(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Das Recht des Mörders Verfassungsgericht kippt Sicherungsverwahrungs-Gesetz

Geschrieben am 04-05-2011

Cottbus (ots) - Sind sie nur noch weltfremd und verantwortungslos?
Erst die Täter, dann die Opfer, ist das neuerdings der Maßstab? Die
Karlsruher Verfassungsrichter werden sich diesen Zorn nach ihrem
gestrigen Urteil zur Sicherungsverwahrung zuziehen. Gemach.
Keinesfalls lässt das Gericht alle Sexualmörder morgen frei. Es
gewährt dem Gesetzgeber sogar eine großzügige Übergangsfrist, obwohl
die meisten Sicherheitsverwahrten genau genommen seit Mittwoch zu
Unrecht festgehalten werden. Karlsruhe verlangt aber, dass künftig
auch bei Schwerstverbrechern der Rechtsstaat eingehalten wird. Das
ist keine Prinzipienreiterei und keine Petitesse. Das Recht auf
Freiheit der Person, das die Verfassungsrichter mit der bisherigen
Form der Sicherheitsverwahrung massiv verletzt sehen, gehört zu den
unveräußerlichen Grundrechten. Sie sind die eigentliche Lehre aus
Diktatur und Nazi-Barbarei. An keiner Stelle dürfen sie aufgeweicht
werden. Die Sicherungsverwahrung war eine Erfindung der Nazis, bei
ihr wurde diese Lehre nicht gezogen. Im Gegenteil, sie wurde
Jahrzehnt um Jahrzehnt fortgeschrieben. Vom "Wegsperren, aber für
immer" des Gerhard Schröder bis zu der von den Ländern Bayern und
Baden-Württemberg durchgesetzten nachträglichen Verhängung wurde sie
nach Belieben noch verschärft, wann immer der Stammtisch danach rief.
Nebenbei wurden dabei weitere zentrale Grundsätze unseres
Rechtssystems verletzt, das Willkürverbot und das Verbot der
Doppelbestrafung. Damit ist nun Schluss. Trotzdem gilt: Viele Sexual-
und Gewaltstraftäter, die nicht therapierbar sind, sind Monster in
Menschengestalt. Die Gesellschaft muss vor ihnen geschützt werden.
Diese schwierige Sicherheitsabwägung halst Karlsruhe nun den
Politikern auf, die das Gesetz zu reformieren haben. Allerdings hat
das Gericht einige Kriterien formuliert. Das Wegsperren darf demnach
nur noch bei höchster Gefahr angeordnet werden und muss mit
Therapieangeboten verbunden sein. Abstandsgebot zur Strafhaft nennen
das die Richter. Freilich hätten sie ruhig auch ein Wort an die
eigenen Reihen richten dürfen. So wie die Sicherheitsverwahrung
häufig leichtfertig verhängt wurde, so wurden auch häufig ebenso
leichtfertig Täter mit entlastenden Psycho-Gutachten wieder auf ihre
nächsten Opfer losgelassen. Es fehlte und fehlt auf vielen Ebenen der
Justiz an Verantwortungsgefühl und Engagement für einen sachgerechten
Umgang mit Schwerstkriminellen. Es dürfte daher noch ein langer,
komplizierter und auch teurer Weg sein, bis sich hier ein neues
System etabliert hat, das verfassungsfest ist und zugleich den
Menschen Sicherheit gibt.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

329896

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Schmid will Normalverdiener entlasten und Abgeltungssteuer anheben Düsseldorf (ots) - Der künftige baden-württembergische Finanzminister Nils Schmid (SPD) plädiert für eine spürbare Entlastung kleinerer und mittlerer Einkommen. "Ein Entlastungssignal für die Normalverdiener ist wichtig", sagte Schmid der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe). "Wenn wir zu Recht den Spitzensteuersatz bei der Einkommensteuer anheben wollen, müssen wir einen Teil der Mehreinnahmen zur Entlastung der unteren und mittleren Einkommen verwenden. Der so genannte Mittelstandsbauch muss abgeflacht mehr...

  • Rheinische Post: Baden-Württembergs Schmid fordert Gesetz zur Atom-Endlagersuche Düsseldorf (ots) - Baden-Württembergs designierter Vize-Regierungschef Nils Schmid (SPD) hat ein rasches Gesetz zur Endlagersuche für den Atommüll in Deutschland gefordert. "Wenn wir jetzt das Ende des Atomzeitalters einläuten, dann müssen wir uns gleichzeitig auch endlich auf die bundesweite Endlagersuche festlegen und das Verfahren dazu gesetzlich regeln", sagte Schmid der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe). "Wir müssen ein transparentes und wissenschaftlich objektiviertes bundesweites Suchverfahren mehr...

  • Rheinische Post: Vorsitzender des Zentralrats der Muslime Mazyek kritisiert Merkel wegen Äußerung zu bin Laden Düsseldorf (ots) - Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, hat die Äußerung von Bundeskanzlerin Merkel zum Tod Osama bin Ladens kritisiert. "Als Bundeskanzlerin mit Vorbildcharakter für Deutschland und als Vorsitzende einer christlichen Partei ist dieser Satz in Hinblick einer angemessenen Pietät suboptimal", sagte Mazyek der "Rheinischen Post"(Donnerstagausgabe). Mazyek warnte auch davor, Terror mit gleicher Münze heimzuzahlen: "Der Terror in der Welt hat viel Perversion in die Weltgemeinschaft mehr...

  • Rheinische Post: NRW-Wirtschaftsminister sorgt sich um Demag Düsseldorf (ots) - Die Anzeichen für eine drohende Übernahmeschlacht um die Düsseldorfer Demag Cranes haben gestern NRW-Wirtschaftsminister Harry K. Voigtsberger (SPD) auf den Plan gerufen. Nach Gesprächen mit dem Unternehmen sieht der Minister "Anlass, von der Bundesregierung erneut die Anpassung des deutschen Übernahmerechtes an europaweit geltende Standards zu fordern", so Voigtsberger gegenüber der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe). "Was der Bund im vergangenen Jahr im Falle der Hochtief AG mehr...

  • Rheinische Post: SPD lädt Energiechefs zu Gipfeltreffen über Atomausstieg Düsseldorf (ots) - Am kommenden Dienstag berät die SPD-Führung mit den Chefs der vier großen Energiekonzerne sowie Vertretern der Netzbetreiber und der Öko-Energiebranche über den Atomausstieg. Das berichtet die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Donnerstagausgabe) unter Berufung auf Parteikreise. Damit kommt SPD-Chef Gabriel Kanzlerin Merkel zuvor, die Ende des Monats mit Vertretern der Wirtschaft über den beschleunigten Atomausstieg beraten will. Bei dem Treffen im Willy-Brandt-Haus, an dem SPD-Chef Sigmar Gabriel und mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht