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Biogasrat kritisiert EEG-Vorschläge des Umweltministers und stellt eigenes Marktprämienmodell vor

Geschrieben am 10-05-2011

Berlin (ots) -

- Wenig Mut zum Markt
- Vergütungsstruktur noch komplizierter
- Direktverstromung gefährdet
- Biogas-Einspeiseziele so nicht erreichbar

Der Biogasrat e.V. hat den Erfahrungsbericht des
Bundesumweltministers zum EEG und seine Eckpunkte für das EEG 2012
einer ersten kritischen Würdigung unterzogen und zugleich einen
eigenen Vorschlag für ein marktnahes und einfaches Vergütungssystem
unterbreitet. In einer eigenen Studie hat der Biogasrat in
Zusammenarbeit mit dem Deutschen Biomasse Forschungszentrum (DBFZ)
und Prof. Dr. Christoph Weber, Lehrstuhl für Energiewirtschaft der
Universität Duisburg/Essen ein Marktprämienmodell entwickelt, nach
dem die Mehrkosten der Stromerzeugung aus Biogas gegenüber der
konventionellen Stromerzeugung durch eine einheitliche Marktprämie
erstattet werden und die übrigen Kosten und der Gewinn durch
Teilnahme am Strommarkt erwirtschaftet werden muss. Der
Umweltminister hat dagegen vorgeschlagen, dass die Erzeuger
erneuerbarer Energien entweder wie bisher eine feste
umlagefinanzierte Vergütung erhalten oder aber monatlich für die
Teilnahme am Strommarkt optieren können. Das Marktrisiko wird durch
einen komplizierten Ausgleichsmechanismus bis zu den
durchschnittlichen EEX-Preisen des Vormonats ausgeglichen. Hier sieht
der Biogasrat "zu wenig Mut zum Markt". Reinhard Schultz,
Geschäftsführer des Biogasrat e.V.: "Wir brauchen die Chancen und
Risiken einer vollen Marktteilnahme, um alle Effizienzreserven zu
heben und das System auf Dauer billiger zum machen." Professor Weber
sieht die Gefahr des "Rosinenpickens" bei den Marktteilnehmern. "Wer
von Monat zu Monat wählen kann, ob er am Strommarkt sein Geld
verdienen oder von der Umlage leben will, der versucht nur dann am
Markt zu arbeiten, wenn höhere Verdienste winken. Das verteuert das
System eher, als dass die Umlagekosten gesenkt werden." Professor
Weber hat hierzu einen wissenschaftlichen Vergleich beider Modelle
erarbeitet.

Wärmenutzungspflicht realistisch optimieren

Große Probleme sieht der Biogasrat in den sehr hohen Vorgaben des
BMU zur Wärmenutzung in KWK-Anlagen. "60 Prozent-Wärmenutzung bei der
Vor-Ort-Verstromung ist nur an optimalen Standorten möglich, 90
Prozent Wärmenutzung in Anlagen, die Biogas aus dem Erdgasnetz
beziehen, führt zu einer deutlich geringen Stromerzeugung ohne
angemessenen Kostenausgleich im Vergütungssystem", erklärt Dr. Thomas
Stephanblome, stellvertretender Vorsitzender des Biogasrat e.V.. Der
Biogasrat hat seinerseits vorgeschlagen, bei der Vor-Ort-Verstromung
mindesten 30% Wärmenutzung zur Auflage zu machen und besonders
effiziente KWK-Anlagen mit 70% Wärmenutzung oder mehr durch einen
KWK-Effizienzbonus zu belohnen. "Dadurch wird sichergestellt, dass in
der Regel ein standortsangepasste Optimierung von Strom- und
Wärmeerzeugung stattfindet und zugleich das Angebot an Biogas-Strom
deutlich wächst", unterstreicht Reinhard Schultz. "Nach dem Modell
des BMU ist die Vor-Ort-Verstromung so gut wie tot, und der
Biogas-Einspeisemarkt wird auch nicht so anspringen, wie es die Ziele
der Bundesregierung vorsehen."

Einfaches und transparentes Vergütungssystem gefordert

Der Biogasrat kritisiert das komplizierte Vergütungssystem, das
der BMU vorschlägt. "Grundvergütung, Rohstoffklasse I, Rohstoffklasse
II, Sonderregelung für Abfälle, Kapazitätskomponente - all das ist
noch komplizierter als das bisherige, aus dem Ruder gelaufene
Bonus-System." Der Biogasrat hat dagegen eine einheitliche
Einsatzstoff unabhängige Vergütung vorgeschlagen, die auch helfen
soll, das Potenzial an biogenen Reststoffen für die Biogasproduktion
zu erschließen. Auch die vom BMU vorgeschlagene Vergütungshöhe steht
beim Biogasrat in Kritik. "Bei der hohen Wärmenutzung und geringen
Stromerzeugung, die der BMU-Entwurf will, reichen die Vergütungssätze
pro erzeugter Kilowattstunde Strom nicht aus. Wenn die Wärmenutzung
realistisch, wie in unserem Vorschlag angesetzt würde, lägen BMU und
Biogasrat wieder näher beieinander", unterstreicht Reinhard Schultz.

Nachhaltigkeit für die gesamte Landwirtschaft, nicht nur für
Bioenergien

Ärgerlich ist aus Sicht des Biogasrat e.V. auch der Unterton im
Entwurf des Erfahrungsberichts des BMU. Unnötigerweise verstärkt der
Erfahrungsbericht in der BMU-Fassung - wider besseren Wissens - viele
gängigen Vorurteile gegen die Biogaserzeugung. Zum Beispiel werden
die Ursachen für Mais-Monokulturen beim Energiemais gesucht. Probleme
fehlerhafter landwirtschaftlicher Praxis beim Einhalten von
Fruchtfolgen, bei dem Umgang mit Dünger und damit zusammenhängenden
Grundwasserproblemen werden einseitig dem Energiemais zugeschoben.
Daraus werden dann restriktive Vorgaben für die Nutzung von Mais als
Energiepflanze hergeleitet, z.B. die Begrenzung des Maisanteils im
Substratmix auf 60 % oder besondere Nachhaltigkeitsanforderungen.
Dabei bestehen die meisten Probleme nur in Regionen mit besonders
dichter Tierhaltung. In anderen Regionen ist Mais eher selten. Der
Biogasrat drängt seit langen, dass zum einen ähnliche
Nachhaltigkeitsregeln, wie sie für Biokraftstoffe gelten, auch für
die Erzeugung und Nutzung von Biomasse überhaupt gelten müssen. Für
Biogas als Kraftstoff gelten sie ja schon heute. Darüber hinaus
fordert der Biogasrat, dass für die Produktion und Nutzung von
Feldfrüchten insgesamt ein gemeinsames Nachhaltigkeitsregime
geschaffen werden muss, das weiter geht, als die weichen Cross
Compliance Regeln der EU. Das muss sich auf die Einhaltung von
Fruchtfolgen, die Aufnahme des natürlichen Düngers aus Gärresten in
das Düngeregime bis hin zur tendenziellen Verdrängung von
Kunstdünger, Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität und auf den
Grundwasserschutz beziehen. Der Biogasrat fordert, dass alle
Biogasanlagen nach Bundesimmissionsschutzgesetz genehmigt und
überwacht werden, einschließlich der Anpassungspflicht an den Stand
der Technik.

Neben der Ökobilanz muss die Treibhausgasbilanz bei der
Biogaserzeugung und Nutzung im Mittelpunkt stehen. Technisch
optimierte Biogasanlagen mit regenerativer Prozessenergie und einem
guten Wärmekonzept sind hinsichtlich der Treibhausgasminderung den
meisten Alternativen gegenüber unschlagbar.

Die Studie "Optimierung der marktnahen Förderung von
Biogas/Biomethan unter Berücksichtigung der Umwelt- und Klimabilanz,
Wirtschaftlichkeit und Verfügbarkeit" des Biogasrat e.V., die
Stellungnahme des Biogasrat e.V. zum Erfahrungsbericht EEG des BMU
sowie die vergleichende Kurzstudie zu den Marktprämienmodellen steht
Ihnen unter nachfolgendem Link zum Download zur Verfügung.
http://biogasrat.de/index.php?option=com_docman&Itemid=129



Pressekontakt:
Geschäeftsstelle Biogasrat e.V.
Kontakt: Janet Hochi
Dorotheenstraße 35
10117 Berlin
Tel: 030-20143133
Email: geschaeftsstelle@biogasrat.de


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