(Registrieren)

Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Urteil im Kachelmann-Prozess In sich gehen BERNHARD HÄNEL

Geschrieben am 31-05-2011

Bielefeld (ots) - Jörg Kachelmann ist ein freier Mann. Juristisch
korrekt, aber letztlich unbefriedigend ist diese Entscheidung des
Landgerichts Mannheim. Nicht von ungefähr nennen Juristen
Entscheidungen, in denen nicht über Schuld oder Unschuld befunden
werden konnte, einen Freispruch zweiter Klasse. Ein Tribut an die
Rechtsstaatlichkeit, nicht mehr und nicht weniger. Der spektakuläre,
fast neun Monate und 44 Verhandlungstage lange Prozess hat einiges
verändert in der Republik. Bei weitem nicht zum Guten. Wir erlebten
eine Staatsanwaltschaft, die sich mit dem Vorwurf konfrontiert sah,
sie sei eine unsägliche Kumpanei mit den Medien eingegangen. In der
Tat verwunderte die Munitionierung einzelner Zeitungen und Magazine
mit Details aus dem Ermittlungsverlauf. Beweisen ließ sich auch das
nicht, was einem Freispruch dritter Klasse gleichkommt. Zu Recht
reagiert die kritische Öffentlichkeit zornig auf die Amerikanisierung
der Arbeit mancher Staatsanwaltschaften und einiger Polizei- und
Justizvollzugsbehörden. Das begann bereits vor dem
Kachelmann-Prozess. Erinnert sei nur an die Zurschaustellung der
Verhaftung von Ex-Postchef Klaus Zumwinkel in seinem Privathaus. Das
voyeuristische Interesse an dem medialen Strahlemenschen Kachelmann,
die zähe Beweisaufnahme, das Stochern im Nebel von Wahrheit und Lüge,
hat die Arbeit der Medien nicht erleichtert. Sie liefen Gefahr,
manche unterlagen ihr auch, sich zum Instrument von Anklage oder
Verteidigung zu machen. Darüber muss die Zunft in sich gehen. Es ist
an der Zeit zu akzeptieren, dass Bettgeschichten anderer Leute
Privatsache sind; auch ihre ausgelebten Sexualphantasien. Solange sie
beidseitig akzeptiert sind. Wenn nicht, sind Richter und
Staatsanwälte gefordert. Kachelmanns Freispruch darf daran nichts
ändern. Diese Gewissheit müssen Vergewaltigungsopfer haben.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

335160

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Streit um Anti-Terror-Gesetze spitzt sich zu - FDP attackiert CSU-Innenminister Düsseldorf (ots) - Der Koalitionsstreit um die Anti-Terror-Gesetze eskaliert. Nachdem Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) den Konflikt mit dem Begriff "linksliberale Fundamentalisten" zugespitzt hatte, warf der Chef der Jungen Liberalen, FDP-Vorstandsmitglied Lasse Becker, dem Innenminister ein falsches Verfassungsverständnis vor. "Lieber bin ich ein liberaler Fundamentalist als ein konservativer Verfassungsgegner", sagte Becker der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Mittwochausgabe). "Wer jeden Bürger Tag und Nacht mehr...

  • Rheinische Post: EKD-Ratschef Nikolaus Schneider: Landeskirchen müssen im Kampf gegen Missbrauch nacharbeiten Düsseldorf (ots) - Der rheinische Präses und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, hat die Landeskirchen im Umgang mit Missbrauchsfällen zu mehr Anstrengungen aufgefordert. "Wir müssen auf einen vergleichbaren Level kommen", sagte Schneider der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Mittwochausgabe): "Das heißt auch, dass einige Landeskirchen noch nacharbeiten müssen." Die evangelische Kirche müsse aus den Missbrauchs-Skandalen in Deutschland die Lehre ziehen, "dass wir eine hohe organisatorische mehr...

  • Rheinische Post: Medizinischer Dienst der Krankenkassen soll Chef-Gehälter offen legen Düsseldorf (ots) - Die Chefs des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) sollen die Höhe ihrer Gehälter in Zukunft veröffentlichen müssen. Nach Informationen der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Mittwochausgabe) wird eine entsprechende Gesetzesänderung noch in das Infektionsschutzgesetz eingebracht, das Mitte Juli in Kraft treten soll. 2012 müssten die MDK-Geschäftsführer in Bund und Ländern dann erstmals ihre Gehälter offen legen. "Beim MDK handelt es sich um beitragsfinanzierte Institutionen. Es ist nur mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Partei-Mitglieder CDU rutscht unter 500000er-Marke Halle (ots) - Die CDU hatte Ende April nur noch 500387 Parteimitglieder und ist im Mai nach Angaben aus Parteikreisen vermutlich ebenso wie zuvor die SPD unter die 500000er-Marke gerutscht. Das berichtet die in Halle erscheinende "Mitteldeutsche Zeitung" (Online-Ausgabe) unter Berufung auf Parteikreise und mit Blick auf die bisherige Mitgliederentwicklung. So hat die CDU seit Jahresbeginn monatlich etwa 1000 Mitglieder verloren. Ende März waren es 501190, Ende 2010 noch 505314 Mitglieder gewesen. Die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft mehr...

  • WAZ: Grüne wollen schwarz-gelbem Energiewendekonzept nicht zustimmen Essen (ots) - Die Grünen wollen dem Konzept zur Energiewende der Bundesregierung nicht ohne Nachbesserungen zustimmen. "Wir erwarten, dass für jedes einzelne Atomkraftwerk ein realistischer Abschaltplan vorgelegt wird", sagte Parteichefin Claudia Roth den Zeitungen der WAZ-Gruppe (Mittwochausgaben). Zugleich lehnte sie den Weiterbetrieb eines Altreaktors bis 2013 für den Notfall ab: Die ältesten Meiler müssten vom Netz bleiben, ohne Hintertüren. "Wenn die Regierung etwas vorlegt, was Anti-Klimaschutz-Politik ist, dann kommt eine Zustimmung mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht