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Schlampige Bus- und LKW-Prüfungen bei der DEKRA Aufsichtsbehörde in Hessen: Qualitätsprobleme sind "keine Einzelfälle" / "Report Mainz", 11. April 2011, 21.45 Uhr im Ersten

Geschrieben am 11-04-2011

Mainz (ots) - Bei der Fahrzeugüberwachungsorganisation DEKRA gibt
es offenbar massive Qualitätsprobleme bei der amtlichen Prüfung von
Bussen und LKW. Das zeigen Recherchen des ARD-Politikmagazins "Report
Mainz". Im Zuge einer Verkehrskontrolle Mitte März in Heidelberg
untersuchten von der Polizei beauftragte KFZ-Sachverständige u. a.
elf Schulbusse, die zuvor der regelmäßigen Überprüfung durch die
DEKRA unterlagen. Keiner der Busse blieb unbeanstandet. Die
Sachverständigen fanden bei acht der Fahrzeuge "erhebliche Mängel",
drei Busse stuften sie als "verkehrsunsicher" ein. Gerd Neumann,
Mitglied der Geschäftsführung bei der DEKRA Automobil GmbH, räumte
gegenüber "Report Mainz" Qualitätsprobleme "im Einzelfall" ein. Der
Vorfall werde derzeit aber intern noch weiter untersucht.

Nach den Recherchen von "Report Mainz" sind DEKRA-Prüfingenieure
bereits in der Vergangenheit mit schlampigen Prüfungen aufgefallen.
In einer internen Überprüfung der zuständigen Aufsichtsbehörde in
Hessen aus dem Jahr 2009, die "Report Mainz" vorliegt, ist von
"extremen Schnellprüfern" die Rede. Um die Schnellprüfungen zu
verschleiern, betrieben die Prüfingenieure "Statistiktuning". Dem
Magazin liegen zudem aktuelle und verdeckt gedrehte Video-Aufnahmen
vor. Sie zeigen mutmaßliche Schnellprüfungen an LKW durch einen
DEKRA-Prüfingenieur. In einem Fall dauert eine komplette amtliche
Hauptuntersuchung nur zehn Minuten. Der KFZ-Experte und
Aufsichtsdezernent im Regierungspräsidium Darmstadt, Andreas
Fleischhauer, hält in solchen Fällen mindestens eine halbe Stunde für
eine korrekte Prüfung für erforderlich. Für ihn sind die
Qualitätsprobleme bei der DEKRA keine Einzelfälle: "Da steckt schon
auch ein strukturelles Problem dahinter."

Hintergrund ist offenbar das Vergütungssystem bei der DEKRA. Nach
einem "Report Mainz" vorliegenden Dokument werden die Prüfingenieure
über das monatliche Grundgehalt hinaus am Umsatz beteiligt, wenn sie
mehr als eine bestimmte Zahl von Fahrzeugen pro Tag prüfen. Demnach
liegt die Erfolgsbeteiligung "bei LKW bzw. Bus-Prüfungen" bei 40
Prozent. Die DEKRA wollte diese Zahlen bislang nicht offiziell
bestätigen. Der DEKRA-Geschäftsführer Gerd Neumann verteidigt das
System allerdings: "Wir passen das immer wieder an, gar keine Frage.
Aber wir haben keine Hinweise, dass das Vergütungssystem an sich das
Problem ist." Ein Insider, ein ehemaliger DEKRA-Prüfingenieur,
berichtete hingegen dem ARD-Magazin: "Dieses System lädt gerade dazu
ein, sein Monatseinkommen aufzubessern. Ich habe noch nie erlebt,
dass ein DEKRA-Prüfer Probleme bekommen hat, weil er zu viel Umsatz
gemacht hat, obwohl ab gewissen Umsätzen eine ordentliche Prüfung
ganz offensichtlich nicht mehr möglich ist."

Der verkehrspolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen im
Bundestag, Toni Hofreiter, fordert deshalb eine Überprüfung des
DEKRA-Vergütungssystems: "Es verleitet dazu, zu schludern, und das
kann in einem solchen sicherheitsrelevanten Bereich nicht sein."

Die Recherchen sind auch vor dem Hintergrund brisant, dass die
Bundesländer derzeit über eine Neuorganisation der Aufsicht über die
Überwachungsorganisationen diskutieren. Im Gespräch ist, den privaten
"Verein für Qualitätsmanagement in der Fahrzeugüberwachung" mit so
genannten unangekündigten Nachkontrollen zu beauftragen. Zu dem
Verein gehören allerdings ausschließlich Prüforganisationen. Neben
dem TÜV ist dies vor allem die DEKRA. Kritiker befürchten deshalb,
dass bei einer Beauftragung des Vereins die Unabhängigkeit der
staatlichen Aufsicht gefährdet werden könnte.

Zitate gegen Quellenangabe frei.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an "Report Mainz", Tel.:
06131/929-3351.


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