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De Maizière zieht im stern nüchterne Afghanistan-Bilanz: "Die Ziele waren zu hoch" - Verteidigungsminister warnt vor überhastetem Abzug und gibt sich sechs Jahre für Bundeswehrreform

Geschrieben am 05-10-2011

Hamburg (ots) - Verteidigungsminister Thomas de Maizière hat vor
einem überhasteten Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan gewarnt. In
einem Interview in der neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des
Hamburger Magazins stern sagte der CDU-Politiker: "Es wäre grob
unverantwortlich, jetzt für 2012 Festlegungen einseitig zu treffen."
Ein Abzug, so de Maizière, sei "eine knifflige Sache: Findet er zu
zaghaft statt, ist es gar kein Abzug, findet er zu schnell statt,
gefährdet er die, die noch bleiben und auch das bislang erreichte".

De Maizière zog eine nüchterne Bilanz des zehnjährigen
Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr. "Die Ziele waren zu hoch."
Dass eine anhaltend große Mehrheit der Deutschen gegen den Einsatz
ist, erklärt der Minister mit der "bitteren Enttäuschung", dass nach
dem Ende des Kalten Kriegs nicht der Friede in der Welt ausgebrochen
sei. "Der Kalte Krieg war brutal aber übersichtlich. Und die
Bedrohung war abstrakt. Die neue Welt ist unübersichtlich. Und die
Bedrohung ist konkret." Dies führe in der Bevölkerung zu
"Abwehrmechanismen nach dem Motto: Was gehen uns eigentlich Konflikte
in der Welt an?"

De Maizière rechnet damit, dass künftig
Menschenrechtsorganisationen verstärkt militärisches Eingreifen
fordern, "weil man dem schreienden Unrecht nicht zusehen will". Das
Militär sage dann, so de Maizière im stern: "Vorsicht an der
Bahnsteigkante. Können wir das? Und wenn ja: Das kostet Geld und das
kostet Blut. Sind wir dazu bereit?"

Auf die Frage, wie lange er noch brauche, um die begonnene
Bundeswehrreform zu einem vernünftigen Ende zu bringen, antwortete
der Minister: "Ungefähr sechs Jahre." In dem Interview bekräftigte de
Maizière seinen hohen Anspruch bei der Umsetzung der Reform: "Es geht
hier schließlich nicht ums Kästchenmalen. Wir wollen eine Veränderung
von Mentalitäten in der Bundeswehr und eine andere Außenwahrnehmung."
Der Minister sprach sich für eine deutliche Verkleinerung des
Ministeriums aus: "Wir müssen mehr steuern und weniger rudern."



Pressekontakt:
stern-Redakteur
Axel Vornbäumen
Telefon 030-20224-0

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