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Westdeutsche Zeitung: Facebook - Fahndung = von Vera Zischke

Geschrieben am 15-08-2011

Düsseldorf (ots) - Die Polizei in Niedersachsen stellt ihre
Fahndungsaufrufe im Sozialnetzwerk Facebook ein und bildet dort
blitzschnell eine aktive Fangemeinde, die ihr hilft, Verbrecher zu
entlarven und vermisste Jugendliche nach Hause zurückzuholen. Die
Idee klingt so simpel wie fortschrittlich und immerhin wurden bereits
sieben Fälle durch Hinweise aus der Internet-Gemeinde gelöst - also
alles prima? Nein, denn wer im Internet Öffentlichkeit erzeugt,
Menschen mobilisiert und brisante Informationen verbreitet, ruft noch
ganz andere Gefahren auf den Plan.

So kann die gemeinsame Freude am Identifizieren von Verbrechern
schnell in falschen Eifer ausarten, der zu Hetzjagden und
Verleumdungen führt. Auf Facebook gibt es keine Schranken, jeder kann
jederzeit einen Namen oder eine falsche Verdächtigung unter einem
Fahndungsfoto veröffentlichen. Dass derartige Fälle auf der
Facebook-Seite der Polizei in Niedersachsen bislang selten vorkommen,
ist allein dem Kommunikationsgeschick und der
Rund-um-die-Uhr-Kontrolle durch die Beamten zu verdanken.

Der entscheidende Punkt aber ist ein ganz anderer. Polizei und
Innenministerium haben die Verbrecherjagd im sozialen Netz gestartet,
ohne die wichtigste Frage zu stellen: Was passiert mit den vielen
Fotos, die dort eingestellt werden?

Auf Facebook kann jeder Nutzer die veröffentlichten Fotos
abspeichern und für eigene Zwecke nutzen. Die Polizei erfährt nicht
einmal, wenn jemand Bilder von Verdächtigen und Vermissten kopiert.
Noch Jahre später könnten inzwischen rehabilitierte Täter mit
Fahndungsfotos von damals unter Druck gesetzt werden. Wie groß das
Risiko des Missbrauchs ist, wird allein durch die Nutzerzahlen
deutlich: 20 Millionen Deutsche sind auf Facebook unterwegs. Schon
jetzt gibt es einen speziellen Markt für kopierte Fotos - Facebook
wird etwa gezielt nach Aufnahmen von jungen Frauen durchsucht. So ist
es denkbar, dass sich das vermisste Mädchen von einst später in einem
ganz anderen Zusammenhang im Netz wiederfindet.

Der Polizei sind diese Gefahren schlichtweg nicht bewusst. Dabei
sollte sie wissen: Wer Verbrechen im Netz bekämpft, sollte sich erst
einmal informieren, welche Formen von Kriminalität dort lauern.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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