(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Mehr als ein Wimpernschlag Zum Jahrestag des Baus der Berliner Mauer

Geschrieben am 12-08-2011

Cottbus (ots) - Was bleibt von der Mauer? Schnell weg mit ihr,
sagten die Berliner, als das Volk sie am 9. November 1989 gestürmt
hatte, und ließen es zu, dass ihre Teile klein gehackt an Touristen
verkauft wurden. Der Zeitpunkt naht, 2017, da die Mauer so viele
Jahre fort ist, wie sie die Stadt und ganz Deutschland geteilt hat.
Ist sie also nur ein Wimpernschlag der Geschichte? Wenn es gut geht
mit der Erinnerungsarbeit, dann bleibt von ihr - und vom Staat DDR,
dessen letzte tragende Säule sie war - allerdings doch etwas mehr als
der löchrig gewordene Beton auf den verbliebenen Vorführstrecken für
die Erinnerungsfotos. Dann ist sie Anschauungsmaterial für die
Erkenntnis, dass jedes auf der Durchsetzung einer Ideologie
basierende und jedes das Individuum missachtende System, nenne es
sich Kommunismus oder Staatsreligion, zur Unfreiheit führt. Dass es
diese Unfreiheit in der einen oder anderen Form, früher oder später,
härter oder weniger hart exekutieren wird. Als eiserner Vorhang, wie
in Deutschland und Europa geschehen, oder als eiserne Faust des
Militär- und Polizeistaates, wie es in China oder im Iran derzeit
geschieht. Es gibt keine guten Ziele im Schlechten. Anerkennung der
Realitäten lautete ein politischer Slogan des Westens, vor allem der
Sozialdemokraten, als die Mauer noch stand. Es war der ehrbare
Versuch, mit der Teilung umzugehen, zum Wohle der Betroffenen und des
Weltfriedens. Aber zu viele der Akteure haben damals zu oft
vergessen, dass es moralische Grundsätze gibt, die wichtiger sind als
staatliche Verträge und Kontakte. Am 9. November 1989 haben sie
lernen müssen, dass es immer noch etwas jenseits der angeblich so
alternativlosen Realpolitik gibt: die Kraft der Freiheit und des
Selbstbestimmungsrechts der Völker, auch die des Zusammenhaltes eines
Volkes, hier des deutschen. Täglich muss die Außenpolitik der
demokratischen Staaten auch heute noch diesen Balanceakt bewältigen.
Und nicht immer hat man den Eindruck, dass sie gelernt hat. Beispiel
Tibet oder Taiwan und das Kuschen vor China, Beispiel
Panzer-Lieferungen nach Saudi-Arabien. Aber auch der Zaun, der Israel
und Palästina trennt, kann, so nachvollziehbar die Gründe für ihn
sein mögen, nie und nimmer das Ende der Geschichte sein. Die Mauer
stellt noch heute die Frage nach Schuld und Verantwortung jener, die
sie errichtet und 28 Jahre lang geschützt oder schön geredet haben.
Sie stellt aber auch an jeden anderen, der nicht in der DDR
eingesperrt war, die Frage, wie er selbst sich verhalten hätte, wenn
er hinter sie gezwungen gewesen wäre und Wege hätte finden müssen, um
sein einziges Leben anständig zu leben. Es gibt darauf keine
einfachen Antworten, schon gar keine kollektiven. Die Mauer ist in
jedem Fall, wie so manches andere Bauwerk in Deutschland und Europa,
ein weiterer trauriger Anlass, um in Ost und West gemeinsam zu sagen:
Nie wieder. Wenigstens dafür lohnt es sich, einige Meter dauerhaft
stehen zu lassen.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

347055

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Özdemir: Merkel fehlt Kohls Leidenschaft für Europa Düsseldorf (ots) - In der Schuldenkrise hat Grünen-Chef Cem Özdemir die Bundesregierung scharf angegriffen. "Ich vermisse bei Kanzlerin Merkel kohlsche Leidenschaft für Europa", sagte Özdemir der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagausgabe). Özdemir betonte: "Wenn man etwas von Helmut Kohl lernen kann, dann, dass man für die Europäische Union etwas tun muss." Deutschland vermittelte in Europa den Eindruck, "als wollten wir eine Art größere Schweiz sein. Diese Haltung können wir uns und kann sich Europa aber nicht mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Bundesregierung will Nachflugverbot in Köln/Bonn verhindern Köln (ots) - Köln. Das Bundesverkehrsministerium droht, das von der rot-grünen NRW-Landesregierung geplante Nachtflugverbot für Passagierflüge am Flughafen Köln/Bonn zu kippen. In einem dem "Kölner Stadt-Anzeiger" vorliegendem Brief an das nordrhein-westfälische Verkehrsministerium schreibt die Berliner Behörde, dass sie "erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit" des Vorgehens habe. Man bitte daher um Verständnis dafür, "dass sich das Bundesverkehrsministerium ein fachaufsichtliches Einschreiten vorbehält, sollte das Landesministerium mehr...

  • WAZ: Messer-Attentäter von Gelsenkirchen hatte offenbar rechtsextremen Hintergrund Essen (ots) - Der Messerstecher von Gelsenkirchen, der Dienstagnacht (9. August) zwei Polizisten lebensgefährlich verletzte, hat offenbar eine rechtsradikale Vergangenheit. Ehemalige Mitschüler identifizierten den 21-jährigen Markus K. Das berichten die Zeitungen der Essener WAZ-Mediengruppe (Samstagausgabe). Der Gymnasiast habe damit geprahlt, NPD-Mitglied zu sein, so die Mitschüler. Der Essener Staatsanwalt Marcus Schütz (33) sagte der WAZ, er habe auch "was von einem rechtsradikalen Hintergrund gehört", will aber den Sachverhalt mehr...

  • LVZ: Bayerische Grünen-Fraktionschefin Bause: Mit Ude als SPD-Ministerpräsidentenkandidat "rückt der Machtwechsel eindeutig näher" Leipzig (ots) - Die Grünen in Bayern haben die Oppositionsparteien im Landtag zu einem entschlossenen Bündnis im Kampf gegen die CSU-geführte Staatsregierung mit dem Ziel eines Machtwechsels 2013 aufgefordert. Angesichts der Bereitschaft von Münchens SPD-Oberbürgermeister Christian Ude, für die SPD bei der nächsten Landtagswahl als Spitzenkandidat anzutreten, meinte Margarete Bause, Grünen-Fraktionschefin im Landtag in München, in einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend-Ausgabe): "Ich bin erfreut darüber, dass mehr...

  • Der Tagesspiegel: FDP nennt Bedingungen für Zustimmung zum Euro-Rettungsschirm und lehnt dessen Ausweitung ab / Fraktionschef Brüderle: Wer sich nicht an die Regeln hält, gefährdet die europäische Wäh Berlin (ots) - Berlin - Die FDP will ihre Zustimmung zum EU-Rettungsschirm Ende September von klaren Regeln zur Schuldenbegrenzung der Euro-Länder abhängig machen und lehnt einen Ankauf von Anleihen klammer Euroländer zur Zinssenkung ab. "Länder die nicht in der Lage oder nicht willens sind, sich an die Regeln zu halten und eigene Anstrengungen zu unternehmen, gefährden die europäische Währungsunion", sagte FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle dem "Tagesspiegel am Sonntag". Brüderle forderte die Einführung einer Schuldenbremse "in der mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht