(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Der kurze Triumph von Paris = von Martin Vogler

Geschrieben am 17-08-2011

Düsseldorf (ots) - Für Angela Merkel und Nicolas Sarkozy gab es
einen ernüchternden Morgen danach. Dienstagabend hatten sie
kurzfristig mit ihrer Idee einer europäischen Wirtschaftsregierung
beeindruckt. Gestern war die Euphorie schon wieder weg. Denn es wurde
stündlich deutlicher, dass sie die Lösung der europäischen
Finanzprobleme keinen Schritt voran gebracht haben. Im Gegenteil,
jetzt dürfte alles noch komplizierter werden. Denn Merkel und Sarkozy
müssen sich zu Recht den Vorwurf der Traumtänzerei gefallen lassen.
Vor allem eine europäische Wirtschaftsregierung mag - je nach
persönlichem Standpunkt - zwar ein edles Ziel sein. Doch sie bliebe
entweder schwach, wäre also sinnlos. Oder sie wäre mit
Weisungsbefugnissen ausgestattet. Dann würden allerdings viele
Betroffene ihre bisherigen Zuständigkeiten verbissen verteidigen, so
dass die Umsetzung Jahre dauern würde. Was in der aktuellen Krise
auch nicht hilft. Ähnliche Vorlaufzeiten dürften für eine
Schuldenbremse gelten. Und zumindest an den Börsen sorgte die Idee
einer Finanztransaktionssteuer gestern vor allem für Irritationen.
Mit etwas Abstand bleibt also eine sehr negative Bilanz des Treffens.
Dessen Konzepte sind schon weitgehend Makulatur. Somit wird sich das
Augenmerk wieder stärker auf die Eurobonds als Heilmittel richten.
Diese Einheits-Anleihen wären für Deutschland teuer - das
Ifo-Institut nennt 47 Milliarden Mehrkosten pro Jahr. Die Dimension
erscheint realistisch, weil dann alle Staaten den gleichen Zinssatz
für ihre Schulden berappen müssten. Bei derzeit knapp 15 Prozent etwa
für Griechenland und 2,6 Prozent für Deutschland ist klar, wer
draufzahlt. Noch sprechen sich zwar Merkel und die Spitzen der Union
gegen Eurobonds aus. Doch der Druck der Opposition und des Auslandes
könnte sie bald mürbe machen. So ist es interessant, dass
Finanzminister Schäuble zwar ebenfalls gegen sie votiert, aber
gleichzeitig über Bedingungen nachdenkt, unter denen sie vielleicht
doch möglich wären. Kämen die Bonds, hätte allerdings die Berliner
Koalition ein riesiges Problem. Die FDP hat sich derart vehement
gegen sie ausgesprochen, dass sie von ihrer Linie nicht abweichen
kann. Das wäre dann womöglich das Ende der schwarz-gelben Regierung.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

347657

weitere Artikel:
  • WAZ: Bundeskriminalamt verschärft Kampf gegen zunehmenden Betrug an Geldautomaten Essen (ots) - Das Bundeskriminalamt verschärft seinen Kampf gegen den zunehmenden Betrug an Geldautomaten. Vermutlich bereits ab Oktober will es eine Kooperation mit Banken eingehen, um nach dem Vorbild des amerikanischen FBI mit einem "flexiblen und schnellen Austausch von Informationen neue Betrugsmaschen schneller zu erkennen und gemeinsame Abwehrstrategien zu entwickeln". Das kündigte BKA-Chef Jörg Ziercke in einem Interview mit den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe (Donnerstagausgabe) an. Ziercke sagte, alleine im letzten Jahr seien mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Steuerplänen der Sachsen-Anhalt-CDU Halle (ots) - Man kann das Mut nennen. Oder politische Brandstifterei. Oder auch eine Ohnmachts-Erklärung angesichts der Lage der öffentlichen Haushalte. Tatsache ist: Bislang ist die Debatte vor allem vom Sparansatz her geführt worden. Weniger Ausgaben, weniger Leistungen für den Bürger. Was die CDU zu Papier gebracht hat, darf daher getrost als Paradigmen-Wechsel bezeichnet werden. Pressekontakt: Mitteldeutsche Zeitung Hartmut Augustin Telefon: 0345 565 4200 mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Treffen Merkel/Sarkozy Halle (ots) - Aber Frank-Walter Steinmeier hat recht: Ein "Feuerlöscher" für die schwelenden finanziellen Brandherde ist das nicht. Doch der SPD-Fraktionschef entlarvt mit seiner Wortwahl die Unzulänglichkeit der eigenen Argumentation: Die Gefahr eines Flächenbrandes lässt sich eben nicht mit einem Feuerlöscher bannen. Dazu bedarf es schon einiger, um im Bild zu bleiben, Löschzüge und vor allem struktureller Maßnahmen. Ja, das kann dauern. Ja, bis dahin bleibt es beim wöchentlichen, täglichen Klein-Klein wechselnder Löschaktionen. mehr...

  • WAZ: Es geht um die Macht in Europa - Leitartikel von Walter Bau Essen (ots) - Glaubt man der Ankündigung, steht Europa eine politische Revolution ins Haus: Eine "echte europäische Wirtschaftsregierung" wollen Angela Merkel und Nicolas Sarkozy installieren. So haben sie es in Paris verkündet. Dies wirft die Frage auf: Werden die nationalen Regierungen bereit sein, wichtige Kompetenzen - also Macht - an Brüssel abzutreten? Das aber darf auch nach dem Pariser Treffen bezweifelt werden. Bislang haben die Regierungschefs sorgsam darauf geachtet, dass Brüssel nicht zu stark wurde. Das zeigt etwa die mehr...

  • WAZ: Teure Schrumpfkur - Kommentar von Tobias Blasius Essen (ots) - Demografischer Wandel - das oft im Munde geführte Bürokratenwort vom bedrohlichen Bevölkerungsrückgang wird für die meisten Bürger selten so konkret wie bei der Jahresgebührenrechnung ihres städtischen Ver- bzw. Entsorgers. Einer Kommune, die Einwohner verliert, fällt es immer schwerer, die eigene Infrastruktur zu unterhalten. Vor künftig erheblich wachsenden Belastungen hat deshalb der Steuerzahlerbund NRW in seiner Gebührenvergleichsanalyse 2011 gewarnt. Schulen, Schwimmbäder oder eben Abwasserrohre wurden einst nach mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht