(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Nicht nur zwei Parteien haben in Schwerin viel verloren - Bitter für CDU, FDP und die Demokratie Ein Kommentar von Martin Vogler

Geschrieben am 04-09-2011

Düsseldorf (ots) - Ein glücklicher Erwin Sellering kann sich den
Koalitionspartner aussuchen, nachdem seine SPD kräftig zulegte. Doch
das so klar erscheinende Ergebnis hat einen Schönheitsfehler: In
Wirklichkeit haben nur weniger als 20 Prozent der Wahlberechtigten
ihre Stimme für die SPD abgegeben. Was an der geringen
Wahlbeteiligung liegt - die natürlich auch die Ergebnisse der anderen
Parteien relativiert. Da stellen sich unbequeme Fragen: Was wollen
eigentlich die, die daheim geblieben sind? Nimmt unsere Demokratie
durch solche Ergebnisse langfristig Schaden?

Dennoch triumphiert die SPD, auch mit Blick auf ganz Deutschland,
zu Recht. Die schwarz-gelbe Koalition in Berlin hat eine Ohrfeige
bekommen. Dies gilt angesichts ihres desaströsen Ergebnisses vor
allem für die FDP. Ihr Bundesvorstand wird versucht sein, die Schuld
in gewohnter Manier Guido Westerwelle zuzuschieben. Erfrischend
gradlinig hingegen die Reaktion in Schwerin, wo der Landesvorsitzende
der FDP sofort nach Vorliegen der ersten Hochrechnungen die
Verantwortung übernahm und zurücktrat.

Neben den Grünen, die jetzt erstmals in allen Landtagen
Deutschlands sitzen, schnitten die Extremisten rechts und links
schockierend gut ab. Eine NPD, die deutlich vor der FDP liegt, und
eine weiter wachsende Linkspartei sind neben der geringen
Wahlbeteiligung ein schlechtes Zeugnis für die demokratische Reife in
Mecklenburg-Vorpommern. Selbst Linke-Fehlleistungen wie
Mauer-Verherrlichung und missratene Glückwünsche an Fidel Castro
irritierten offenbar viele Wähler nicht.

Ausschlaggebend für das sonderbare Wahlverhalten ist neben der
Strukturschwäche auch der demografische Wandel an der Ostseeküste,
der sich sogar noch dramatisieren wird. Die Bevölkerungszahl von
knapp zwei Millionen soll, so erwartet es das Statistische Bundesamt,
bis 2050 auf 1,17 Millionen sinken. Die Situation wird also nicht
einfacher.

Bedrückende Aussichten: Das, was derzeit in Mecklenburg-Vorpommern
im Zeitraffer demografisch passiert, steht der gesamten
Bundesrepublik ähnlich bevor: immer weniger Menschen in einer
alternden Gesellschaft. Hoffentlich bedeutet das nicht, dass in 20,
30 Jahren die radikalen Kräfte überall so wie an der Ostseeküste
erstarken.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

350373

weitere Artikel:
  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar zu SPD legt Steuerkonzept vor Hohes Risiko THOMAS SEIM Bielefeld (ots) - Es passt in die Zeit, wenn die Sozialdemokraten sich nun recht breitbeinig aufstellen und Steuererhöhungen zur Abwendung von Finanz- und Wirtschaftskrise fordern. Bund, Länder und Gemeinden sind chronisch unterfinanziert. Dazu gibt es Nachholbedarf bei Infrastrukturinvestitionen. Vom Abbau der Schulden zu schweigen. Anders als 1990, als die SPD unter Kanzlerkandidat Lafontaine Steuererhöhungen forderte und den Zeitgeist der Einheitseuphorie verschlief, scheint sie heute auf der Höhe der Zeit. Sogar Wirtschaftsforscher mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar zu Geheimdienstkooperation mit Gaddafi Unfassbar BERNHARD HÄNEL Bielefeld (ots) - Der Moment der Freiheit in Libyen war auch ein Moment der Wahrheit. Bitter für die westlichen Staaten und Staatsmänner von George Bush bis Tony Blair. Der Westen machte und macht gemeine Sache mit den übelsten Folterregimen. Ob Tunesiens Ex-Staatschef Zine el Abidine Ben Ali, Ägyptens Präsident a. D. Muhammad Husni Mubarak, Libyens Revolutionsführer Muammar Abu Minyar al Gaddafi oder der Königsclan der Saudis, sie alle wurden und werden benutzt von den westlichen Geheimdiensten als Informanten und Verbündete im mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Mecklenburg-Vorpommern Halle (ots) - Die bundesweite Skandalisierung des nostalgischen Blicks zahlreicher Linkspartei-Größen auf DDR, Fidel Castro und Kommunismus hat in Mecklenburg-Vorpommern nicht verfangen. Dass der realpolitische Kurs Helmut Holter zurück in die Landesregierung führen wird, ist dennoch unwahrscheinlich. Zu groß ist die rot-schwarze Harmonie. Bleibt die Lehre: Ein Wahlkampf, der solchen Verhältnissen entspringt, begeistert niemanden. Aber zwischen Schlammschlacht und Einschläferung der Bürger müsste es die Möglichkeit vernünftiger mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Aufstockung bei Hartz IV Halle (ots) - Mit jedem Schein, den die Bundesregierung obenauf legt, wächst aber der Unmut bei Menschen mit einem geringen Einkommen, die dafür den ganzen Tag arbeiten gehen und sich anschließend um ihre Familie kümmern müssen. Von denen gibt es im Osten Deutschlands und im Niedriglohnland Sachsen-Anhalt etliche. Es wäre nun die falsche Logik, deshalb den Hilfeempfängern das Geld zu kürzen. Auch mit 374 Euro im Monat lässt sich nicht fürstlich leben. Die Erhöhung muss aber Anlass sein, sich noch einmal in Erinnerung zu rufen, wofür mehr...

  • WAZ: Israelis rebellieren. Kommentar von Gil Yaron Essen (ots) - Im Jahr 1971 prägte Israels Außen- und Verteidigungsminister Mosche Dayan ein Diktum: Das Volk könne sich nicht gleichzeitig hinter zwei Fahnen sammeln - die eine stand für den Kampf um das Überleben Israels und die andere für soziale Gerechtigkeit. Angesichts der Bedrohung von Seiten der arabischen Nachbarn müssten sich die Israelis auf die Verteidigung konzentrieren. Schon kurz nach der Staatsgründung sprachen Volkslieder davon, dass man "Kanonen mehr als Strümpfe" brauche. Seit der Staatsgründung überschattet die mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht