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NRZ: Terror 3.0 aus der Schattenwelt / Auch der Staat kann Anschläge nicht verhindern.

Geschrieben am 25-07-2011

Essen (ots) - Noch immer ist die abscheuliche Bluttat des Anders
Behring Breivik rätselhaft. Fragen kann man auch den norwegischen
Sicherheitskräften nicht ersparen: Warum brauchte die Polizei so
lange, um einzugreifen? Über anderthalb Stunden konnte der Mörder
ungestört Jagd auf Jugendliche machen. Unfassbar.

Überschattet von dem grauenvollen Massaker im Ferienlager ist der
Bombenanschlag, der weite Teile des Osloer Regierungsviertels
verwüstete und acht Menschen das Leben kostete. Kann eine einzelne
Person so gewaltigen Schaden anrichten oder gab es Komplizen?

Die schnelle Erklärung, man habe es mit einem verwirrten
Einzeltäter zu tun, ist angreifbar. Heutzutage bilden Terroristen
nicht mehr Gruppierungen nach dem Muster der RAF. Selbst
Terror-Organisationen wie Al Kaida existieren vor allem im virtuellen
Raum. Sie vernetzen sich insgeheim und anonym im Internet. Anschläge
werden dann von einzelnen Personen ausgeführt, im Hintergrund wirken
aber oft Helfershelfer mit.

Gegen diesen Terror 3.0 ist kein Kraut gewachsen. Auch die
Vorratsspeicherung von Daten, die nun von einigen Bundespolitikern
aus der Schublade gezaubert wird, hätte die Anschläge nicht
verhindern können. Selbst umfassende staatliche Kontrolle, die wir
uns im Interesse unserer freiheitlichen Grundordnung besser nicht
wünschen sollten, könnte staatsfeindliche Umtriebe im weltweiten Netz
nicht verhindern.

Ein Blick in das sogenannte "Manifest" des Attentäters offenbart
ein wirres Weltbild, gespeist von Informationsquellen aus dem
Internet. Verschwörungstheorien inklusive Ritter, Tod und Teufel
spielen dabei eine Rolle, aber auch konkreter Hass gegen linke
Parteien und die sogenannte Multikulti-Gesellschaft. Eine biizarre
Schattenwelt des Fantastischen.

Ganz real sind die vielen tausend Nutzer und Blogger, die
kritiklos an solchen Unfug glauben. Dieser weltanschauliche
Hintergrund führt zu einer internationalen, islamfeindlichen,
nationalistischen Szene, die seit Jahren in ganz Europa immer mehr
Anhänger gewinnt und auch in Parlamenten mitredet. In Ungarn,
Österreich, Italien, den Niederlanden und in ganz Skandinavien sind
Rechtspopulisten politisch höchst erfolgreich - auch weil es hier und
da offensichtlich Probleme im Zusammenleben verschiedener Kulturen
gibt.

Es gehört zu den Spielregeln der Demokratie, dass man Missstände
anprangern darf. Hass und Intoleranz der Rechtsextremen vergiften
aber unsere Gesellschaft und schaffen den Nährboden für
nationalistischen Terror, der sogar vor Anschlägen auf das eigene
Volk nicht zurückschreckt.



Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion

Telefon: 0201/8042607


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