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tz München: Was macht eigentlich Axel Berg (52)? Die neue Energie eines Ex-Politikers Sein Job, sein Leben, seine Pläne

Geschrieben am 15-04-2011

München (ots) - Er galt bis 2009 als der rote Klecks auf der
tiefschwarzen Bayernkarte. Der einzige SPD-ler, der es geschafft hat,
die CSU beim Rennen um die Bundestags-Direktmandate zu besiegen. Axel
Berg (52) genoss selbst bei seiner Abwahl im Stimmkreis 218
München-Nord mehr Sympathien als die SPD. Der Sozialdemokrat
erkämpfte sich bei der persönlichen Beliebtheit im Vergleich zu
seiner Partei Platz drei in Deutschland hinter Ex-Doktor Karl-Theodor
zu Guttenberg und Hans-Christian Ströbele, der Ikone der Grünen in
Berlin. Berg war ein Star im immer kleiner werdenden Haufen der
Sozialdemokratie. Einer, der sich bundesweit vermarkten ließe, wäre
die SPD eben nicht die SPD. Die Partei hat Berg geopfert. Doch der
ist mit sich mittlerweile im Reinen, der Zorn ist verraucht. "Wenn es
die Partei will, stehe ich 2013 wieder bereit", sagt er. Axel Berg in
seinem Stammcafé, daheim in Schwabing. Den Nimbus des Unbesiegbaren
hat er bei der Erdrutsch-Niederlage der SPD 2009 trotz glänzenden
persönlichen Ergebnisses verloren. Er ist zum Opfer geworden eines
Nominierungskriegs seiner Münchner Genossen, einer fatalen Mischung
aus Intrigen und Selbstzerstörung. Sie wollten ihr Zugpferd nicht
über die Landesliste absichern. Dann verlor er knapp gegen Johannes
Singhammer (CSU). Das Spiel war aus. Und seitdem steht die
SPD-Hochburg München ohne Vertreter im Bundestag da. Doch das ist
Schnee von gestern. "Mir geht es super, der liebe Gott meint es gut
mit mir", sagt der 52-Jährige. Allein das Lachen verrät seine
Zufriedenheit. Er arbeitet in einem kleinen Büro in seiner Wohnung,
beschäftigt sich mit seinem Lieblingsthema, der nachhaltigen
Energiepolitik. Hier war er schon in der Fraktion im Bundestag von
1998 an gefragter Experte. "Bezahlbare, umweltfreundliche Energie ist
die wichtigste Zukunftsfrage auf der Welt." Heute ist Berg
Deutschland-Vorsitzender von Eurosolar, der Europäischen Vereinigung
für Erneuerbare Energien. Er hat in München die Energiewerk Stiftung
mitbegründet. Sie soll der Stadt Wege aufzeigen, wie der Abschied von
Atom- und Kohlekraftwerken gelingen kann. "Die Engergiewende findet
zu Hause statt", betont Berg. Er will überzeugen, dass München und
die Umlandorte gemeinsam die Wende schaffen können. "Die Stadt hat
das Geld, draußen ist der Platz für solche Projekte", lautet der
Leitgedanke. Mit Eurosalar verfolgt er aber auch große Ziele. "Wir
haben Pläne für ein Projekt an der A7 in der Schublade. Auf den 1000
Kilometern von Dänemark bis Österreich sollen entlang der Autobahn
bis zu 1500 Windräder und Photovoltaikmodule angebracht werden."
Utopien oder Spinnereien? "Sicher kostet das Milliarden", gibt Berg
zu. "Aber es kostet auch nicht mehr als neue Atom- oder
Kohlekraftwerke. Doch die Politik ist noch nicht soweit. Die
schwarz-gelbe Bundesregierung hat uns um Jahre zurückgeworfen auf
diesem Weg", sagt Berg. Der Aufschwung der Grünen sei ein Spiegelbild
dafür. Dass "seine" SPD aus der Schwäche der Regierung kein Kapital
schlagen kann, bereitet Berg Kopfzerbrechen. "Dabei stehen doch die
Chancen nicht schlecht, dass das rot-grüne Modell 2013 wieder an die
Macht kommt." An die Macht mit Berg als Abgeordnetem? "Die
SPD-Delegierten vom Bundeswahlkreis haben mich bereits gefragt. Die
Nominierung ist schon im nächsten Jahr", weiß Berg. Doch von Münchens
SPD-Bossen hat er nichts gehört. "Es ist wahrscheinlich schwerer, von
der Partei nominiert als von den Bürgern gewählt zu werden", wundert
sich Berg. "Ich will aber keine schmutzige Wäsche waschen. Das nutzt
doch nur den Schwarzen." Berg ist nach wie vor SPD-ler. "Das kann man
nicht ablegen, in dieser Partei bin ich daheim." Dann flackert wieder
das zufriedene Lächeln auf. Hier strotzt die neue Energie eines
Ex-Parlamentariers. Einer, der mehr war als ein roter Klecks auf
einer Polit- Landkarte. Stefan Dorner



Pressekontakt:
tz München
Redaktion
Telefon: 089 5306 505
politik@tz-online.de


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