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Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Die Krise in Europa und der Eurovision Song Contest Mehr Leidenschaft VON STEFAN BRAMS

Geschrieben am 13-05-2011

Bielefeld (ots) - Europa gibt derzeit kein gutes Bild ab.
Dänemarks Rechtspopulisten schließen die Grenzen wieder, scheren mal
eben im Alleingang aus dem Abkommen von Schengen aus. Zwischen
Frankreich und Italien sieht es in der Auseinandersetzung um den
Umgang mit Flüchtlingen aus Nordafrika keinen Deut besser aus. Auch
in Finnland drohen die populistischen "Wahren Finnen" mit weiteren
Alleingängen, sperren sich gegen die Hilfe für Portugal. Nein, ein
gemeinsames, solidarisches Europa sieht anders aus. Und dies sind ja
nur ein paar Beispiele, wie sehr es hakt und wie wenig attraktiv,
geschlossen und anziehend die Europäische Union für ihre Bürger auch
außenpolitisch auf der Weltbühne derzeit daherkommt. Wird so
weitergewirtschaftet - dann ist das Ende dieser Gemeinschaft nahe.
Gut, dass es noch den Eurovision Song Contest gibt. Der wird an
diesem Samstag wieder mehr als 120 Millionen Zuschauer in ganz Europa
vor den Bildschirmen vereinen. Denn erneut gilt es, im friedlichen
Sängerwettstreit dem eigenen Land die Daumen zu drücken, sich zu
vergleichen, mitzufiebern, die anderen zu kritisieren, sich zu
amüsieren über skurrile Auftritte, Liedchen und Lieder, ironische und
folkloristische, ernstes und patriotisches Getöse. Hier findet Europa
spielerisch zusammen. Für einen mehrstündigen Abend ist alles leicht,
und man erlebt eine Gemeinschaft im friedlich-spielerischen
Wettstreit miteinander. Keine schlechte Botschaft - in diesen Zeiten,
in denen der Vorrat an Gemeinsamkeiten, an Solidarität in Europa sich
täglich stärker zu verbrauchen scheint. Überhaupt ist der Song
Contest seit seiner Gründung 1956 immer schon ein durchaus
politisches Ereignis gewesen und längst nicht nur ein Event. Der
Ostblock kreierte in der Zeit des Kalten Krieges gar eine eigene
Ostkopie. Und Spaniens Diktator sah sich genötigt, den Wettbewerb zu
manipulieren. 1968 ersetzte Franco die katalanische Siegerin des
spanischen Vorentscheides kurzerhand durch die Madrider Sängerin
Massiel, die mit dem Titel "Lalala" antrat und gewann. Für Gänsehaut
sorgte die Friedensdemonstration im Jahr 1999. Zum Schluss des
Sängerwettstreits hielten sich alle Teilnehmer an den Händen und
sangen gemeinsam "Halleluja", um so auf die Situation im Kosovo
aufmerksam zu machen. Der ESC ist eben doch mehr als nur ein
Schlagerwettbewerb. Er ist auch ein Spiegel von Befindlichkeiten und
Spannungen in Europa. Und er kann ein Symbol für Europas Stärke sein.
Spielerisch vereint im Wettstreit um das beste Lied in Europa,
begeistert unser schöner alter Kontinent so viele Menschen für sich
wie sonst nie. Europa braucht mehr solche Momente, in denen es sich
gemeinsam spürt und erlebt jenseits von rationalem Kalkül. Es gilt
eine Europa-Leidenschaft, eine europäische Identität und ein
gemeinsames Lebensgefühl zu wecken. Dann dürften die Anti-Europäer,
die in Europa wieder Schlagbäume errichten und die europäische Idee
der kleingeistigen Nationalstaaterei opfern wollen, weniger leichtes
Spiel haben.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


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