscharf. Die immer wieder geäußerte Sympathie für radikal linke Regierungen in Lateinamerika - ob Diktaturen wie in Kuba oder pseudo-Demokratien wie in Venezuela - provoziert zumindest Fragen zum Demokratieverständnis der Genossen. Koalitionen sind auf Grundlage dieses Programms nahezu mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zum Linken-Parteitag Stuttgart (ots) - Natürlich wollte die Linkspartei nicht, dass in ihrem Parteiprogramm steht, dass alle Drogen - von weich bis hart, von Haschisch bis Heroin - legalisiert gehören. Drum besserte die Parteiführung kräftig nach und spülte in einer Abendsitzung Hartes weich: Nun plädiert die Linke also für eine legale und kontrollierte Abgabe von Drogen - und zwar nur an Abhängige. Eine Art verordneter kalter Entzug für den Politrocker. Im Rausch waren die Delegierten in Erfurt schon. Voller Selbstüberschätzung beanspruchen sie das Copyright mehr...

  • Neues Deutschland: zum Parteitag der LINKEN Berlin (ots) - Seit ihrer Gründung im Mai 2007 musste die LINKE sich des Vorwurfs erwehren, sie verfüge über keine ausreichende programmatische Grundlage, die einen politischen Willen der Partei ausdrücke. Im Grundsatzprogramm ist dieser nun nachlesbar. Die politischen Konkurrenten (wie auch viele Medien) werden sich deswegen nicht ab sofort inhaltlich statt sensationell mit der LINKEN befassen. Zunächst markiert das Erfurter Programm nur eine unerlässliche Selbstorientierung der Partei. Daraus einen Handlungsrahmen linker Politik mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht