(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Eurokrise und Börsenpanik

Geschrieben am 19-08-2011

Bielefeld (ots) - Am Dienstag gipfelten Bundeskanzlerin Angela
Merkel und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy, am Donnerstag
war die Panik an den Börsen zurück. Turbulent verlief auch der
Wochenschluss. Ruhe an den Märkten? Ein frommer Wunsch! Dass Laien
auf das Börsengeschehen der vergangenen Wochen längst nur noch mit
Schulterzucken reagieren, kann man verstehen. Wenn jedoch selbst die
vermeintlichen Experten mehr raten müssen als plausibel erklären
können, woher wohl diesmal die Talfahrt rührt, trägt das nicht gerade
zur Gelassenheit bei. Im Gegenteil. Die Nervosität nicht nur unter
den Anlegern steigt, und die bange Frage lautet: »Hört das denn nie
auf?« Rationale Gründe für die neuerlichen Verluste jedoch ließen
sich für die allermeisten deutschen Titel nicht ausmachen. Das
Geschäft läuft prima, die Auftragslage ist gut. Die Situation vieler
Aktiengesellschaften steht nach wie vor im krassen Gegensatz zu den
stetig fallenden Kursen. Und auch die von Merkel und Sarkozy
erdachten Pläne zur Weiterentwicklung der Euro-Zone taugen nicht als
hinreichende Erklärung für den jüngsten Abwärtstrend. Natürlich kann
die geplante Finanzmarktsteuer zumindest den europäischen
Handelsplätzen nicht schmecken. Demgegenüber aber stehen mit der Idee
einer Wirtschaftsregierung und insbesondere mit dem Plan einer
Schuldenbremse für die 17 Staaten der Euro-Zone zwei viel
versprechende Instrumente. Beide sind freilich längst nicht etabliert
und fallen allein deshalb als schnelle Hilfe aus. Doch sind sie
immerhin der wenn auch späte Beleg dafür, dass die beiden führenden
europäischen Volkswirtschaften den Euro und die Euro-Zone weiter
verteidigen wollen. Nach langem Zaudern und Zögern haben Merkel und
Sarkozy endlich das Signal gesendet, dass sie die EU stärker zu
führen bereit sind. Endlich soll sich auch der Fokus verschieben. Weg
von der ewigen Krisenintervention mit immer nur noch mehr Milliarden
hin zur Strukturdebatte über eine dringend und zwingend notwendige
größere finanz- und wirtschaftspolitische Einheit in der Euro-Zone.
Zentrales Ziel dabei: Das Leben der Staaten auf Pump muss ein Ende
haben. Das Problem nur: Allenthalben fehlt das Vertrauen, dass diese
Pläne Wirklichkeit werden. Auch steht die Frage im Raum, welche
Lesart sich am Ende durchsetzt: die strengere deutsche oder die
französische. Für Angela Merkel heißt das, auf allen Ebenen
Überzeugungsarbeit zu leisten. An der verunsicherten Basis wie
gestern in Hameln, im Bundestag, wo sie am Dienstag der
CDU/CSU-Fraktion zur Euro-Krise Rede und Antwort steht, und natürlich
bei den Euro-Staaten, die mitmachen sollen und zustimmen müssen.
Sicher ist das ein steiniger Weg mit ungewissem Ausgang. Sicher aber
ist auch, dass diese Krise weitergehen wird, solange es an der
Überzeugung mangelt, dass die Probleme gelöst werden können. Hier
reagieren die Märkte nicht anders als die Menschen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

348049

weitere Artikel:
  • Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR CDU-Schulprogramm Zerstritten BERNHARD HÄNEL Bielefeld (ots) - Die CDU steht vor einem revolutionären Parteitag. Die Parteispitze ist entschlossen, im September ihre geliebte Hauptschule zu Grabe zu tragen. Dass dabei die Realschule gleich mitbeerdigt wird, ist selbstverständlich, wenn zwei Schulformen fusionieren sollen. Doch wie die neue Oberschule konzeptionell genau aussehen wird, ist noch nicht klar. Klar ist aber, dass die verspätete Anpassung der Programmatik nicht bei allen Christdemokraten auf Gegenliebe stößt. In Baden-Württemberg formiert sich zäher Widerstand der mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Nahost / Israel / Gaza Osnabrück (ots) - Verschärfung in Sicht Die Hoffnung ist einmal mehr dahin. Noch im April stellten die Vereinten Nationen den Palästinensern in Aussicht, im September einen unabhängigen Staat ausrufen zu können. Im Mai folgte dann die unverblümte Forderung von US-Präsident Obama, Israel habe sich auf die Grenzen von vor 1967 zurückzuziehen. Das klang nach Bewegung im festgefahrenen Nahostkonflikt. Jetzt, wenige Monate später, lassen Israelis und Palästinenser wieder die Waffen sprechen. Zur Schlichtung der aktuellen Spannung mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Justiz / Bundesverfassungsgericht / Gebühr Osnabrück (ots) - Ein weiterer Versuch Man kann gut verstehen, dass Verfassungsgerichtspräsident Andreas Voßkuhle mit einer Gebühr notorische Kläger bremsen will. Denn wenn sich die Karlsruher Juristen mit von vornherein sinnlosen Verfahren befassen müssen, bleibt ihnen weniger Zeit, sich dem berechtigten Schutz der Grundrechte zu widmen. Verfahren ziehen sich unnötig in die Länge. Dabei hängt das Vertrauen in den Rechtsstaat nicht allein davon ab, ob jemand recht bekommt, sondern auch davon, wann er recht bekommt. Ob mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Türkei / Konflikte / Kurden Osnabrück (ots) - Spaltung überwinden Eigentlich wollte der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan das Ende des heiligen Fastenmonats Ramadan abwarten, um erst dann verschärft gegen die PKK vorzugehen. Dass er jetzt doch nicht wartet, liegt nicht nur an dem wieder aufgeflammten Terror der Kämpfer der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei. Erst vor wenigen Wochen fand die Entmachtung des türkischen Militärs durch Erdogan mit dem Rücktritt mehrerer führender Generäle ihren Höhepunkt. Jetzt muss Erdogan unbedingt die Spaltung mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Wald / Klima Osnabrück (ots) - Absolut schützenswert Der Wald ist wichtig, und das nicht nur, weil er - das passende Wetter vorausgesetzt - zum Wandern einlädt. Der Wald hat erstens ökologische Bedeutung. Er ist Lebensraum zahlreicher Arten und reinigt die Luft, auch für den Menschen. Der Wald hat zweitens energetische Bedeutung, denn sein Holz lässt sich nutzen, um Energie und Wärme zu erzeugen - und das CO2-neutral. Drittens hat der Wald wirtschaftliche Bedeutung und bietet 1,3 Millionen Menschen in Deutschland Arbeit. Und nicht zuletzt mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht