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Westdeutsche Zeitung: Freiwillige können den Zivildienst nicht ersetzen - Die Folgen einer verkorksten Reform Ein Kommentar von Lothar Leuschen

Geschrieben am 26-06-2011

Düsseldorf (ots) - Meistens dauert es nicht sehr lange, bis sich
schlechte Ideen als solche herausstellen. Im Falle der Abschaffung
des Wehrdienstes ging das sehr schnell. Denn kaum war beschlossen,
dass junge Männer nach Schule oder Ausbildung nicht mehr zum "Bund"
müssen, kam auch schon kaum jemand mehr. Nun wissen die Generäle von
heute schon nicht mehr, wie sie die Generäle von morgen rekrutieren
sollen.

Und ab 1. Juli wird ein weiterer Malus der übereilten
Bundeswehrreform offenbar. Denn ohne Wehrpflicht keine Pflicht zum
Zivildienst. Um das auszugleichen, hat die Regierung den
Bundesfreiwilligendienst erfunden. Aber den will kaum jemand leisten.
Nun schlagen die Sozialdienste Alarm, kritisieren ihrerseits zu Recht
die Guttenberg'sche Reform im Schweinsgalopp. Zwar sei die Qualität
etwa in der Pflege nicht gefährdet, für "humanitäre Extras" wie
Spaziergänge oder längere Gespräche aber gebe es womöglich kein
Personal mehr, heißt es. Das ist eine bedrückende Vorstellung.

In dieser Situation ist guter Rat teuer - im wahrsten Sinne. Es
ist sehr unwahrscheinlich, dass sich bis 2012 die 35 000 benötigten
Freiwilligen finden, die für das Taschengeld in Höhe von 330 Euro im
Monat die Arbeit von Zivis erledigen.

Ohnehin passt Freiwilligkeit nicht zu dem, was Schülern in den
vergangenen Jahren erzählt worden ist. Zu lange Schulzeiten, zu lange
Studienzeiten, zu wenige Einzahler in die Rentenkasse. Also werden
Gymnasiasten jetzt innerhalb von acht statt neun Jahren zum Abitur
geführt, und das universelle Studium ist in vielen Fachbereichen
einer verschulten Wissensvermittlung bis zum Bachelor gewichen.

Es wird sich mithin kaum vermeiden lassen, die Folgen einer
verkorksten Bundeswehrreform mit Hilfe des Steuerzahlers zu mildern.
Die Freiwilligen müssen besser bezahlt und sollten bei der Suche nach
einem Studienplatz für ihren Einsatz belohnt werden. Und auch für die
Bundeswehr gilt, dass Mäuse mit Speck gefangen werden. Die Besten
kosten mehr. Das ist auch bei Schülerinnen und Schülern so. Und die
Bundeswehr ist auch auf gut gebildete Rekruten angewiesen.

All das müssen jene gewusst haben, die viel zu schnell aus der
Wehrpflicht ausgestiegen sind. Warum sie es dennoch taten, bleibt ihr
Geheimnis.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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